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Alina Grubnyak, Unsplash

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01.08.2023

Smarte Datenwirtschaft: Neue Chancen für den Mittelstand

Das Wirtschaften mit Daten eröffnet neue Potenziale. Wie KMU davon profitieren und was für sie jetzt zu tun ist, beleuchtet unsere neue Reihe zur Datenwirtschaft.

Im bisherigen Verlauf der Digitalisierung wurden Daten zwar schon oft als das „neue Öl“ bezeichnet. Gezielt gefördert, geschweige denn raffiniert und für immer neue Produkte, Prozesse und Dienste genutzt, wurden sie bislang aber nur von wenigen Unternehmen. Gerade im Mittelstand sprudelt das Datenöl oft noch ungenutzt vor sich hin, viele Ertrag versprechende Datenquellen sind noch weitgehend unerschlossen. Die gezielte Bewirtschaftung von Daten eröffnet daher auch dem Mittelstand neue Wachstumschancen.

Die EU-Kommission geht davon aus, dass sich das weltweite Datenvolumen bis 2025 verfünffachen wird und schätzt, dass das EU-Bruttoinlandsprodukt durch die (smarte) Bewirtschaftung von Daten bis zum Jahr 2028 um bis zu 270 Milliarden Euro wachsen könnte. Datenbasierte Geschäftsmodelle werden damit zu Schlüsselelementen für den wirtschaftlichen Erfolg. Für KMU bedeutet das, dass sie sich zeitnah mit den Möglichkeiten der Datenwirtschaft vertraut machen und identifizieren sollten, wo und wie sie von den Potenzialen der Datenwirtschaft profitieren können.

Technologieprogramm Smarte Datenwirtschaft (SDW) zeigt Wege auf

Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Technologieprogramm Smarte Datenwirtschaft (SDW) hat in insgesamt 21 Projekten datenwirtschaftliche Anwendungen und Lösungen für verschiedenste Branchen von Industrie, Handel und Logistik über Lebensmittel und Gesundheitswirtschaft bis zu Smart Living und Krisenmanagement entwickelt. Die Projekte bezogen dabei auch ein, wie der Transfer des Know-hows in die Praxis von kleineren und mittleren Unternehmen gelingen kann. Die Arbeiten und Ergebnisse der Projekte bieten daher zahlreiche Anregungen, die Möglichkeiten der Datenwirtschaft in mittelständischen Unternehmen zu nutzen.

Prozesse optimieren, Effizienz steigern, Nachhaltigkeit verbessern

Die Bewirtschaftung von Daten ermöglicht es, sowohl bestehende Geschäftsmodelle zu verbessern als auch neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. So können etwa mithilfe von Datenwirtschaft Markttrends und Kundenverhalten frühzeitig erkannt und die Nachfrage nach Rohstoffen, Produkten oder Services besser prognostiziert werden. Dies verbessert nicht nur die Effizienz der Lieferketten, sondern hilft auch dabei, umweltfreundliche Prozesse zu identifizieren und die Ressourceneffizienz zu steigern. Das macht Datenwirtschaft auch zu einem wichtigen Instrument bei der Integration von Nachhaltigkeit in Unternehmen. Im Projekt DaPro wurden beispielsweise Datenanwendungen entwickelt, mit denen Brauereien den Abfüllprozess optimieren, damit Maschinenstillstände reduzieren und so energieeffizienter arbeiten können. Diese Lösungen werden bereits als Module vermarktet, die in der gesamten Getränkeindustrie nutzbar sind.

Neue Geschäftsmodelle erschließen

Datenwirtschaft bietet das Potenzial, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und zu implementieren, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens in einer zunehmend digitalisierten Wirtschaftslandschaft zu stärken. Ein Beispiel dafür ist das Projekt Pay-per-Stress. Es entwickelte Bezahlmodelle für Maschinen, die auf deren tatsächlicher Belastung beruhen. Dafür messen Sensoren den Verschleißzustand der Maschinen. Statt die Maschinen zu kaufen, bezahlen die Maschinennutzer so lediglich für die tatsächlich abgerufene Nutzung. Da sie zugleich Daten für die Belastung und den Verschleiß der Maschinen erhalten, können sie zugleich ihre Produktion effizienter steuern und ihre Kosten senken. Für den Maschinenverleiher ergeben sich ebenfalls Vorteile, wie die Erweiterung des potenziellen Kundenkreises sowie eine genaue Steuerung des Personalaufwands für Wartung und Reparatur.

Welche Voraussetzungen müssen KMU für Datenwirtschaft mitbringen?

Die einzige Voraussetzung der Datenwirtschaft besteht darin, dass sie Daten benötigt. Da mittlerweile nahezu alle Prozesse in Unternehmen (Einkauf, Verkauf, Vertragswesen, Produktion etc.) digitalisiert bzw. digitalisierbar sind, kann prinzipiell auch jedes Unternehmen Datenwirtschaft betreiben. Entscheidend für die wirtschaftliche Verwertung von Daten ist, sich darüber Klarheit zu verschaffen, welcher Nutzen aus den Daten gezogen werden kann oder soll. Denn erst aus der Nutzung der Daten ergibt sich ihr Wert und damit ihre Wertschöpfung. Gerade Unternehmen, die bislang noch nicht mit Daten wirtschaftlich arbeiten, sollten sich Expertise von außen holen (beispielsweise über das Beratungsnetzwerk Mittelstand oder das Netzwerk Mittelstand Digital), um eine individuelle, zum Unternehmen passende Datenstrategie zu erarbeiten. Diese identifiziert die Einsatzfelder von Datenwirtschaft im Unternehmen und legt fest, wie die dafür notwendige Datenqualität zu sichern ist.

Datenhandel setzt Vertrauen voraus

Die sicherlich wichtigste Voraussetzung für Datenwirtschaft besteht in der Bereitschaft, sich auf den Handel mit Daten überhaupt einzulassen. So stellt die Sorge, beim Teilen von Daten möglicherweise Geschäftsgeheimnisse preiszugeben, gerade für viele mittelständische Unternehmen ein großes Hemmnis dar.

Das Technologieprogramm Smarte Datenwirtschaft hat daher auch untersucht, wie dieses Hemmnis überwunden werden kann und ein sicherer Austausch von Daten zu gewährleisten ist. Bereits in den letzten Jahren hat sich dazu eine Reihe von Verfahren etabliert: Neben vertraglichen Vereinbarungen werden Verfahren zur Anonymisierung von Daten ebenso eingesetzt wie der Verbleib von Daten im Unternehmen durch eine lokale Datenverarbeitung sowie die Nutzung manipulationssicherer Distributed-Ledger-Technologien (Blockchain-Verfahren). Im Forschungsprojekt EVAREST wurde auf Basis einer Blockchain eine Art digitaler Notar entwickelt, ein sogenannter Broker. Dieser agiert über das Broker-Framework auf der Plattform von EVAREST als unabhängige dritte Partei und ermöglicht so den sicheren Datenhandel zwischen Unternehmen.

Daten als Werte sichtbar machen

Mit der zunehmenden Bedeutung von Datenwirtschaft wächst auch der Wert von Daten. Da Daten im Sinne der Datenwirtschaft transferierbares und damit verwertbares Know-how von Unternehmen darstellen, sind sie letztlich auch ein Vermögenwert. Wie aber kann dieser im Rahmen der Unternehmensberichterstattung berücksichtigt werden? Dazu wurden im SDW-Technologieprogramm Lösungen zur Erstellung eines Datenberichts erprobt. Die zentrale Herausforderung dabei ist die nachvollziehbare monetäre Bewertung von Datenbeständen. Diese Bewertung kann nicht generell oder pauschal für alle möglichen Daten gegeben werden, sondern nur anhand der jeweiligen spezifischen Nutzung. Das Projekt Future Data Assets hat daher ein System zur monetären Bewertung von Datenbeständen entwickelt. Daraus wurde die VDI-Richtlinie VDI 3715 entwickelt, die voraussichtlich im ersten Halbjahr 2024 erscheinen wird.

Erfahren Sie in den nächsten Folgen dieser Reihe mehr über die Projekte DaPro, Pay-per-Stress, EVAREST und Future Data Assets.

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