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Der Mittelstand blickt mit großer Sorge auf den Herbst: Für ein effektives Corona-Management fordert der BVMW-Beirat Gesundheit eine fundierte Datenstrategie, eine Überprüfung der Impflicht – und dass auch Pflegekräfte Impfungen vornehmen dürfen
Berlin – Der Mittelstand blickt mit großer Sorge dem kommenden Corona-Herbst entgegen: „Da es uns in Deutschland nicht gelungen ist, weder ein Impfregister noch eine verlässliche Datenlage aufzubauen, ist ein aussagekräftiges Monitoring des Infektionsgeschehens weiterhin einfach nicht möglich“, kritisiert Professor Alexander Ehlers, Sprecher des Beirats Gesundheit des Bundesverbandes Der Mittelstand. BVMW mit Hinweis auf das aktuelle Corona-Geschehen. Der Mittelstandsverband fordert daher – und das zum wiederholten Male – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf, endlich eine fundierte Datenstrategie zu etablieren.
„Es kann und darf nicht sein, dass der deutsche Gesundheitsapparat weiterhin blind durch das aktuelle Geschehen manövriert“, so der Facharzt für Allgemeinmedizin und Fachanwalt für Medizinrecht weiter. Ganz offensichtlich werde die prekäre Datenlage am überwiegend deskriptiven Evaluationsbericht des Corona-Sachverständigenausschusses der Bundesregierung sichtbar. Ehlers: „Verlässliche Empfehlungen zum Schutz vor dem Corona-Virus können demnach immer nicht getroffen werden, weil dazu schlichtweg valide Zahlen fehlen.“
In diesem Zusammenhang sieht der Gesundheitsbeirat des Mittelstandsverbandes auch die Zeit für eine Überprüfung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht gekommen. „Das mit der Impfpflicht verfolgte Ziel, Infektionen in Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern so gut wie möglich einzudämmen, konnte bis heute leider nicht erreicht werden“, erklärt Ehlers. Auch wenn das Pflegepersonal eine hohe Impfquote aufweise, steigen die Infektionszahlen ebenso an wie andernorts. „Die Impfpflicht führt so allein dazu, dass ein Teil des Pflegepersonals in angrenzende Nachbarländer oder andere Berufe abwandert – mit der Folge, dass sich der Personalstand in unseren Pflegeinrichtungen weiter verschärft“, so der Professor für Medizinrecht.
Eine Einschätzung, die Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats und ebenfalls Mitglied des BVMW-Gesundheitsbeirates, bestätigt: „Die Gesellschaft zeigt mit erhobenen Zeigefinger auf die Pflegeeinrichtungen, aber dass ungeimpfte Besucher das Virus in Pflegeeinrichtungen tragen, wo dann die Infektionsquote ansteigt, interessiert niemanden wirklich“, gibt Vogler zu bedenken. „Vielmehr wird die Verantwortung auf eine Personengruppe abgeschoben, die eigentlich maßgeblich dazu beiträgt, die Pandemie zu bekämpfen, und letztendlich mit dem pandemischen Gefühl allein gelassen.“ Die Politik müsse daher die gesamte Bevölkerung stärker in Verantwortung nehmen, fordert die oberste Vertreterin des deutschen Pflegewesens.
Nach Ansicht des BVMW-Gesundheitsbeirates wird die Regierung auch nicht an einer erneuten Impfkampagne umherkommen. „Nach wie vor ist die Impfung das effektivste Mittel gegen einen schweren Krankheitsverlauf“, wie der Sprecher des Beirates, Professor Alexander Ehlers, betont. Um die Impfungen spätestens im Herbst, wenn es wieder drängt, zu beschleunigen, könnte zudem das Pflegepersonal bei der Impfung unterstützen. Vogler: „Überall wo Pflegefachkraft und Pflegebedürftige aufeinandertrafen, beispielsweise im ambulanten Bereich, könnte beispielsweise die empfohlene zweite Booster-Impfung vorgenommen werden. Die Pflegefachkräfte verfügen über die entsprechenden Kenntnisse.“