Photovoltaik zwischen Landwirtschaftsflächen

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8. Energiewende

Eine dezentrale und verbrauchsnahe Erzeugung begrenzt die Kosten des Netzausbaus, stärkt den Wettbewerb auf dem Energiemarkt und vermeidet hohe Übertragungsverluste.

Der Mittelstand ist der Motor der Energie- und Rohstoffwende und damit der Etablierung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft in Deutschland. Daraus ergeben sich gerade für mittelständische Unternehmen große Chancen. Die Standortvorteile Deutschlands dürfen nicht durch zu hohe Strompreise gefährdet werden. Wir treten daher für eine mittelstandsfreundliche Gestaltung der Energiewende unter der Leitlinie „so dezentral wie möglich, so zentral wie nötig“ ein. Eine dezentrale und verbrauchsnahe Erzeugung begrenzt die Kosten des Netzausbaus, stärkt den Wettbewerb auf dem Energiemarkt und vermeidet hohe Übertragungsverluste.

Wenn wir über die Transformation des energieintensiven Mittelstands sprechen, ist im Kern die Dekarbonisierung der Prozesswärme gemeint. Die immensen Herausforderungen, die damit einhergehen, müssen endlich auf den Tisch, damit konkrete Lösungswege aufgezeigt werden können. Die Unternehmen brauchen eine glaubhafte Strategie, die einen tragfähigen Boden für notwendige Investitionen bietet!

Eva Schreiner | Bundesverband der Energie- Abnehmer e.V. VEA

Unsere Forderungen

Dezentralen Ausbau von Erneuerbarer Energie fördern

Wenn die Bundesregierung ihre Klimaziele erreichen will, muss sie die Ausbaupfade für die Erneuerbaren Energien deutlich erhöhen und den dezentralen Ausbau attraktiver gestalten. Denn wenn mittelständische Unternehmen in betriebseigene Photovoltaik- Anlagen investieren, können sie einen Großteil des benötigten Stroms selbst erzeugen und tragen gleichzeitig umfassend zur regionalen Wertschöpfung bei. Hierfür braucht es einfache und attraktive Regelungen für den Eigenstromverbrauch sowie eine echte Strategie für den regionalen Ausbau der Erneuerbaren Energien. Darüber hinaus ist eine langfristige gesetzliche Zusicherung für derlei Investments notwendig, um aus dem Auf und Ab der bisherigen Förderpolitik auszusteigen und zu lernen.

Energiekosten senken

Der Anteil von Steuern und Umlagen macht mehr als 50 Prozent des Strompreises aus. Gleichzeitig werden VerbraucherInnen durch die Mehrwert- und Stromsteuer doppelt besteuert. Wir fordern daher, die Stromsteuer deutlich zu senken oder abzuschaffen. Dies würde Strom auch für Anwendungen der Sektorenkopplung attraktiver machen. Strom, Wärme und Mobilität müssen vernetzt gedacht werden.

Dezentrale Speicher stärken – Wirtschaft entlasten

Dezentrale Speicher sind wichtig, damit die Energiewende gelingen kann. Zur Förderung der Wirtschaftlichkeit sollten Speicher von Letztverbraucherpflichten befreit werden, um Privathaushalte und den Mittelstand zu entlasten.

Energie- und Klimapolitik

Es ist Zeit, den mittelständischen Unternehmen eine glaubhafte Strategie zu bieten, die Investitionssicherheit vermittelt. Viele Unternehmern sind stark verunsichert, ob Deutschland weiterhin als Standort für Industrie und Gewerbe gelten will. Es geht um die Entwicklung einer Vision, die Investitionen in grüne Technologien ermöglicht. Die Unternehmen warten auf entsprechende Signale und auf ein deutliches Bekenntnis der Politik zum Mittelstand und zum produzierenden Gewerbe. Dafür müssen Dekarbonisierung und Wettbewerbsfähigkeit zusammengedacht werden.

Kraft-Wärme-Kopplung kann [...] eine zentrale Rolle im dekarbonisierten Energiesystem spielen. Unser Ziel ist Klimaschutz und Ressourcenschonung.

Claus-Heinrich Stahl | Präsident des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung e.V.

Entlastung für den energieintensiven Mittelstand bei den Energiepreisen und bei der Bürokratie

Der hohe Dekarbonisierungs- und Investitionsbedarf des energieintensiven Mittelstands wurde in der Energie- und Klimapolitik bislang zu wenig berücksichtigt. Förderprogramme, die die Energiepreise in den Blick nehmen, wurden ausschließlich für die Großindustrie gewährt. Neben den Investitionskosten (Capex) sind für den Mittelstand aber auch die langfristigen Energiepreise (Opex) entscheidend für die Rentabilität grüner Technologien. Außerdem sind die mittelständischen Unternehmen gerade im Energiebereich mit einem Ausmaß an Bürokratie belastet, welches nicht mehr beherrschbar ist. Beide Faktoren führen zu einer Zurückhaltung bei Investitionen bis hin zur Einstellung ganzer Investitionslinien.

Die Dekarbonisierung der Prozesswärme in den Fokus rücken

Prozesswärme ist bislang das vergessene Kind der Energiewende, obwohl sie 75 % der industriellen CO2-Emissionen ausmacht. Ein Großteil kann elektrifiziert werden, Teilbereiche benötigen andere klimaneutrale Alternativen. Die Politik muss technologieoffene Förderprogramme schaffen, um diese Transformation zu beschleunigen. Außerdem braucht es einen Dekarbonisierungsstrompreis als Übergangslösung, bis die Marktpreise wettbewerbsfähig sind. Dieser Dekarbonisierungsstrompreis muss auch die Netzentgelte umfassen.

Netzausbau kosteneffizient vorantreiben und Netzanschlüsse zuverlässig und gewährleisten

Die Elektrifizierung der Industrie erfordert erweiterte Netzanschlüsse. Der Ausbau der Netzinfrastruktur muss priorisiert werden und Unternehmen benötigen verlässliche Garantien für Anschlüsse, um Planungssicherheit für Investitionen zu schaffen. Unternehmen, die andere klimaneutrale Alternativen benötigen ebenso einen verlässlichen Planungshorizont.

Jetzt ist die Zeit für mutige Entscheidungen und klare Weichenstellungen! [...] Wir fordern eine Politik, die den Fortschritt ermöglicht, statt ihn zu blockieren – mit einem Fokus auf Kreislaufwirtschaft und regionaler Wertschöpfung.

Sebastian Engelskirchen | Hauptgeschäftsführer Industrieverband Feuerverzinken e.V.