Beim G20-Side-Event in São Paulo wurden Klimaschutz, Investitionschancen und Kooperationen für deutsche Mittelständler intensiv diskutiert.
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Mit mehr als 750 Millionen Menschen umfasst es den größten Markt der Welt und bietet enormes Potenzial – insbesondere für den Mittelstand in Deutschland.
Nach über 25 Jahren intensiver Verhandlungen haben die Europäische Union und der Mercosur, bestehend aus Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay, ein historisches Freihandelsabkommen abgeschlossen.
Der Mercosur ist ein bedeutender Handelspartner der EU. Im Jahr 2023 beliefen sich die EU-Exporte in die Mercosur-Länder auf 56 Milliarden Euro bei Waren und 28 Milliarden Euro bei Dienstleistungen (2022). Darüber hinaus ist die EU mit einem Investitionsbestand von 340 Milliarden Euro (2021) der größte ausländische Investor in der Region. Diese Zahlen unterstreichen die strategische Bedeutung des neuen Abkommens, das darauf abzielt, den bilateralen Handel weiter zu fördern und Investitionen zu erleichtern.
Ein zentrales Ziel des Abkommens ist der Abbau tarifärer und nichttarifärer Handelshemmnisse, die häufig KMU besonders betreffen. Aktuell exportieren bereits mehr als 30.000 europäische Unternehmen, darunter viele KMU, in den Mercosur. Die Europäische Kommission schätzt, dass durch die schrittweise Abschaffung von Zöllen Einsparungen in Höhe von 4 Milliarden Euro realisiert werden können – ein wesentlicher Anreiz für weitere Exporteure.
Besonders attraktiv ist, dass mehr als 350 europäische Produkte durch geografische Angaben geschützt werden. Gleichzeitig müssen Exporteure aus dem Mercosur die strengen EU-Standards in den Bereichen Gesundheit und Lebensmittelsicherheit einhalten. Dies schafft faire Wettbewerbsbedingungen und bietet deutschen Unternehmen zusätzliche Sicherheit.
Das Abkommen ist in zwei Teile unterteilt: ein Handelsabkommen und ein Kooperationsabkommen. Während das Handelsabkommen mit einer qualifizierten Mehrheit im Europäischen Rat und Parlament verabschiedet werden kann, benötigt das Kooperationsabkommen die Zustimmung aller EU-Mitgliedstaaten. Um Verzögerungen zu minimieren, kann das Handelsabkommen bilateral in Kraft treten. Das bedeutet, dass Deutschland beispielsweise mit Argentinien oder Brasilien bereits kooperieren kann, auch wenn nicht alle EU-Länder zugestimmt haben.
Innerhalb der nächsten zehn Jahre ist eine schrittweise Senkung der Zölle für Waren und Dienstleistungen geplant. Dadurch wird der Marktzugang erleichtert und langfristig eine stabilere Handelsbeziehung zwischen der EU und dem Mercosur etabliert.
Ein eigener Abschnitt des Abkommens ist speziell den Bedürfnissen von KMU gewidmet. Es werden Maßnahmen entwickelt, um die Herausforderungen zu bewältigen, denen kleine Unternehmen bei grenzüberschreitenden Geschäften begegnen. Für deutsche KMU, die oft mit begrenzten Ressourcen arbeiten, sind Vereinfachungen im Marktzugang und die Reduktion von Handelsbarrieren besonders vorteilhaft.
Das EU-Mercosur-Abkommen eröffnet deutschen KMU neue Perspektiven, um in einem aufstrebenden Markt Fuß zu fassen oder ihre Position zu stärken. Die schrittweise Umsetzung ermöglicht es, sich an die neuen Bedingungen anzupassen und langfristig vom Abbau von Handelshemmnissen zu profitieren. Mit den richtigen Strategien und einer klaren Vision können KMU dieses Abkommen nutzen, um ihre internationalen Aktivitäten auszubauen und nachhaltiges Wachstum zu erzielen.
Dieses Abkommen ist nicht nur ein Meilenstein für den internationalen Handel, sondern auch eine Chance für Innovation und wirtschaftliche Stabilität – insbesondere für die kleinen und mittelständischen Unternehmen, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden.