Was kann man mit erneuerbaren Energien in einem „alten Haus“ heute schon machen? Diese Frage wurde hervorragend beim Tag der offenen Tür im Wasserstoffhaus Icking/Irschenhausen beantwortet.
Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, ob und wie Ihr Bestandsgebäude (egal ob Privat-Haus oder Firmen-Gebäude) auf Erneuerbare Energien umgerüstet und dadurch so weit wie möglich Energie-autark und CO2 Emissions-frei werden könnte?
Da mich das Thema als Mensch UND Verbands-Repräsentant enorm umtreibt (ich denke, dass hier riesiges Potential für den Mittelstand in Deutschland verborgen ist und auch die Weichen für die Zukunft einiger Handwerks-Gewerke neu gestellt werden könnten), wollte ich mir das beim Tag der offenen Tür im Rahmen der „Wasserstoff-Woche“ unbedingt ansehen.
Am 28.06.2022 war es so weit. Unserer Einladung, sich locker dort zu treffen, waren leider nicht sehr viele UnternehmerInnen gefolgt, aber mit rund 20 anwesenden Personen war das Haus gegen 10:30 bereits gut besucht.
Der Veranstalter und Betreiber des Pilot-Projektes dort, white energy GmH, erklärte im Rahmen einer Führung durch den Keller (wo das Herzstück der Anlage zu finden ist), wie im Zusammenspiel von PV-Anlage, Batterie-Speicher, Wärmepumpe/Gas-Therme, Warmwasser-Speicher, Frischwasser-Aufbereitung, Brennstoffzelle, Elektrolyseur und saisonalem Langzeitspeicher (in Form von Wasserstoff-Speicherbehältern) ein Gebäude vollständig Energie-autark werden kann.
Und wie der gerade bei Wasserstoff immer noch kritisierte Wirkungsgrad auf über 60 % gesteigert werden kann.
Aber Wasserstoff hat doch so einen niedrigen Wirkungsgrad!
Allerdings war das vom Experten vorgebrachte Argument valide, dass sich ein Wirkungsgrad, der vorher bei Null war (weil es keine PV-Anlage und keinen Elektrolyseur gab und alles mit fossilen Brennstoffen betrieben wurde) vom Aspekt der CO2 Einsparung gesehen mit 60 % durchaus sehen lassen kann.
Dies alles funktioniert natürlich nur mit dem entsprechenden (ebenfalls vorgeführten) Energie-Management, das z.B. steuert, wann Strom für das Beladen des E-Autos der Batterie zugeführt wird und wann Energie in den H2-Langzeit-Speicher geht.
Zudem gab es ein kleines Labor, in dem die Produktion von Wasserstoff in einer Versuchs-Anordnung abgebildet war sowie einen „Smart Meter“ Konzeptraum.
Kritische Fragen der Teilnehmer zu Wirkungsgraden, Nennleistungen, Kosten, Förderung, technischen Voraussetzungen, Rahmenbedingungen sowie Vor- und Nachteilen wurden offen und souverän beantwortet.
Wie jetzt? Das ist gar nicht für ein Einfamilienhaus gedacht?
Überraschend war für mich vor allem, dass das Unternehmen selbst die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt nicht so sehr für die Nutzung in Einfamilien-Häusern zur Anwendung kommen sieht.
Eher dient es als Nachweis dafür, dass das Pilot-System skaliert für Wohn-Quartiere und Firmengebäude umsetzbar ist.
Wie geht's weiter?
Wer Interesse an dem Thema Erneuerbare Energien und Wasserstoff hat, kann sich gerne mit mir oder Kornelia Kirchermeier in Verbindung setzen. Gerne organisieren wir über den BVMW in München eine individuelle Führung durch das Wasserstoffhaus.
Und es sind weitere Aktivitäten zu diesem Themen-Komplex geplant, zu denen wir Hersteller, Generalunternehmer, ExpertInnen und weitere interessierte Unternehmen und öffentliche Stellen herzlich zur Mitwirkung einladen. Sprechen Sie uns an!
Autor: Wolfgang Thanner, BVMW München
Fotos: Kornelia Kirchermeier, Wolfgang Thanner, BVMW München