Das war unser Business-Frühstück bei BVMW-Mitglied ALHO Systembau
Wie können sich Unternehmen nachhaltig und wirksam engagieren? Interview mit Nadja Malak, Leiterin Unternehmenspartner & Innovationen der SOS-Kinderdörfer.
Aus DER Mittelstand. Das Unternehmermagazin 6/2022
Im Jahr 2015 haben alle UN-Mitgliedstaaten die Agenda 2030 verabschiedet. Sie bildet den globalen Rahmen für die Umwelt- und Entwicklungspolitik bis ins Jahr 2030. Kernstück der Agenda sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die Sustainable Development Goals (SDG).
DER Mittelstand.: Die Umsetzung der SDGs ist ein ehrgeiziger Plan und liegt – Stand heute – immer noch in weiter Ferne.
Nadja Malak: Und die Uhr tickt, denn die Corona-Pandemie, der Klimawandel und die Auswirkungen des Ukraine-Krieges bedrohen bereits die Erfolge der vergangenen Jahre. Wir sind jetzt alle gefordert – Regierungen, Unternehmen, Zivilgesellschaft-, denn nur gemeinsam können wir eine gerechtere Zukunft gestalten. Die Unterstützung der Nachhaltigkeitsziele ist bereits seit vielen Jahren selbstverständlicher Auftrag und Verpflichtung zugleich für die SOS-Kinderdörfer.
Wie können diese Ziele erreicht werden und wie können sich Unternehmen hierfür einsetzen?
Ich bin von der Wirksamkeit von Partnerschaften zwischen Unternehmen und den SOS-Kinderdörfern überzeugt. Wir können unsere Kräfte bündeln und gezielt handeln. Gemeinsam Verantwortung zu übernehmen bedeutet, dass niemand zurückgelassen wird und alle für das globale Gemeinwohl, je nach Leistungsfähigkeit, verantwortlich sind.
Eine Welt ohne Armut zu schaffen, ist eines der wichtigsten Ziele, da Armut die Ursache für viele weitere Probleme bedeutet. Wo stehen wir hier gerade?
Die globale Armut ist erstmals seit Jahrzehnten wieder auf dem Vormarsch. So wurden schätzungsweise 71 Millionen mehr Menschen in die extreme Armut getrieben. Der Klimawandel und aktuell auch der Ukraine-Krieg haben schwerwiegende Auswirkungen auf die weltweite Armut. Benachteiligte Kinder und junge Menschen auf der ganzen Welt leiden besonders unter Armut und fehlenden Bildungschancen.
Sie sprachen von fehlenden Bildungschancen. Können Sie uns beschreiben, welche Auswirkungen das auf junge Menschen und die Gesellschaft hat?
Bildung ist der Schlüssel für Chancen, Perspektiven und Zukunft. Mehr als 200 Millionen Kinder werden auch im Jahr 2030 keine Schule besuchen. Dabei ist Bildung ein elementares Kinderrecht und der Grundstein für einen globalen politischen, kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt. In armen Ländern ist das Bildungsangebot jedoch häufig unzureichend, und es gibt kaum Ausbildungsplätze. Deshalb schaffen die SOS-Kinderdörfer in ihren Programmen Zugang zur Bildung, betreiben eigene Kindergärten, Schulen und Berufsbildungszentren und setzen so Maßstäbe für eine qualitativ hochwertige Bildung.
Das Sorgfaltspflichtengesetz stellt aktuell viele Unternehmen vor eine Herausforderung. Wie können Unternehmen ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum entlang ihrer Lieferketten fördern?
Ein Anknüpfungspunkt könnte sein, das SDG 8 (menschenwürdige Arbeit und nachhaltiges Wirtschaftswachstum) in den Fokus zu nehmen.
Grundsätzlich ist es uns dabei wichtig, unseren Beitrag dazu zu leisten, dass vor allem Kinderarbeit in den Lieferketten verhindert wird. Wir wissen, dass wir dafür relativ früh ansetzen müssen. Wir starten mit der Bewusstseinsbildung direkt in den vulnerablen Gemeinden und Familien, um sie über die langfristig negativen Auswirkungen von Kinderarbeit zu sensibilisieren. Gleichzeitig tragen wir Sorge dafür, dass die Kinder in unseren Kindertagesstätten in sicherer Obhut sind.
Zusätzlich arbeiten wir mittlerweile gemeinsam mit vielen Unternehmen ganz konkret daran, die Beschäftigungsfähigkeit von jungen Menschen zu fördern. Denn die Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit ist eine entscheidende Investition in eine nachhaltige Zukunft. Das Interview führte Susanna Bertschi, Leiterin des BVMW Kreisverbandes für München und Starnberg.
Die SOS-Kinderdörfer weltweit sind ein unabhängiges, nicht staatliches und überkonfessionelles Hilfswerk für Kinder. Seit über 70 Jahren begleitet es Not leidende Kinder, Jugendliche und Familien in eine bessere Zukunft. Das Herz der weltweiten Arbeit ist das SOS-Kinderdorf. Durch (Aus-)Bildungs- und Familienstärkungsprogramme tragen die SOS-Kinderdörfer darüber hinaus zur nachhaltigen Entwicklung armer Gemeinden bei und leisten humanitäre Hilfe in Krisensituationen.
Nadja Malak ist Leiterin Unternehmenspartner & Innovationen bei SOS-Kinderdörfer weltweit. Gemeinsam mit ihrem Team setzt sie umfassende Corporate Responsibility-Partnerschaften um. Sie begleitet sowohl individuell gestaltete Spendenprojekte sowie nachhaltige Leuchtturm- und Flagship-Projekte, eingebettet in die CSR-Programme der Unternehmenspartner.