Jogger, Sonnenuntergang, Vogelschwarm

kesipun, Adobe Stock

10. Gesundheit

Frühzeitige Prävention nützt den Menschen und vermeidet teure Behandlungen. Denken wir um - weg von der reinen Versorgung von Kranken, hin zur aktiven Förderung der Gesundheit.

Die Prognosen gehen weiterhin von steigenden Gesundheitskosten in den kommenden Jahren aus. Die Ankündigungen über Beitragshöhen bestätigen diese Prognosen. Trotz vielfältiger Vorschläge aus den unterschiedlichsten Bereichen werden die Möglichkeiten für eine Senkung der Kosten bei weitem nicht ausgeschöpft. Die Beteiligung von Praktikern in den vorhandenen Arbeitsgruppen ist meist unerfüllt. Frühzeitige Präventionsmaßnahmen nutzen den Menschen, entlasten die ArbeitgeberInnen und vermeiden teure Operationen und Langzeitbehandlungen.

Deshalb muss umgedacht werden: Weg von der reinen Versorgung von Kranken, hin zur aktiven Förderung der Gesundheit. Die vom Gesundheitsministerium geplanten, teilweise umgesetzten Veränderungen in der Patientenversorgung und der Struktur der Kliniken insgesamt, sind auf gar keinen Fall ausreichend, teilweise sogar kontraproduktiv. Unternehmen unterstützen diesen Ansatz, denn jede Reduktion von Fehlzeiten nutzt auch dem Mittelstand.

Überdeutlich hat uns die Corona-Pandemie gezeigt, dass die schon oft beklagte, zunehmend kommerzielle Ausrichtung des Gesundheitswesens den sozialen Gesellschaftsauftrag nur noch bedingt erfüllen kann.

Heidemarie Hille | Präsidentin InGes

Unsere Forderungen

Gesundheitspersonal stärken und Bezahlung anpassen

Die Corona-Krise hat u.a. den Mangel an geeignetem Pflegepersonal mehr als verdeutlicht. Leider hat dies nicht ausgereicht, um endlich ein Umdenken stattfinden zu lassen. Eine Investitions- und Ausbildungsoffensive für alle im Gesundheitswesen agierenden Assistenzberufe muss eingeleitet werden. Einzig eine bessere Bezahlung macht die Arbeitsplätze nicht attraktiver. Es muss massiv in die Finanzierung und Infrastruktur der Ausbildungsstätten investiert werden und geeignetes Personal direkt nach der Schullaufbahn für die benötigten Berufe ausgebildet werden. Wir müssen auch in die Öffentlichkeit mehr ausführliche Informationen dazu geben, dass es im Gesundheitswesen wesentlich mehr Fachberufe als Pflegepersonal und ärztliches Personal gibt, die im Hintergrund der Patientenversorgung arbeiten und leider so gut wie nie im öffentlichen Blickfeld stehen. Es fehlt insgesamt an einer ganzheitlichen Strategie zur Besetzung der offenen Stellen im Gesundheitswesen und zur Behebung des Fachkräftemangels. Nur mit dem Blick ins Ausland kommen wir hier nicht weiter.

Corona-Nachwirkungen behandeln

Es ist wissenschaftlich festgestellt, dass gerade die Jüngsten unserer Gesellschaft überproportional viel unter den teilweise unnötigen Einschränkungen der Corona- Pandemie gelitten haben. Die Kappung sozialer Kontakte schon in den Kindergärten hat massive psychische Belastung ausgelöst. Für die Behandlung dieser Störungen gibt es eine monatelange Warteliste, Termine bei Experten sind rar gesät und teuer. Das ist für alle betroffenen Kinder und Jugendliche unerträglich. Die Folgen dieser Nichtbehandlung wird auf die jeweilige Familie abgewälzt. Wie so häufig trifft es die Kinder aus sozial schwächeren Familien doppelt, denn noch immer ist es in unserem Sozialstaat nicht möglich alle Medikamente oder notwendige andere Behandlungen für Kinder zuzahlungsfrei zu erhalten. Der Kulturpass zum 18. Geburtstag ist ein winzig kleiner Schritt, um die Pandemiefolgen etwas zu mildern. Wenn wir wirklich die notwendige Wiedereingliederung in die Gesellschaft für die Jüngsten anstreben, wird es Zeit umgehend die benötigten Ressourcen zur Verfügung zu stellen.

Prävention belohnen

Die Möglichkeiten der Diagnostik sind heute besser denn je, werden jedoch im Sinne einer ganzheitlichen Sichtweise auf den Menschen zu selten eingesetzt. Ernährung, Bewegung und das tägliche Umfeld beeinflussen maßgeblich die Widerstandskraft. Hier können Krankenkassen und Unternehmen gemeinsam ansetzen. Die Politik ist gefordert, entsprechen höhere Ausgaben für Prävention zuzulassen. Präventionsmaßnahmen sind genauer definiert und die Kostenvorteile für das Gesamtsystem belegbar.

Transparenz über die Qualität von Leistungserbringern und Krankenkassen

Die Abrechnung im Gesundheitssystem erfolgt oft intransparent. Insbesondere gesetzlich Versicherte müssen aktiv über die Beträge und Leistungen, die in ihrem Namen abgerechnet werden, informiert werden um auch in diesem Bereich die Verantwortung für die Inanspruchnahme von Leistungen zu fördern.

Keine Umsatzschwelle für die Erstattung innovativer Arzneimittel, Zuzahlungen anpassen

Die Einführung einer Umsatzschwelle bei der Erstattung von Arzneimitteln in Deutschland trifft insbesondere Gründerinnen und Gründer, die hochinnovative Arzneimittel für bisher nicht behandelbare Krankheiten entwickeln, bei denen ein dringender Bedarf besteht. Verschärft wird das Problem, wenn ein großer Bedarf (z. B. aufgrund weniger oder nicht vorhandener Therapiealternativen) und große Gruppen Betroffener (insb. bei den sog. Volkskrankheiten) bestehen. Alternativ nehmen die Zuzahlungen bei den Patientinnen und Patienten immer mehr zu und sogar Arzneimittel für Kinder unterliegen immer mehr Zuzahlungen. Das ist ein Armutszeugnis für unseren Sozialstaat.