Dabei spielt sich – oft unbemerkt – in unseren Unternehmen, mitten unter uns, ein ganz anderer, ganz besonderer Klimawandel ab.
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Wie unterstützende Maßnahmen helfen können, die natürliche Phase im Leben positiv zu gestalten und Wohlbefinden sowie Lebensqualität ihrer Mitarbeiterinnen zu fördern.
Sowohl im Berufsleben als auch privat fällt es Frauen jenseits der 45 schwer, zu ihrem Alter zu stehen. Es fehlt noch oft an Role Models, die zeigen, dass diese Lebensphase zwar herausfordernd, aber auch ein Neustart in einen spannenden Lebensabschnitt sein kann. Immerhin liegt statistisch gesehen noch mindestens ein Drittel an Lebenszeit vor ihnen.
Die Wechseljahre können durchaus belastende Phasen haben. Manche Frauen leiden sogar sehr. Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen können in allen Lebensbereichen zu Herausforderungen werden, besonders am Arbeitsplatz. Dabei sind dies bei Weitem nicht die einzigen Symptome. Wir sprechen von fast 40 Symptomen, die ihren Ursprung in der hormonellen Umstellung haben können. Manche Quellen sprechen sogar von mehr als 50 Symptomen.
Oft gilt allerdings noch die Annahme, dass „keine Hitzewallungen“ gleichbedeutend ist mit „keine Wechseljahr-Symptome“. Es ist jedoch auch aus volkswirtschaftlicher Sicht wichtig, dass die Frauen mit den Herausforderungen gesehen werden. Kein Unternehmen kann sich in Zeiten des Fachkräftemangels noch erlauben, auf die meist gut ausgebildeten Frauen jenseits der 45 zu verzichten.
Dabei ist es gar nicht so kompliziert und muss nicht wahnsinnig teuer sein, auf die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen einzugehen und ihnen die Unterstützung anzubieten, die sie benötigen. Die Bedürfnisse können durchaus unterschiedlich sein. Jede Frau erlebt diese Zeit individuell, und in den unterschiedlichsten Firmen und Branchen stellen sich ebenso unterschiedliche Herausforderungen ein. Oft reicht jedoch schon ein Platz am Fenster oder ein Ventilator am Schreibtisch. Oder gibt es die Möglichkeit für flexible Arbeitszeiten oder funktionelle Dienstkleidung?
Vielen Frauen hilft es schon, wenn sie offen über diese Zeit sprechen können und sie mit Hitzewellen oder Schweißausbrüchen einen souveränen Umgang lernen können.
Laut aktueller Studie „MenoSupport“ wünschen sich mehr als 56 Prozent der Frauen eine bessere Kommunikation zum Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz.
Leider gibt es aktuell kaum Beratungsangebote durch Gynäkologinnen und Gynäkologen für Frauen in den Wechseljahren. Diese Lücke könnten Wechseljahreberaterinnen schließen. Noch erkennen die Krankenkassen die Unterstützung der Frauen durch eine Wechseljahreberaterin jedoch nicht an. Das zu ändern, hat sich im März der Deutsche Verband für Wechseljahreberatung e. V. gegründet. Ein Ziel des Verbandes ist die Zertifizierung und die qualifizierte Fortbildung der Beraterinnen.
Die im Verband organisierten Beraterinnen wollen dafür sorgen, dass allen Frauen die nötigen Informationen zur Verfügung stehen, damit sie selbst qualifiziert entscheiden können, welche Unterstützung sie sich in den Wechseljahren wählen. Ernährung, Bewegung, natürliche Verfahren, aber auch Informationen über Hormonersatztherapien können die Frauen bei den Beraterinnen im Verband finden. Diese Unterstützung kann sowohl in Einzelberatungen als auch über Programme zur Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz erfolgen.
Schulungen und Workshops zum Thema Frauengesundheit und Wechseljahre können dazu beitragen, das Bewusstsein zu erhöhen und das Stigma um diese Lebensphase abzubauen.
Gerade der Mittelstand sollte daran interessiert sein, gut ausgebildete Frauen im Unternehmen zu halten oder für sich zu gewinnen. Um nicht 25 Prozent der Frauen zu verlieren, die über eine Frühverrentung oder zumindest darüber nachdenken, die Arbeitszeit signifikant zu verringern, sollten Unternehmen diese Frauengruppe stärker in den Fokus nehmen.
Unternehmen, die die Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren ernst nehmen und entsprechende Unterstützung bieten, können sie nicht nur die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiterinnen fördern, sondern auch deren Arbeitsleistung und Produktivität erhalten. Ein Wettbewerbsvorteil, der künftig nicht zu unterschätzen sein wird.
Dieser Artikel stammt aus unserer Verbandszeitschrift Mittelstand.
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