Wenn KI den Unternehmen Aufträge verschafft oder die Produktzukunft voraussagt
Rund 40 Unternehmerinnen und Unternehmer konnte Barbara Herbst, Leiterin der Wirtschaftsregion „Oberbergischer Kreis“ im BVMW gemeinsam mit der Friedrich-Naumann-Stiftung am vergangenen Mittwoch in Gummersbach begrüßen, um das Thema „Effizienzsteigerung durch KI“ zu beleuchten. Ziel war es, die Rahmenbedingen für den KI-Einsatz herauszuarbeiten, aber auch, den Unternehmern konkrete Handlungsfelder aufzuzeigen. Denn, so Frank Patt (BVMW) in seinem Eingangsstatement: „KI kommt nicht, sie ist schon da. Kein verantwortungsbewusster Unternehmer kann es sich leisten, die Effizienzpotenziale dieser neuen Technologie nicht anzuschauen“.
David Odenthal, Geschäftsführer der konversion.digital GmbH in Engelskirchen stellte dar, wie die als „Conversion“ bezeichnete Umwandlung von Website-Besuchern eines Unternehmens zu Kunden mit Hilfe von KI gelingen kann. „Ein Weg…“ so David Odenthal „ist die Darstellung des Unternehmensangebotes aus der Perspektive des Kunden. Einfache Botschaften und eine klare visuelle Struktur des Angebots sind dabei entscheidend. Die Nutzung von KI kann helfen, Content im Sinne des Kunden zu entwickeln, damit die Conversion zu steigern und echten Umsatz zu generieren.“
Einen anderen Ansatz verfolgt die Invokable GmbH aus Remscheid. Mit ihrem „Blogbuttler“ versetzt sie Unternehmen in die Lage, mit KI-Unterstützung und minimalem händischen Aufwand eine hohe Reichweite und hervorragende Platzierungen in den Online-Suchmaschinen zu erzeugen, und damit die Bekanntheit und Reputation eines Unternehmens drastisch zu steigern. Wichtig dabei, so Geschäftsführer Toni Müller, ist es, den Adressaten gegenüber offen zu kommunizieren, dass eine KI zur Erzeugung der Inhalte eingesetzt wird. Auch eine Überwachung der generierten Inhalte ist dringend angeraten, denn auch eine KI arbeitet nicht fehlerfrei.
Andreas Jansen, Geschäftsführer der SugarPool GmbH aus Lindlar stellte einen anderen Bereich zur Effizienzsteigerung durch den KI-Einsatz vor. Er optimiert den Dialog zwischen dem Benutzer und bestehenden KI-Systemen wie z.B. ChatGPT. Sein Ansatz: „Wie muss ich eine Frage an die KI formulieren, um eine zu meinem aktuellen Problem passende Antwort zu bekommen?“ Die Lösung: Siteware stellt verschiedene Agenten zur Verfügung, die z.B. auf Rechtsauskünfte, eMail-Beantwortung, Protokollerstellung etc. ausgelegt sind. Abhängig von der Problemstellung wird der passende Agent ausgewählt, der dafür sorgt, dass die KI jeweils eine problemadäquate Lösung bereitstellt.
Aber KI kann noch mehr: Frank Mathick von NAWIDA GmbH in Berlin zeigte, wie mit Hilfe von KI sogar Unternehmensstrategien entwickelt werden können. Der Ansatz: Aufgrund der Analyse von Milliarden Datenpunkten aus der Nutzung von Suchmaschinen in der Vergangenheit lassen sich KI-basiert mit einer sehr hohen Treffergenauigkeit (>95%) Bedarfe für die Zukunft prognostizieren auf die sich Unternehmen bereits frühzeitig einstellen können. „So können Firmen angebotsfähig sein, bevor der Bedarf überhaupt entsteht.“
Einen technischen Einsatzbereich stellte Alfred Tenner von Kuhn Innovation GmbH in Radevormwald vor. Das Mutterunternehmen, eine Gießerei, setzt KI-basierte Bildbearbeitung ein, um Fehler in den Gießformen zu identifizieren und damit Fehlproduktionen zu vermeiden. Sein Plädoyer: Einbindung kompetenter Partner und Rückhalt im Unternehmen vom Chef bis zum Gießer sind unerlässliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Einführung. Er stellte aber auch klar, das KI nichts ist, was man heute kauft und morgen produktiv einsetzt. „Es braucht Zeit und viele Daten um das System zum erfolgreichen Einsatz zu bringen.“
Der Frage was „Kollege KI“ mit der Unternehmenskultur macht, widmete sich Christiane von der Heiden, Geschäftsführerin der Synercube GmbH aus Leverkusen. Ihr Plädoyer: „Der Einsatz von KI muss im Einklang mit den Werten und Prinzipien des Unternehmens erfolgen. Dann kann sie Arbeitsmoral, Zusammenarbeiten und innerbetriebliches Lernen sogar positiv beeinflussen.“. Voraussetzungen, so von der Heiden, ist aber eine Offenheit des Unternehmens für Veränderungen, eine klare Kommunikation der Projektziele und ein tiefes Grundvertrauen in die KI-Verantwortlichen und ihr Tun.
Neben den sozialen Herausforderungen der KI-Einführung gilt es auch die rechtlichen Rahmenbedingungen im Blick zu behalten. Sebastian Feik und Andreas Waleczek von der legitimis GmbH aus Bergisch Gladbach beleuchteten das Thema „KI“ aus der Sicht von Juristen und Datenschutzbeauftragten. Sie stellten dar, dass die allseits bekannte Datenschutzgrundverordnung (DSG-VO) und der neu entstandene EU-KI-Act den rechtlichen Rahmen für den KI-Einsatz bilden. Vor allem letzterer definiert die Leitplanken für die Risikobewertung von KI-Anwendungen, fordert einen Nachweis über die Diskriminierungsfreiheit von Trainingsdaten ebenso wie eine menschliche Qualitätskontrolle von KI-generierten Ergebnissen. Die Entscheidungswege der KI müssen transparent sein und die Nutzer müssen über den KI-Einsatz informiert werden. „Gerade die Transparenz der Entscheidungswege ist oft nicht gegeben, da die meisten KI´s als `Black Box´ agieren.
„Viele Impulse wurden gesetzt, vieles ist noch zu tun“, fasste Barbara Herbst abschließend den Tag zusammen. Der BVMW wird das Thema „Effizienzsteigerung durch KI“ für die mittelständischen Unternehmen im Oberbergischen Kreis weiterverfolgen und vertiefen. Beeindruckend: Fast alle Referenten der teils sehr komplexen Themen kamen aus einem Umkreis von weniger als 50 km. „Das Know-how zu diesem Thema in unserem unmittelbaren Umfeld ist beeindruckend!“