Statement aus der Agenda 2025+

BVMW e.V.

Immer weniger Unternehmen finden Nachfolger und die Neugründungen gehen zurück. Wir fordern Reformen im Bildungssystem.

Anstrengung, Optimismus, Mut zum Risiko, Tugenden der Sozialen Marktwirtschaft, des Unternehmertums und tragende Säulen eines fortschrittlichen gesellschaftlichen Klimas bröckelten während der letzten Jahrzehnte dahin. Das macht sich bemerkbar: Immer weniger Unternehmen finden Nachfolger und die Neugründungen gehen zurück. Um entgegenzuwirken, braucht es Reformen im Bildungssystem. Junge Menschen sollten bereits in der Schule mit dem Unternehmertum vertraut gemacht werden. Dazu eignen sich Schulfächer wie Wirtschaft oder entsprechende AGs. Auch würde es helfen, eine gesunde Fehlerkultur zu entwickeln und das Unternehmerleitbild zu stärken, um über Risiken und moralische Aspekte des Unternehmertums zu reflektieren. Ergänzend hilft Entbürokratisierung dabei, mehr Lust auf Gründungen und unternehmerische Tätigkeit zu entfachen.

Handlungsempfehlungen für den Standort Deutschland

  • Bildungsinhalte zu Markt und Entrepreneurship stärken
  • Digitale Bildung fördern
  • Programm „Ausbildung 4.0“ etablieren
  • Kooperative Forschung von Unternehmen und Wissenschaft stärker fördern
  • Bedeutung und Wahrnehmung von Unternehmertum in der Öffentlichkeit besser vermitteln

Eine soziale Marktwirtschaft lebt von der Anstrengung und vom Optimismus. Sie benötigt dafür ein entsprechendes gesellschaftliches Klima, eines, das produktiv und innovativ mit Veränderung umgeht. Veränderung wiederum braucht Unternehmerpersönlichkeiten. Das Image des Unternehmertums hat in den letzten Jahrzehnten stark gelitten. Das macht sich unter anderem daran bemerkbar, dass immer mehr wettbewerbsfähige Unternehmen im Mittelstand weder innerhalb noch außerhalb der Familie Nachfolger finden. Unternehmen beenden ihre Geschäftstätigkeit und Arbeitsplätze gehen verloren, nicht weil ineffizient gewirtschaftet wurde, sondern weil sich niemand findet, der das unternehmerische Risiko übernehmen möchte. Ebenfalls leidet darunter die Wahrscheinlichkeit, dass frische Köpfe neue Unternehmen gründen. Laut Gründungsmonitor 2023 der KfW hat sich die Anzahl der Existenzgründer im Jahr 2022 auf 550.000 reduziert. Das ist ein Verlust von 9 Prozent gegenüber 2021 und im Vergleich zu vergangenen Jahren eine Halbierung (2010: 938.000) bzw. ein Verlust von fast zwei Dritteln (2002: 1.461.000). Der kurzfristige Verlust dürfte der Konjunktur geschuldet sein. Der Rückgang über die lange Frist sollte allerdings durch eine Stärkung des Unternehmerleitbilds in Deutschland adressiert werden. Würden junge Menschen bereits in der Schule mit dem Unternehmertum vertraut gemacht werden, könnten sich Hemmungen lösen. In Schulfächern wie Wirtschaft oder entsprechenden AGs für Interessierte könnte Schülern und Schülerinnen ein umfassendes Bild vom Unternehmertum vermittelt werden. Zur Bewältigung der anstehenden Transformationen sind Innovationen vonnöten. Doch gerade in Deutschland, dem Herkunftsland vieler Innovationen, macht sich zunehmend ein negatives Bild vom Unternehmertum und eine Marktskepsis breit. Es bedarf eines offenen Umgangs mit Risiken und kurzfristig auch potenziellem Scheitern, um Gewinne, die in guten Zeiten anfallen, zu rechtfertigen. Dementsprechend muss die Vermittlung einer gesunden Fehlerkultur Teil einer Kampagne zur Stärkung des Unternehmerleitbilds sein. Dabei sollte das Unternehmerleitbild moralische Aspekte und ein soziales Wertesystem reflektieren. Das negative Bild vom Unternehmertum basiert aber auch auf der realen bürokratischen Überlastung im Gründungsprozess. Dem Gründungsmonitor 2023 der KfW zufolge ist die Bürokratie in Deutschland das von Gründern meistgenannte Hemmnis für die Gründung eines Unternehmens.2 Wenn sich zum negativen Image der Unternehmer noch reale Belastungen durch die Erfüllung von Auflagen gesellen, verstärkt sich die Ablehnung der Übernahme unternehmerischer Verantwortung bei jungen Menschen zusätzlich. Somit handelt es sich nicht nur um ein kulturelles, sondern auch um ein praktisches Problem in der Umsetzung von Gründungsplänen. Investitionen in Bildung sind zentral für die Steigerung des Produktivitätswachstums und Risikokompetenz ein entscheidendes Gut für unternehmerische Tätigkeit und die Entwicklung erfolgreicher und innovativer Geschäftsmodelle. Diese Wachstumshebel sollten im Sinne der Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland genutzt werden.

Der Wissenschaftliche Beirat empfiehlt:

Bildungsinhalte zu Markt und Entrepreneurship stärken

  • Entwicklung und Einführung von innovativen und altersgerechten Lehrmodulen zum unternehmerischen Denken und Handeln (UDH) für alle Schulformen (Primär- und Sekundarschule)
  • Integration volks- und marktwirtschaftlicher Grundkenntnisse in den Lehrplan, um das Verständnis für marktwirtschaftliche Prozesse zu fördern
  • Verpflichtende Teilnahme an einem UDH-/ Entrepreneurship Education-Modul während der Lehrerausbildung
  • Allgemeine Betonung der Entrepreneurial Education, um das Verständnis für unternehmerisches Denken und Handeln zu fördern
  • Stärkere Berücksichtigung berufspraktischer Belange (Handwerk, Handel) zur Verbesserung der Chancen von Jugendlichen aus bildungsfernen Familien.

Digitale Bildung fördern

  • Implementierung von digitalen Lehrplänen und Ressourcen in allen Bildungseinrichtungen
  • Schulungen für Lehrer und Bildungspersonal, um digitale Tools effektiv in den Unterricht zu integrieren
  • Förderung von Partnerschaften zwischen (Berufs-)Schulen.

Programm „Ausbildung 4.0“ etablieren

  • Fokus auf die Modernisierung von Kompetenzprofilen in der Ausbildung
  • Integration von Digitalisierung in Berufsschulen
  • Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) bei der
    Digitalisierung und Implementierung von Ausbildungskonzepten.

Kooperative Forschung von Unternehmen und Wissenschaft stärker fördern

Politik sollte das Bildungssystem an die Anforderungen der digitalen Ära anpassen, um qualifizierte Arbeitskräfte für zukunftsweisende Technologien zu schaffen. Die Förderung von STEM-Fächern (Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwissenschaften, Mathematik) und praxisorientierten Ausbildungen ist entscheidend. Zudem sollten mehr Kooperationen zwischen Forschungseinrichtungen und innovativen Unternehmen eingegangen werden, um praxisorientierte Forschung zu begünstigen.

Bedeutung und Wahrnehmung von Unternehmertum in der Öffentlichkeit besser vermitteln

Es bedarf einer erhöhten Aufmerksamkeit für den Mittelstand und Familienunternehmen in Bildung, Politik und Medien. Es gilt, dass gesellschaftliche Bild von Unternehmerinnen und Unternehmern zu stärken und die Bedeutung von Unternehmertum für Wirtschaft und Gesellschaft zu vermitteln.

Weiterführende Links

2 Quelle: KfW-Gründungsmonitor 2023

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