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17.08.2023

Fachkräfte wollen Klimaschutz

Gehalt, Urlaubstage & Dienstwagen garantieren immer seltener eine schnelle Besetzung offener Stellen. Jede:r Dritte würde für Nachhaltigkeit und Klimaschutz auf Gehalt verzichten.

Autor: Saskia Schmidt

Klimaschutz ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor auf dem Arbeitsmarkt

Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) blieben 2022 in Deutschland mehr als 630.000 Stellen für Fachkräfte unbesetzt. Es mangelt an qualifizierten Arbeitssuchenden und Bewerbungen. Durch demographische und regionale Herausforderungen hat sich das Bild der letzten Jahrzehnte gewandelt: Unternehmen finden sich plötzlich in der Position, sich positiv vom Wettbewerb abheben und aktiv um Arbeitskräfte werben zu müssen. Denn die Zahlen sprechen für sich: Die Arbeitnehmenden haben die Wahl. Doch was wünschen sich Bewerberinnen und Bewerber?

Sinnvolle Jobs

Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind für Arbeitskräfte relevante Faktoren bei der Wahl des Arbeitsplatzes. Bereits jeder Zweite gibt Nachhaltigkeit als wichtigen Anreiz für den Arbeitsplatz an. Besonders jüngeren Generationen ist eine Sinnhaftigkeit im Job wichtig. Es geht nicht mehr einzig und allein um Geld und Ansehen. Sie schreiben dem Klimawandel vermehrt Bedeutung zu und sind über diesen sowie zukünftige Szenarien informiert. Denn ihre Zukunft wird wesentlich von den Folgen des Klimawandels beeinflusst. Ihnen ist verantwortliches und lösungsorientiertes Handeln wichtig – auch von Unternehmen. Junge Arbeitskräfte können mit klimafreundlichen Werten und Haltungen überzeugt werden.

Doch nicht nur jüngere Menschen beschäftigt der Klimawandel mit seinen ökologischen und sozialen Folgen. 2022 gaben knapp 70 Prozent der Mitarbeitenden an, dass sie sich mehr Bedeutung für das Thema Klimaschutz im Betrieb wünschen – und das quer durch alle Altersklassen.

Zielgruppe erreichen

Unternehmen sollten sicherstellen, dass sich potenzielle Bewerberinnen von ihren Nachhaltigkeits- und Klimaschutzbemühungen ein Bild machen können. Dabei spielt die Webseite eine wichtige Rolle. Es empfiehlt sich daher, die Haltung, Werte und Ziele eines Unternehmens darzustellen. Wenn bereits Maßnahmen umgesetzt wurden, lassen sich potenzielle Fachkräfte damit überzeugen, wenn sie ansprechend präsentiert werden. Gängige Social-Media Plattformen, auf denen sich potenzielle Fachkräfte aufhalten, sollten genutzt werden, indem Betriebe regelmäßige Postings mit Bezug zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz einführen oder sogar eine Themen- Reihe starten. Auf diesem Wege können sie kontinuierlich ihre Vorhaben und Schritte kommunizieren.

Wichtig ist, realistisch zu bleiben und darauf zu achten, ehrlich zu kommunizieren. Unternehmen sollten lieber offen zu Strukturen und Prozessen mit Verbesserungspotenzialen stehen als diese zu beschönigen. Sonst laufen sie Gefahr, in das sogenannte Greenwashing abzurutschen.

Bei freien Positionen können Unternehmen die Relevanz des betrieblichen Klimaschutzes bereits im Recruiting-Prozess darlegen. Die Stelleninserate sollten authentisch die Haltung repräsentieren. So zeigen Unternehmen, dass es für sie ein relevantes Thema ist und eine Rolle in vielen Bereichen spielt. Überzeugen die Inserate und der Webauftritt eines Unternehmens, sollte auch ein Part im Bewerbungsgespräch dafür eingeräumt werden. Hierzu empfiehlt es sich, vorab einen strukturierten Fragen- und Informationskatalog zu entwerfen oder anderweitig von den Bestrebungen zu berichten. Unternehmen sollten aufzeigen, dass sie sich auf Bewerberinnen und Bewerber mit Bereitschaft und Motivation freuen und dass ein Mitwirken oder sogar Vorantreiben erwünscht ist. Der gesamte Recruiting-Prozess sollte so klimafreundlich wie möglich gestaltet werden. So können Unternehmen Bewerbungsunterlagen ausschließlich digital annehmen, Erstgespräche digital führen, um Anreisen zu vermeiden und mit digitalen Personalakten arbeiten, um den Papierverbrauch zu reduzieren.

Eine Basis für die Zukunft

Gelingt es einem Unternehmen, die Bewerber von sich zu überzeugen, und kommt es zu einem Vertragsabschluss, sollte der Fokus auf einer langfristigen Zusammenarbeit liegen. Auch im Berufsleben ist Selbstwirksamkeit für die Zufriedenheit relevant. Durch das Gefühl, etwas bewegen zu können und für einen sinnvollen Zweck zu handeln, werden nicht nur neue Fachkräfte, sondern auch bereits Angestellte vom Betrieb überzeugt. Das Gute mit dem Nützlichen verbinden heißt größer denken.

Klimaschutzthemen sind nicht nur ein wichtiger Faktor in der Bewerbungsphase. Ebenso bedeutsam ist es, den Mitarbeitenden auch zukünftig die Möglichkeit einzuräumen, Verbesserungen voranzutreiben. Klimaschutzthemen sollten priorisiert und zu einem Teil der Unternehmensstrategie werden. Angestellte benötigen Zeit und Raum, um sich mit dem Klimaschutz zu befassen: Kleine Angebote wie ein Themenfrühstück oder eine offene Diskussion im Rahmen des Teammeetings binden die gesamte Belegschaft in den Prozess ein. Wer mehr machen will, kann Arbeitsgruppen (Grüne Teams) gründen, Workshops mit Expertinnen zum Thema veranstalten oder Weiterbildungen fördern.

Erste Tipps finden sich auf der Webseite der KliMaWirtschaft, einem gemeinsamen Projekt des BVMW und des Fraunhofer IPK. Blogartikel oder Checklisten geben Inspiration.

Gut zu wissen

Die KliMaWirtschaft unterstützt kostenlos auf dem Weg zu effizientem Klimaschutz. zum aktiven Aufbau eines Klimamanagements statt. Ergänzt werden diese durch Austauschund Vernetzungsangebote sowie schriftliche Informationen in Form einer Wissensplattform oder durch Arbeitsblätter und Checklisten. Unternehmensberater oder Multiplikatoren sind beim Workshop am 17. Oktober genau richtig. Anmeldung unter klimaschutz-wirtschaft.de

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