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Bayerisch Gmain, 07.07.2023 Lesezeit: 3 Minuten

Nachhaltige "Tourismus-Helden" in Bayern

Eine Branche, die besonders stark mit ihrer direkten Umwelt verbunden ist, richtet sich für die Zukunft aus. Ein Beispiel eines mittelständischen Familienbetriebes aus Bayern.

Autor: Tourismus Oberbayern München (TOM) e.V. / K. Kirchermeier

Der Klosterhof in Bayerisch Gmain (https://www.klosterhof.de/de/n...) ist stark in seiner Region verwurzelt und betrachtet Nachhaltigkeit deshalb als zentralen Punkt in seiner Unternehmens-Strategie. Im Interview erzählt Dr. Andreas Färber davon, wie Nachhaltigkeit tatsächlich umgesetzt werden kann und wie das Unternehmen, die Gäste, die Umwelt und die Region davon profitieren.

Er und seine Frau führen das Tourismus-Unternehmen als Familienbetrieb.

ERZÄHLEN SIE DOCH MAL,… DR. ANDREAS FÄRBER!

Was bedeutet für Sie der Begriff Nachhaltigkeit? Beschreiben Sie den Begriff in drei Worten.

Der Nachhaltigkeitsbegriff aus Klosterhof-Perspektive in drei Worten bzw. Werten: Bewusstsein, Engagement und Wertschätzung.

Der Klosterhof ist ein familiengeführtes Hotel, dessen historischer Kern auf eine über 500-jährige Geschichte zurückschauen kann. Wir sind uns der Verantwortung gegenüber diesem besonderen Ort und den Menschen, die ihn tagtäglich mit Leben und Begeisterung füllen bewusst. Das gilt für unsere Gäste, für unsere MitarbeiterInnen aber auch für LieferantInnen und die Region.

Unser persönliches Engagement im Kontext Nachhaltigkeit bezieht sich natürlich auf den Umweltschutz aber auch die anderen Qualitäten der Nachhaltigkeit mit einem Fokus auf ein gutes Leben, auch für die nachkommenden Generationen. Tagtäglich versuchen wir Nachhaltigkeit zu einem zentralen Element des Denkens zu machen und fassen dabei neben den ökologischen gleichermaßen auch ökonomische und soziale Aspekte ins Auge.

Die Wertschätzung für unsere Ressourcen, für unsere Umwelt und unsere Mitmenschen bestimmt unser Handeln heute und trägt diese in die Zukunft.

Woher kam der Impuls den Klosterhof nachhaltig auszurichten?

Unsere Jahrhunderte alte Geschichte steht bereits für Nachhaltigkeit und dies bedingt die Verantwortung, diese in die Zukunft zu tragen. Sie ist ein zentraler Bestandteil der heutigen Klosterhof-Identität. An diesem besonderen Ort lässt sich in einzigartiger Weise die Vision verwirklichen, einen Ort zu schaffen, der selbst Nachhaltigkeit lebt und die Menschen, die sich hier begegnen, inspiriert.

Schon beim Bau des neuen Klosterhofes 2016 war somit ein Nachhaltigkeitskonzept der Leitfaden für unsere Entscheidungen. Nach fünf Jahren wollten wir dieses Konzept noch einmal weiter schärfen. Das EU-Ecolabel hat hier motiviert und mit dem Fokus auf die Etablierung von nachhaltigen Prozessen einen Weg in die Zukunft gezeigt.

Welche ausschlaggebenden Veränderungen mussten Sie als Betrieb vornehmen, um mit dem „EU Ecolabel“ als erstes Hotel in Deutschland ausgezeichnet zu werden?

Für die Auszeichnung galt es ein Nachhaltigkeitskonzept vorzulegen, dass eine Bandbreite an verpflichtenden und optionalen Kriterien erfüllt, um wesentlichen Umweltauswirkungen entgegen-zutreten. Entscheidend für mich war vor allen, dass dabei der Focus auf Prozesse und nur sekundär auf Produkte gelegt wurde.

Aufgrund unseres erwähnten Nachhaltigkeitskonzeptes wurde bereits beim Bau der Grundstein für ein ökologisches Gebäude und einen energiesparenden Betrieb geachtet. Geschützt in einer Senke liegend, beinahe vollständig verkleidet mit Lärchenschindeln und durch die Intensivbegrünung am Dach fügt sich das Haus in das Landschaftsbild ein und unterstreicht die ästhetische Qualität der Natur.

Durch eine weiter verbesserte Wärmedämmung, die volle Ausschöpfung bei der Wärmerückgewinnung oder z.B. auch durch Wasser-Durchflussbegrenzer, konnten weitere Optimierungspotentiale ausgereizt werden.

Ein bedeutender Meilenstein für die Zertifizierung mit dem EU Ecolabel war 2021 die Ergänzung unseres Nachhaltigkeitskonzeptes um ein vollumfängliches E-Mobilitäts-Konzept. Damit wollen wir eine ökologische, am besten autofreie Anreise fördern und vor Ort einzigartige und zugleich nachhaltige Erlebnisse bieten.

Wie wird die nachhaltige Ausrichtung des Wellnesshotels von Ihren Gästen angenommen? Legen Ihre Gäste großen Wert auf nachhaltige Angebote?

Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der zunehmenden Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft haben sich natürlich auch die Werte, Erwartungshaltungen und Anforderungen im Hinblick auf die Angebote verändert. Gleichzeitig sehen wir, dass unsere Bemühungen, die Identität des Klosterhofs zu unterstreichen und ihn noch nachhaltiger auszurichten, auf Anklang treffen. So animiert unser hausinternes „Green Choice“- Angebot Gäste auf ressourcenreiche, aber aktuell nicht benötigte Hotelleistungen zu verzichten. Im Austausch wurden so bereits Spendengelder im fünfstelligen Bereich für die Reichenhaller Bergwacht generiert. Echte Inspiration ist ansteckend, solange sie nicht belehrend daherkommt.

Welche zukünftigen Pläne haben Sie für den Betrieb hinsichtlich nachhaltiger Veränderungen? Gibt es hier noch Luft nach oben?

Wie bereits erwähnt verstehen wir die nachhaltige Gestaltung als aktiven Prozess, in dem sich der Klosterhof und unser Team gleichermaßen weiterentwickeln. Der technische Fortschritt aber z.B. auch gesellschaftliche Veränderungen fordern eine ständige Anpassung und neue Verbesserungen werden realisierbar. Dafür braucht es Aufmerksamkeit und Zeit, sowie einen Raum, in dem man mit und voneinander lernt und wächst.

Wie nehmen Sie den Tourismus in Bayerisch Gmain wahr und was wünschen Sie sich zukünftig für den Tourismus in Oberbayern?

Bayerisch Gmain und das benachbarte Bad Reichenhall bieten einen einzigartigen Natur- und Kulturraum mit einer langen Tradition. Diesen gilt es zu erhalten und ihn zugleich aber anzupassen auf die neuen Herausforderungen. Ziel muss eine Nachhaltigkeit sein, die den Menschen vor Ort, für die Touristen wie für die Bevölkerung, heute und in der Zukunft, ein gutes Leben in einer intakten Natur ermöglicht. Wesentlich ist daher sicherlich ein ressourcen-schonender oder besser -reaktivierender Prozess, der zugleich für eine hohe Wertschöpfung in der Region steht.

Für Bayerisch Gmain und den Tourismus Oberbayern würde ich mir wünschen, dass wir gemeinsam mutig bereit sind, die Zukunft zugleich zu bewahren und zu gestalten.

Quelle: Das Interview mit Dr. Andreas Färber wurde mit freundlicher Genehmigung von Tourismus Oberbayern München (TOM) e.V., Prinzregentenstr. 89, 81675 München aus https://top.oberbayern.de/tour...übernommen.

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