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18.04.2023

„Künstliche Intelligenz kommt 2023 im Mittelstand an“

Durch die aktuellen Fortschritte und breite Verfügbarkeit von Werkzeugen wie ChatGPT oder Dall-E 2 rückt Künstliche Intelligenz immer stärker auch in den Fokus des Mittelstandes.

Andreas Braun, Chief Technology Officer bei Microsoft Deutschland, spricht über die Einsatzmöglichkeiten von KI im Mittelstand.

DER Mittelstand.: Von KI ist schon lange die Rede, aber selten so viel wie seit Anfang dieses Jahres. Was hat sich verändert?

Andreas Braun: Tatsächlich hat die breite Massenverfügbarkeit von kostengünstiger und einfach einsetzbarer KI einen wahren Sturm der Euphorie ausgelöst. Über die Microsoft Azure Cloud ist es uns heute zum einen möglich, die enorme Rechenkapazität, die man zum Trainieren und Anwenden von KI-Modellen benötigt, effizient zur Verfügung zu stellen. Zum anderen sind in der Cloud komplexe vortrainierte Modelle, zum Beispiel die großen Sprachmodelle für ChatGPT oder Bildmodelle für Dall-E 2. Damit stehen diese für eine breite Allgemeinheit ganz einfach einsetzbar zur Verfügung, von Schülerinnen und Schülern bis zu Unternehmen. Die technischen Hürden gehen somit gegen Null.

Grundsätzlich gibt es KI schon lange, mit der jetzt verfügbaren generativen KI und großen Sprachmodellen ist aber eine vollkommen neue Stufe bezüglich Einsatz und Anwendbarkeit erreicht. KI wird für viele Menschen zugänglich, weil sie in ihrer Alltagssprache mit Algorithmen kommunizieren können. Damit die KI Aufgaben erledigt, brauchen wir keine Programmier- oder formalisierte Sprachen mehr, sondern lediglich gute und sinnvolle Fragen. Außerdem liefert die KI nicht mehr nur ein singuläres Ergebnis, sondern generiert unter anderem Texte, Sprache, Programm- oder anderen technischen Code und auch Bilder.

Was können mittelständische Unternehmen mit KI machen?

KI hilft mittelständischen Unternehmen grundsätzlich immer dann, wenn es Wissen braucht, um eine Aufgabe schnell und effektiv zu lösen. Je besser die dafür zur Verfügung stehende Datenmenge ist, desto wirkungsvoller ist der Einsatz von KI. Je schwammiger oder unsicher die Informationen sind, desto weniger eignet sich der Algorithmus. Die Anwendungsszenarien für KI im Mittelstand sind vielfältig – vom Einsatz zur Effizienzsteigerung oder Kostenoptimierung bis hin zur Etablierung von neuen KI-basierten Diensten.

KI kann schon länger zum Beispiel Maschinendaten analysieren, um Wartungsprozesse zu optimieren und Ausfallzeiten vorherzusagen. Auch können Algorithmen Kundendaten untersuchen, um unter anderem Potenziale für Verbesserungen in den Verkaufs- oder Beratungsprozessen oder neue Geschäftspotenziale zu entdecken. Neu ist, dass die KI mit Azure OpenAI nun sehr viel einfacher einzusetzen ist und kaum Spezialistinnen und Spezialisten benötigt. Darüber hinaus kann KI jetzt auch Texte verstehen und Ergebnisse („Artefakte“) erstellen. Dies eröffnet völlig neue Perspektiven.

Welche Perspektiven sind das?

Ein einfaches Beispiel ist, Azure OpenAI mit Unternehmensdokumenten zu füttern, um gezielt fachspezifische Fragen zu beantworten, wie „Welche Schraube benötige ich für die Montage eines Scheinwerfers?“ Außerdem können lange Texte automatisch zusammengefasst oder kritische Passagen aus rechtlichen Dokumenten hervorgehoben werden. Mit generativer KI wie ChatGPT wird uns zukünftig bei jeder Art von Wissensarbeit ein „Copilot“ zur Seite stehen. Wir werden dadurch nicht nur produktiver, sondern auch die Kreativität wird angeregt, weil Zeit dafür frei wird. Erste anspruchsvollere Anwendungen sind beispielsweise von Azure OpenAI generierte Kandidaten für Konstruktionszeichnungen in CAD-Programmen oder Schnittstellen für Kundenaufträge, in der Geschäftskunden ein zu produzierendes Produkt selbst spezifizieren können – und das in vielen Sprachen.

Andreas Braun, Chief Technology Officer bei Microsoft Deutschland

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Wie können Unternehmen auf KI-Tools zugreifen?

Es gibt die kostenlosen öffentlichen OpenAI Dienste, die aber mehr experimentell und mit verschiedenen Einschränkungen zu betrachten sind. Als professionellen Cloud-Service bieten wir zum Beispiel Azure AI für jede Betriebsgröße an. Unternehmen brauchen dafür keine teure Infrastruktur oder besondere Software, sondern haben direkten Zugang zur intelligenten Cloud. Das sorgt für eine Demokratisierung von KI: KI ist Unternehmen jeder Größe zugänglich und keinesfalls Großunternehmen vorbehalten.

Dann kann es also sofort mit KI losgehen?

Ja! KI kommt 2023 im Mittelstand an. Werkzeuge wie ChatGPT zeigen, wie einfach und intuitiv die Zusammenarbeit mit KI sein kann. Jetzt kommt es auf die richtigen Ideen und Fragen an die KI an. Wir sind nun in einer Zeit angekommen, in der wir nicht mehr sagen: „Was könnten wir alles tun, wenn die Technik es möglich machen würde“, sondern umgekehrt: „Die Technik/Cloud kann fast alles, wir müssen sie jetzt zügig nutzen!“
Damit ist KI mehr denn je ein Thema für die Fachabteilungen. Sie haben das beste Wissen über Produkte, Märkte und die internen Prozesse. Unternehmen sollten ihre Mitarbeitenden für die richtige und wertstiftende Nutzung von KI qualifizieren. So lernen sie die Werkzeuge und deren Grenzen kennen, können das Potenzial für ihren Arbeitsalltag identifizieren und KI zu einem Copiloten für den eigenen Beruf machen. Mit der AI Business School haben wir dafür ein flexibles, kostenloses Angebot mit Lerninhalten auf Abruf entwickelt.

Was unternimmt Microsoft, um das noch immer vorhandene Missbrauchspotenzial von KI einzudämmen?

Wir tun alles, um sicherzustellen, dass der Einsatz von KI verantwortungsvoll erfolgt. Für unseren neuen Service Azure OpenAI etwa haben wir Leitlinien implementiert, die mit unseren Grundsätzen für verantwortungsvolle KI übereinstimmen. So müssen Entwicklerinnen und Entwickler zum Beispiel ihre beabsichtigte Anwendung beschreiben, bevor sie Zugang zu diesem Service erhalten. Inhaltsfilter, die auf das Erkennen von missbräuchlichen, hasserfüllten oder beleidigenden Inhalten spezialisiert sind, überwachen Eingaben und generierte Inhalte. Im Falle eines Verstoßes gegen die Richtlinien fordern wir Entwicklerinnen und Entwickler auf, Maßnahmen gegen einen weiteren Missbrauch zu ergreifen.
Und über all dem steht unser Leitprinzip: Der Mensch steht im Mittelpunkt. KI ist ein Werkzeug für Menschen, keinesfalls deren Ersatz.

Das Interview führte Alem-Adina Weisbecker,
Redaktion DER Mittelstand.


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https://bvmw.info/microsoft-azure
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