Werte & Traditionen wahren und neue Visionen umsetzen
– und wie es besser geht
Thomas scrollt durch die Jobportale und spürt, wie ihm langsam die Motivation entgleitet. Jede Anzeige klingt gleich. "Dynamisches Team", "spannende Herausforderungen", "attraktive Vergütung" – was heißt das eigentlich? Passt sein Profil oder bewirbt er sich ins Leere? Er kann sich nicht vorstellen, wie das Unternehmen wirklich tickt oder ob er dort reinpasst. Frustriert schließt er den Laptop und fragt sich: Wie soll man so den richtigen Job finden?
Stellenausschreibungen sind in der Regel der erste Berührungspunkt zwischen einem Unternehmen und potenziellen Bewerbern. Doch statt als überzeugendes Aushängeschild zu dienen, gleichen sie oft einer Sammlung nichtssagender Phrasen. Dynamisches Team, abwechslungsreiche Aufgaben, attraktive Vergütung – Floskeln, die in 90 % der Stellenanzeigen zu finden sind, ohne echten Mehrwert zu bieten. Wo diese Phrasen ursprünglich herkommen? Das weiß niemand so genau. Vielleicht gibt es irgendwo ein geheimes Handbuch für generische Unternehmenskommunikation, das seit Jahrzehnten im Umlauf ist. Wer der „Patient Zero“ dieser auf Sicherheit bedachten Sprachwahl war, bleibt ein ungelöstes Rätsel. Doch eines ist klar: Mit echtem Employer Branding hat das wenig zu tun.
Nico Wittig
Langweilige, unpräzise und überladene Stellenausschreibungen schrecken genau die Talente ab, die man eigentlich gewinnen möchte. Sie hinterlassen den Eindruck, dass sich das Unternehmen selbst nicht klar darüber ist, wen es sucht und was es zu bieten hat.
Anstatt sich mit einer durchdachten, individuellen Ansprache als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, verkommen viele Anzeigen zu einer monotonen Textwüste, die sich von der Konkurrenz kaum unterscheidet. Dabei sind Stellenausschreibungen nicht nur ein Informationsmedium, sondern ein Marketinginstrument. Sie entscheiden mit darüber, ob sich qualifizierte Fachkräfte bewerben oder weiterklicken.
Unternehmen, die hier halbherzig agieren, riskieren nicht nur, gute Bewerber zu verlieren, sondern auch ein negatives Image aufzubauen. Bewerber, die sich durch unklare oder nichtssagende Formulierungen angesprochen fühlen, sind möglicherweise nicht die richtigen für die Position. Zudem bleibt die Gefahr, dass qualifizierte Kandidaten durch mangelnde Transparenz frühzeitig abgeschreckt werden.
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sollten Unternehmen erkennen, dass sie sich mit ihren Stellenausschreibungen nicht in einer Bittstellerposition befinden – sondern umgekehrt auch für sich werben müssen. Wer authentisch, ehrlich und konkret kommuniziert, zieht die passenden Talente an und reduziert Fehlbesetzungen durch eine bessere Erwartungshaltung auf beiden Seiten.
Klartext reden – HR-Teams und Geschäftsführer müssen sich fragen: Was bieten wir wirklich? Statt „attraktive Vergütung“ lieber: „Gehaltsspanne zwischen 55.000 und 65.000 Euro.“ Bewerber erwarten Transparenz, nicht Rätselraten.
Ein realistisches Bild zeichnen – Wie sieht der Arbeitsalltag aus? Welche Herausforderungen bringt die Position mit sich? Eine ehrliche Darstellung der Arbeitsrealität hilft, Enttäuschungen zu vermeiden.
Einen authentischen Ton treffen – Die Anzeige sollte so geschrieben sein, wie das Unternehmen tatsächlich kommuniziert. Ein Start-up mit lockerer Kultur sollte nicht klingen wie ein Konzern – und umgekehrt.
Erwartungen konkret formulieren – Welche Skills sind wirklich essenziell? Was ist nice-to-have? Viele Unternehmen verlieren potenzielle Talente, weil sie in den Anforderungen überziehen und zu wenig vermitteln, welche Entwicklungsmöglichkeiten es gibt.
Weniger ist mehr – Stellenanzeigen sind keine Unternehmensbroschüren. Kurz, prägnant und auf den Punkt. Keine Textwüsten, keine Floskeln. Ein Bewerber sollte nach dem Lesen genau wissen, ob der Job passt – und nicht erst nach einem Vorstellungsgespräch.
Es geht nicht darum, das zu sagen, was Sie glauben, dass Ihre Zielgruppe hören will. Vielmehr sollten Sie sich darauf konzentrieren, genau die Menschen zu aktivieren, die sowohl kulturell als auch fachlich zu Ihrem Unternehmen passen. Dabei sollten Sie vermeiden, die Menge potenzieller Bewerber künstlich klein zu halten, indem Sie zu hohe oder zu unklare Anforderungen stellen. Eine Stellenausschreibung sollte Barrieren abbauen, nicht aufbauen.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer offenen, authentischen und zielgerichteten Kommunikation, die Bewerber motiviert, den nächsten Schritt zu gehen. Vermeiden Sie leere Versprechungen und setzen Sie stattdessen auf präzise Formulierungen, die die Realität des
Jobs widerspiegeln. Talente, die sich gut informiert und angesprochen fühlen, werden sich nicht nur bewerben, sondern langfristig im Unternehmen bleiben und sich engagiert einbringen.