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K. Kirchermeier

Themen

Internet & Digitalisierung
Traunstein, 26.10.2023 Lesezeit: 5 Minuten

„Es geht nicht darum Menschen zu ersetzen“

Handwerker und Unternehmer informieren sich über die Künstliche Intelligenz – Unverzichtbare Chancen stehen ungeregelten Risiken gegenüber

Autor: Andreas Wittenzellner, K. Kirchermeier

Das Wort von der „Künstlichen Intelligenz“ (KI) macht seit einigen Jahren die Runde, der Einsatz ist vor allem aus dem Wirtschaftskreislauf nicht mehr wegzudenken. Zu groß sind die Auswirkungen auf Gewerbetreibende, Unternehmen und ihre Angestellten. Aber auch für den Bürger, Kunden und Verbraucher ist die KI mehr und mehr Teil des täglichen Lebens – und das oft ganz unbemerkt. Wird doch das Sprachmodell ChatGPT (Generative Pre-trainend Transformer) – ganz gleich ob das GPT-3 oder das neue, noch viel größere GPT-4 – genutzt um natürliche Sprache zu erzeugen, die sich zum Beispiel in Form von vielen Antwort-Emails wiederfindet. So dramatisch sind die Umwälzungen, dass sogar die Gründer des ChatGPT-Sprachmodells OpenAI kürzlich warnten, eine sich entwickelnde „Superintelligenz“ könnte zum Aussterben der Menschheit führen und rief selbst nach Kontrollmechanismen.

Für das Handwerk und den Mittelstand stellt sich zunehmend die Frage, ob man hier den Einstieg in den rasant fahrenden Zug nicht verpasst, in dem große Unternehmen schon lange sitzen und ihre Prozesse unter Mithilfe der KI optimieren. Grund genug, sich mehr mit den textbasierten Chatbots mit Basis auf Künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen, was am Montag Abend rund 50 Unternehmer – darunter viele Handwerksvertreter - in dem offenen Informationsabend im Bildungszentrum der Handwerkskammer in Traunstein taten.

Ein „enorm wichtiges Thema für den Mittelstand.“ So benannte es Kornelia Kirchermeier Repräsentantin für den Chiemgau und das Berchtesgadener Land des Initiators der Veranstaltung, Der Mittelstand, BVMW e.V. zum Auftakt des zweistündigen Vortrags- und Diskussionsabend den sie zusammen mit ihren Rosenheimer Kollegen ausrichtete. Die Künstliche Intelligenz ist in vielen Firmen und Wirtschaftsbereichen nicht mehr wegzudenken.

Franz Ertl: "Richtig gut"

Franz Ertl, Leiter des Bildungszentrums der Handwerkskammer betonte als Hausherr der Veranstaltung die positiven Erfahrungen, die er mit ChatGPT im praktischen Arbeitsleben gemacht habe. „Besser geht es nicht. ChatGPT ist richtig gut!“. Er machte deutlich, dass sich die Verwendung der Künstlichen Intelligenz auch im Handwerk stark ausbreite und kommen werde.

Dominik Hofmann von der Deutschen Telekom in Rosenheim ging auf den Trend zu mehr Digitalisierung ein und betonte die Priorität, die sein Arbeitgeber der KI beimesse: „Die Telekom beteiligt sich in allen Bereichen was die Digitalisierung angeht.“ ChatGPT sei ein wichtiger Bestandteil dabei. Er betonte, dass es in den vergangenen Jahren sehr viel kritischen Stimmen zur künstlichen Intelligenz gegeben habe, auch was das Risiko von massenhaften Arbeitsplatzvernichtungen angehe. Dies sehe er als gering an: „Es wird keine Jobs gefährden.“

Professor Dr. Alexander Lutz, Hochschullehrer der Wirtschaftsinformatik an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management in München machte als Hauptredner der Handwerker- und Unternehmerveranstaltung gleich ein kleines Experiment mit den rund 50 Anwesenden. „Die Maschine hat euch einfach ein bisschen manipuliert“ zeigte er schon im ersten Ansatz Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz auf. „Die natürliche Intelligenz schlägt die Künstliche in manchen Fällen schon noch“ schränkte er gleich ein und fügte warnend hinzu: „Manchmal phantasiert ChatGPT auch noch etwas hinzu.“

Er zeigte Zusammenfassungen von Texten und Videos auf. Auch die Möglichkeit, sich Dinge beibringen zu lassen („Zeige mir Gitarrenchorde“) oder professionelle und auf die Person optimierte Gesundheitspläne von „Doktor GPT“ schreiben zu lassen, seien für das Technikwunder eine Kleinigkeit. Dabei erörterte er auch die Weiterentwicklungen von den Versionen Chat GPT-3.5 und die noch präzisere Version 4.0, die mit 100 Billionen Parametern trainiert wurde und in vielen Bereichen eine effektive Unterstützung ist. Wie beispielsweise das KI-Klon des eigenen Schreibstils, das diesen analysiert und optimiert, beziehungsweise sofort in verwendbare Texte umwandelt.

Fake-News, Fiktion und Plagiate

Die Anwesenden wurden von dem KI-Experten Lutz dann in die Welt der Kriminalfälle geführt. So sei Mitte Oktober in Ludwigsburg der über eine Tonne schwere „Rekordkürbis“ gestohlen worden. Der Professor für Wirtschaftsinformatik machte am Ende der virtuellen Verbrecherjagd deutlich, dass mit ChatGPT ab einem gewissen Zeitpunkt alle relevanten Daten, Bilder und Spuren manipuliert beziehungsweise am Computer generiert wurden und das aufzuklärende Verbrechen de facto nur Fiktion war.

Er führte aus, das ChatGPT beziehungsweise die Künstliche Intelligenz gemäß einer amerikanischen Studie insbesondere Buchhalter, Mathematiker und Schriftsteller ersetzen können. Den Arbeitsplatz als Gerichtsschreiber sehe er als gefährdet an, Köche, Friseure und Mechaniker könnten hingegen schwer ersetzt werden.

Der promovierte Biologe ging auf die Grundsatzfrage „Chance oder Gefahr“ ein und machte deutlich: „Wo Licht ist, da ist auch Schatten!“. Bildlich zeigte er auf, dass Risiken zunähmen. Wie beispielsweise der „Enkeltrick“ in der die durch die für den kriminellen Zweck missbrauchte eigene Stimme gerade ältere Familienmitglieder so verunsichern könne, dass der Trick leichter gelingen könne. Auch auf die Gefahr geheime Firmendaten über ChatGPT zu bearbeiten wies er hin. Dies berge enorme Risiken mit sich.

In der Diskussion tauchten Fragen wie beispielsweise die nach der Verwendung von KI-generierten Texten und Bildern auf. Hier machte er deutlich, dass bei den Plagiaten kaum Urheberrechte einklagbar seien. Er zeigte ein Beispiel wo menschliche Gesichter aus 10.000enden von Gesichtsteilen generiert würden. Damit sei auch die Frage nach Urheberrechten kaum lösbar. Über die Internetseite „this-person-doesnt-exist.com“ („Diese Person existiert nicht“) könne man Gesichtsbilder von nicht existierenden Personen sehen.

Technisch brauche man für die Nutzung der KI einen gut ausgestatteten Server beziehungsweise eine entsprechende Cloud. Dennoch seien die Kosten für die Hardware mit mehreren Tausend Euro im noch überschaubaren Bereich. Er riet den anwesenden Unternehmern mit kleineren Pilotprojekten in unkritischen Projekten zu starten um sich mehr mit dem Thema Künstliche Intelligenz vertraut zu machen. Und natürlich brauche es auch einen Verantwortlichen im Unternehmen, den „Chief Digital Officer“, den man benennen solle.

Abschließend betonte er in einem positiven Statement zur KI: „Es geht nicht darum die Menschen zu ersetzen!“. Menschen sollten nach der Korrektur und Prüfung des KI-unterstützten Ergebnisprozesses ihre Zeit und Schaffenskraft für produktive Themen und Aufgaben einsetzen.

Programmversionen auswählen versus erste KI-Schritte

Dass die Thematik langsam und mit Vorsicht im Handwerk und in mittelständischen Betrieben ankommt, machten auch einzelne Unternehmensvertreter deutlich. So zum Beispiel Tanja Huber von der Firma Stöckl Bau aus Tittmoning die betonte, dass man das Sprachmodell im Bereich von Emails und um Texte zu generieren einsetze. Man sammle derzeit damit Erfahrungen.

Diana Hunker vom Malerbetrieb Alexander Hunker in Truchtlaching betonte, dass man ChatGPT bisher nicht nutze, das Interesse dazu sei aber da. Deshalb sei sie auch zu der Veranstaltung gekommen. Sie sehe den Einsatz für ihren Betrieb in erster Linie im Bereich der Unterstützung des Schriftverkehrs oder für Werbezwecke, sorge sich aber gleichzeitig um den Datenschutz. Robert Sax vom Sax Maschinenputz in Ainring machte deutlich, dass er im geschäftlichen Bereich keine Erfahrung habe, das Programm aber im privaten Bereich ausprobiert habe.

Wie viele der Anwesenden stelle er sich die Frage: Was kann ich im Geschäftsbetrieb sinnvoll umsetzen?“

Teilnehmer

K. Kirchermeier

Teilnehmer/innen

Franz Ertl

K. Kirchermeier

Franz Ertl, Handwerkskammer

Dominik Hofmann

K. Kirchermeier

Dominik Hofmann, Deutsche Telekom
Prof. Lutz + K. Kirchermeier

K. Kirchermeier

Prof. Dr. Alexander Lutz, Kornelia Kirchermeier

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