Deutschlands Aus- und Weiterbildungssystem muss fit gemacht werden für die Anforderungen des sich immer schneller verändernden Marktes. Die Nachwuchskräfte von morgen müssen gezielter auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbereitet werden. Vor allem durch eine verbesserte Bildung lässt sich dem zunehmenden Fachkräftemangel auf Dauer entgegenwirken. Die Bildungspolitik ist hier gefordert. Gleichfalls gilt es, die sich durch digitale Entwicklungen stetig wandelnden Anforderungen an Beschäftigte, mit fortlaufender Weiterqualifizierung zu vermitteln. Für den Mittelstand ist eine qualitätsorientierte Bildungspolitik gleichzeitig Wachstums-, Beschäftigungs- und Standortpolitik.
Unsere Forderungen
- Digitalisierung von Bildungsangeboten und Qualifizierung der Lehrenden
Die Corona-Pandemie hat die Schwachstellen im deutschen Bildungssystem offengelegt: Digitale Lehr- und Lernkonzepte, digitale Lernplattformen und -infrastruktur und die Entwicklung der digitalen Kompetenzen des Lehrpersonals müssen unverzüglich und unter größtem finanziellem Aufwand angegangen werden. Es bedarf Fortbildungen der Lehrenden, einheitliche Beschlüsse und der Weiterentwicklung von Bildungsangeboten unter Einbeziehung der Veränderung in Methodik und Didaktik. Den Anschluss an eine digitale Ausbildung hat Deutschland bereits verpasst und muss diesen nun herstellen. Hier besteht die Chance, einen „Bildungsraum“ für digital gestützte Lehre zu schaffen, der, auch über die einzelnen Institutionen hinaus, den Lernenden in den Fokus stellt. So kann praxisbezogene Lehre bereits in den schulischen Alltag integriert werden. Denn unsere Wirtschaft ist auf Ausgebildete mit digitalen Kompetenzen angewiesen. Schaffen wir die Vermittlung dieser Kenntnisse nicht, wird das in unaufhaltsamer Weise auf den deutschen Sozialstaat zurückfallen – daher hier keine Investition scheuen und neue Wege gehen! - Attraktivität der Ausbildung erhöhen
Die gesellschaftliche Anerkennung eines jungen Menschen darf nicht vom Abitur oder dem Hochschulabschluss abhängen. Der Erwerb eines guten Hauptschul- und Realschulabschlusses muss gesellschaftlich ebenso gewürdigt werden. Beide sind die Grundlage für eine qualifizierte duale berufliche Bildung. Ohne diese könnten die mittelständischen Unternehmen nicht der Motor der deutschen Wirtschaft bleiben. Wenn aktuell nahezu zwei Drittel eines Jahrgangs ein Studium aufnehmen und nur ein Drittel einen Beruf erlernt, ist dies ein Umstand, der nicht an den Bedarfen und Realitäten der Wirtschaft ausgerichtet ist. Deswegen muss die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung endlich wieder ein fester Grundsatz unserer Gesellschaft sein. Die Mittelstandsallianz und Bildungsallianz fordern eine bundesweite Kampagne für berufliche Bildung sowie die Gründung einer Bundesstiftung für berufliche Bildung, an der sich Bund, Länder und Kommunen sowie Wirtschafts- und BildungsexpertInnen beteiligen. - Ökonomische Bildung und Unternehmertum in Schulen verankern
Eine frühe Wissensvermittlung ökonomischer Grundkenntnisse stärkt das Interesse junger Menschen am Unternehmertum und fördert die Gründungskultur in Deutschland. Praxisaufenthalte und Hospitationen von LehrerInnen verbessern die Berufsund Studienorientierung an Schulen und verringern somit Studienabbruchquoten von zum Teil über 40 Prozent. Zudem sind Unternehmenspraktika oder Unternehmensbesuche auch für SchülerInnen verpflichtend in den Schulplänen zu verankern. - Bildungsausgaben effizienter nutzen
Wir stellen fest, dass immer mehr Geld statt in der Bildung in der Bildungsbürokratie und in Reformprojekten von zweifelhaftem Nutzen versickert – zu wenig kommt bei den SchülerInnen vor Ort an. Investitions- und Instandhaltungsstau sowie die Digitalisierungslücke, sind Folgen dieser Fehlentwicklung. Wir fordern innerhalb der föderalen Strukturen, dass die Schulen mehr Autonomie erhalten, um über ihre eigenen Finanzen zu entscheiden und dadurch Personal, Investitionen und Organisationsstrukturen planen zu können. Zugleich stellen wir fest, dass das Bildungssystem chronisch unterfinanziert ist. Deswegen fordern wir, dass ein Prozentpunkt der Mehrwertsteuer zusätzlich in Bildung fließt. Das wären 100 Milliarden Euro in zehn Jahren und der Start in eine wirkliche Bildungsdekade. - Voraussetzungen für einen Wissensstandort Deutschland schaffen!
Die Bildung muss so ausgerichtet werden, dass Schul- und HochschulabgängerInnen in die Lage versetzt werden, das erworbene Wissen für den Standort Deutschland erfolgreich einzubringen. Es sollte eine interministerielle Arbeitsgruppe „Gründer-, Innovations- und Aufsteigerkultur“ mit dem Ziel eingerichtet werden, junge Menschen mit herausragendem MINT-Potenzial gezielt zu fördern (Stipendien etc.) und ihnen auch Unternehmerkultur zu vermitteln. - Digitale Transformation im Mittelstand – Kompetenzentwicklung
Nach wie vor sind viele mittelständische Unternehmen erst am Anfang der digitalen Transformation. Die Veränderung der Geschäftsmodelle durch die Digitalisierung, durch die daraus resultierenden Veränderungsprozesse im Unternehmen selbst und die damit verbundenen Investitionen, vor allem in die Personalentwicklung (sowohl bei den Führungskräften, als auch bei den MitarbeiterInnen) sind nicht immer aus eigener Kraft erreichbar. Wir fordern, dass Investitionen in die Kompetenzentwicklung zur Digitalen Transformation in Unternehmen unbürokratisch durch die Bereitstellung finanzieller Mittel für die nächsten vier Jahre gewährleistet werden. - Digitaloffensive Weiterbildung
Damit die bestehende Belegschaft im Digitalisierungsprozess von Unternehmen mitgenommen wird und in veränderten, digitalisierten Prozessen weiterhin gut arbeiten kann, ist eine „Digitaloffensive Weiterbildung“ nötig. Diese soll das Ziel verfolgen, einen Rechtsanspruch aller auf berufliche Weiterbildung zu verankern und richtet sich vor allem an die Beschäftigten, deren berufliche Tätigkeiten im Zuge des digitalen oder technologischen Wandels wegfallen oder sich stark verändern werden. - Digitalisierung der Bildungsinhalte im Hochschulbereich
Alle Inhalte von Studiengängen, nicht nur im MINT-Bereich, sollen kurzfristig über geeignete Medien allen Studierenden zur Verfügung gestellt werden. Digitale Auffindbarkeit ist hierbei genauso zu berücksichtigen wie die Qualität der Medien und deren Verwendbarkeit im wissenschaftlichen Diskurs. Auch dies ist Teil eines nationalen Bildungsraums.