Botschafter Lothar Freischlader

Deutsche Botschaft Katar

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03.09.2024

Interview mit dem deutschen Botschafter in Katar

Botschafter Lothar Freischlader stärkt bilaterale Beziehungen: Kooperation zwischen German Mittelstand BVMW GCC Office und deutscher Botschaft fördert Bildung und Innovation

Das German Mittelstand GCC Office hat eine starke Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft in Katar aufgebaut und gemeinsam bedeutende Initiativen organisiert, wie die Unterstützung deutscher Teilnehmer an einem Arabisch-Sprachstipendienprogramm in Katar und die Vermittlung von Praktika für Schüler der Deutschen Schule. Unter der aktiven Mitwirkung von S.E. Lothar Freischlader, dem deutschen Botschafter in Katar, der an diesen Initiativen teilnimmt und hochrangige Delegationen empfängt, die vom German Mittelstand GCC Office organisiert werden, haben wir uns mit S.E. zusammengesetzt, um seine Erkenntnisse und Perspektiven zu erfahren.

Herr Freischlader, da sich das einjährige Jubiläum Ihrer Amtszeit in Doha nähert, würden wir gerne von Ihren Erfahrungen und Eindrücken während Ihrer Zeit in Katar erfahren. Wie hat sich Ihre Sicht auf das Land seit Ihrer Ankunft verändert? Welche Momente oder Ereignisse waren bisher die Höhepunkte Ihrer bisherigen Tätigkeit?

Botschafter Lothar Freischlader: Es ist beeindruckend, nach mehr als 30 Jahren nach Katar und in die Region zurückzukehren und die immense Entwicklung zu sehen, die dieses Land durchlaufen hat. Leider bin ich erst nach der Weltmeisterschaft 2022 eingetroffen, sodass ich die vielen Spiele, die Katar so hervorragend organisiert hat, nicht miterleben konnte. Die Entscheidung, die Weltmeisterschaft hier in Doha und erstmals in der Geschichte in der Golfregion auszutragen, war ein bedeutender Impulsgeber für die Entwicklung in zahlreichen Bereichen, die weit über die moderne Infrastruktur und den Tourismussektor hinausgehen, den man heute hier vorfindet. Es verschaffte Katar und Doha weltweite Sichtbarkeit und führte zu erheblichem Lob und wachsender Popularität in Europa und in der Welt. Heute sind deutsche Touristen die drittgrößte Gruppe unter den ausländischen Besuchern in Katar. Viele sind von ihren Erfahrungen in Katar und der katarischen Gastfreundschaft beeindruckt. Eines meiner Ziele ist es, den Austausch zwischen unseren beiden Ländern zu intensivieren und zu vertiefen. Politisch gesehen waren die Besuche von Seiner Hoheit Scheich Tamim bin Hamad Al Thani in Berlin im Oktober 2023 sowie ein kurzer Besuch des deutschen Bundespräsidenten Dr. Frank-Walter Steinmeier in Doha im November 2023 sicherlich Höhepunkte für mich, und ich hoffe auf viele weitere. Persönlich bewundere ich die Offenheit der Katarer gegenüber Forschung, Wissenschaft, Innovation und neuen Technologien wie z.B. Künstliche Intelligenz (KI), Medizin oder Webgeschäft. Diese Entwicklungen werden nicht als „riskante Unternehmungen“ betrachtet, sondern als Chancen für ein besseres Leben und Fortschritt.

Mit der Entscheidung des BVMW, sein GCC-Hauptquartier in Doha im selben Gebäude wie die deutsche Botschaft zu errichten, wie sehen Sie dies in Bezug auf die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Katar?
Im selben Gebäude zu sein hat bestimmte Vorteile für Besucher, die sowohl Angelegenheiten mit der Botschaft als auch mit dem BVMW-Büro besprechen möchten, und es erleichtert natürlich auch unseren Austausch.

Während des jüngsten Qatar Economic Forum mit Bloomberg haben wir die Partnerschaft zwischen dem German Mittelstand GCC Office und dem Qatar Research, Development, and Innovation (QRDI) Council bekannt gegeben, die beide Länder bei ihren Innovations- und Wirtschaftsentwicklungszielen unterstützt. Wie glauben Sie, wird sich diese Partnerschaft auf die bilateralen Beziehungen zwischen beiden Ländern auswirken?
Wie ich bereits erwähnt habe, ist Katar ein ausgesprochen innovationsfreundlicher Staat und bietet daher ideale Voraussetzungen für diese Art von Zusammenarbeit – zum Nutzen beider Seiten. In einer hochkompetitiven Region wie der unseren hat Katar in seiner Nationalen Vision 2030 strategische Ziele festgelegt, die erhebliche Investitionen in Bereiche wie Künstliche Intelligenz und Innovation vorsehen. Ziel ist es, eine wissensbasierte und diversifizierte Wirtschaft aufzubauen. Dies wird es Katar ermöglichen, seine Spitzenposition zu behaupten und in der MENA-Region als Vorreiter mit einem herausragenden Geschäftsumfeld und einer exzellenten Infrastruktur zu bleiben. Auf diesem Weg kann Deutschland viel beitragen, sowohl durch seine renommierten Forschungsinstitutionen wie die erstklassigen Universitäten und das Max-Planck-Institut als auch durch zahlreiche hochkarätige deutsche Unternehmen, ob groß oder klein. Ich hoffe, dass die verstärkten deutsch-katarischen Geschäftsbeziehungen uns gemeinsam ermöglichen werden, die vielfältigen Chancen und Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Das Potenzial ist meiner Meinung nach enorm!

Wie schätzen Sie die Beziehung zwischen dem BVMW GCC Office und der Deutschen Internationalen Schule in Doha ein? Welche Auswirkungen glauben Sie, wird das Praktikumsprogramm auf dem lokalen Markt für Schüler der Deutschen Schule auf die Stärkung der bilateralen Beziehungen und die Bereitstellung praktischer Erfahrungen für junge Talente haben?
Ich bin sehr dankbar, dass wir die Deutsche Internationale Schule Doha (DISD) haben, die Kindern ab 3 Jahren eine hochwertige deutschsprachige Ausbildung bietet. Diese Ausbildung führt bis zur 12. Klasse und endet mit dem GIB („Gemischtsprachiges Internationales Baccalaureat“), das den erfolgreichen Schülern den direkten Zugang zu Universitäten in Deutschland und weltweit ermöglicht. Die Möglichkeit für Schüler der 10. Klasse, ein Praktikum bei einem lokalen Unternehmen zu absolvieren, ist besonders wertvoll, da sie ihnen bei der Orientierung für ihre zukünftige berufliche Laufbahn helfen kann. In Deutschland haben Schüler die Option, die Schule nach der 10. Klasse mit einem Abschluss zu verlassen und eine Ausbildung bei einem Unternehmen zu beginnen, während sie parallel dazu Teilzeit eine Berufsschule besuchen.

Die DISD verleiht diesen Abschluss erfolgreichen Schülern nach den Prüfungen der 10. Klasse, sodass das Praktikum ihnen dabei helfen könnte, über ihre zukünftige berufliche Orientierung nachzudenken. Um der wachsenden Zahl von Schülern an der DISD genügend Praktikumsplätze bieten zu können, sind wir dem BVMW GCC Office sehr dankbar, dass es sich bereit erklärt hat, mehrere Plätze zur Verfügung zu stellen. Dies kann nur eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten sein: die Unternehmen, die Schule, unsere bilateralen katarisch-deutschen Beziehungen und – am wichtigsten – die Schüler.

Nachdem Sie erstmals eine hochrangige Delegation von über 50 CEOs und Vorsitzenden in die Region begrüßt und begleitet haben, wie war Ihr Eindruck von den Delegationen und ihrem Beitrag zu den katarisch-deutschen Beziehungen?
Als Botschafter freue ich mich stets über das große Interesse deutscher Unternehmen, hier in Doha Geschäftsmöglichkeiten zu erkunden. Aus meinen zahlreichen Gesprächen mit katarischen Partnern weiß ich, dass sie ein wachsendes Interesse an Deutschland haben, während deutsche Unternehmen die Vorteile von Investitionen in Katar erkennen. Für mich sind Besuche in beide Richtungen besonders erfolgreich, wenn sie zu greifbaren Ergebnissen und weiterführenden Maßnahmen führen.

Das Interview wurde aus dem Englischen übersetzt und leicht gekürzt.

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