Terminals: Ankerplätze für einen zukunftsweisenden Güterverkehr - 10. Juli 2023
PHOTO MOTION BY ALEXANDER FISCHER
Infrastrukturelle Engpässe und Auswirkungen auf den Güterverkehr und Logistikbereich
Am 27. November fand im Rahmen des Aktionskreis klimafreundlicher Güterverkehr und Herausforderungen der Logistik die Veranstaltung “BVMW macht mobil - Schienen & Straßen in der Region” im Muggensturm statt. Schwerpunkt waren die infrastrukturellen Engpässe und Auswirkungen auf den Güterverkehr und den Logistikbereich. Gertrud Hilser, Leiterin der BVMW Wirtschaftsregion Nordbaden-Rhein-Neckar, eröffnete die Veranstaltung.
Gastgeber war die Hartmann Spedition & Logistik AG. Alfons Hartmann, Vorstandsvorsitzender, begrüßte die Teilnehmer und stellte anhand eines Films über sein Unternehmen die Hartmann Spedition & Logistik AG vor, die aktuell von der zweiten und dritten Generation geführt wird. Ihr Leistungsspektrum umfasst sämtliche Transporte, Lagerhaltung und die logistische Verwaltung von Waren. Mit ihrem flächendeckenden Distributionsnetzwerk und flexiblen Logistikketten greift das Unternehmen auf eine Vielzahl von Partnerschaften und Kooperationen zurück. Besonders der betriebseigene Bahnanschluss an der Firmenzentrale in Muggensturm gibt Hartmann die Möglichkeit, nicht nur über die Straße, sondern auch über die Schienen Transporte durchzuführen.
Die Moderation übernahm Claus Haberecht, BVMW Verbandsbeauftragter und ehemaliger Wirtschaftsdezernent. Er verschaffte den Teilnehmern einen kurzen Überblick über den Aktionskreis und führte mit einem aktuellen Statusbericht in das Thema des Abends ein.
Dr. Clarissa Freundorfer, Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn (DB) in Baden-Württemberg, gab einen Rundum Überblick auf die weitere Planung der DB im Bereich Schienen sowie über deren aktuelle Probleme. In ihrem Vortrag betonte Sie zuerst die Wichtigkeit des Schienengüterverkehrs für das Klima, die Menschen, die Wirtschaft und für Europa. Mit der Aussage, die Schiene ist “zu voll, zu alt, zu kaputt", erklärte sie, dass die Schieneninfrastruktur zu lange vernachlässigt wurde, sodass sie aktuell nicht das leisten kann, was sie leisten muss. Ebenfalls nahm sie Bezug auf die aktuelle DB-Strategie der “Starken Schiene”, die aktuell noch ergänzt und verfeinert wird. Hier wird die Sanierung in die drei Bereiche Infrastruktur, Betrieb und Wirtschaftlichkeit eingeteilt. Freundorfer nannte hier Ziele der Sanierung, die bis 2027 erreicht sein sollten und das Mantra “Bestand geht vor Ausbau” beinhalten. Das Allerwichtigste der DB wäre die Investition in die Schiene, jedoch hob Freundorfer das Thema Finanzierungssicherheit seitens des Bundes als Problem vor. Da die Finanzierung durch den Bund immer nur von Haushaltsjahr zu Haushaltsjahr gesichert ist, besteht bei mehrjährigen Projekten der DB immer wieder Planungsunsicherheit. Freundorfer beendete ihren Vortrag mit der Aussage “Güter gehören auf die Schiene”.
Jürgen Skarke, Abteilungsleiter der Abteilung 4 Mobilität, Verkehr, Straßen des Regierungspräsidium Karlsruhe, gab einen übergreifenden Blick auf alle aktuellen Projekte und die in Zukunft angedachten Projekte im Straßenbau, -ausbau und -erhalt sowie in der Erhaltung von Brücken und die Themen LKW-Parkplätze und die E-LKW-Ladeinfrastruktur in der Region. Zuerst nahm er Bezug auf den aktuellen Bundesverkehrswegeplan 2030, der alle Projekte, die der Bund bei der Infrastruktur der Schiene, des Wassers, der Luft und der Straße für besonders wichtig erachtet, beinhaltet. Auf Basis dessen zeigte er den Teilnehmern den aktuellen Stand des Straßen Aus- und Neubaus der Bundesautobahnen, Bundesstraßen und der Brücken sowie allgemein den Stand der Erhaltung dieser auf. Gleiches zeigte er ebenfalls auf Basis des aktuellen Landesverkehrswegeplan auf, der Maßnahmen für alle Landstraßen und deren Brücken beinhaltet. Hier verwies er, wie Frau Dr. Freundorfer zuvor auch, auf die nicht vom Bund vorhandene Finanzierungssicherheit der geplanten Maßnahmen und Projekte, wobei das Regierungspräsidium davon ausgeht, dass alle Projekte, die sich in der Umsetzung befinden, auch fertiggestellt werden können. Anschließend erläuterte er, wie der neue Bundesverkehrswege- und Mobilitätsplan 2040 aufgrund des aktuellen Projektstandes und der aktuellen Verkehrsprognose entsteht und wie sich dieser voraussetzlich zusammensetzen wird. Zum Ende seines Vortrags betonte er die Wichtigkeit der Erhaltung der Infrastruktur, wodurch es zu einer Prioritätenverschiebung vom Aus- und Neubau zur Erhaltung dieser kommt.
In der anschließenden Talkrunde wurden die aktuellen Herausforderungen im Straßen-, Schienen- und im Kombiverkehr diskutiert. Hier wurden ebenfalls Perspektiven aus der Praxis sowie auch aus der Landespolitik und der Stadtplanung mit einbezogen:
Alfons Hartmann brachte die Sichtweise eines Unternehmers aus der Praxis in die Runde ein und gab einen Einblick in die aktuelle Situation seines Unternehmens. Er sucht durchweg nach Lösungen, um seinen Standort im Muggensturm bzw. das Gewerbegebiet an sich direkter an das Straßennetz anzubinden, mit dem Ziel schneller auf der Autobahn zu sein und dadurch Lieferschwierigkeiten bzw. Lieferungsverzögerungen mit großen Folgen in absehbarer Zeit zu verringern. Ebenfalls erklärte er, wie sein Unternehmen versucht, "Leerfahrten" so gering wie möglich zu halten.
Charlotte Klingmüller ist Dipl.Ing. für Raum- und Umweltplanung und Stadtplanerin Stadt Bruchsal. Sie brachte ihre Sicht aus der Kommune mit in die Runde und gab Einblicke in ihren Arbeitsalltag. Sie erläuterte, dass sie in der Stadtplanung darauf achten, dass bei neuen Bebauungsgebieten entsprechende Verkehrsanbindungen direkt mit geplant werden und auch geschaut wird, welche Anbindungen schon bestehen. Ebenfalls wird bei der Ansiedlung von neuen Gewerbegebieten darauf geachtet, dass diese dort angesiedelt werden, wo schon ein direkter Anschluss in das benötigte Verkehrsnetz besteht oder möglich ist.
Dr. Clarissa Freundorfer gab einen positiven Blick in Richtung Kombiverkehr und erläuterte die Chance, so viele Güter schnell auf die Schiene zu bekommen. Hierfür müssten Transportunternehmen “nur” zum nächsten Terminal fahren, um von der Schiene auf die Straße umzuladen. Im Zuge dessen erwähnte Sie, dass die DB ihre Terminals hierfür aktuelle erheblich erweitert bzw. ausbaut.
Thomas Dörflinger ist verkehrspolitischer Sprecher und Landtagsabgeordneter der CDU. Er betonte, dass man beim Streckennetz und der Ausweitung dieses in den letzten jahren schon deutlich vorangekommen ist und der Bund jetzt schauen muss, dass er schneller liefert als zuvor, damit es sich weiterhin so entwickeln kann. Ebenfalls ging er darauf ein, dass nicht nur das Geld und das Personal ein Grund für Projektverzögerungen sind sondern auch die politischen Verfahren, bis es zu einem Bauzuschlag kommt. In vielen Fällen werden viele Projekte vor der Umsetzung abgebrochen, da schon so viel Zeit vergangen ist, dass es aufgrund der Inflation finanziell nicht mehr zu stemmen ist.
Die Teilnehmer hatten hier zusätzlich die Möglichkeit, eigene Fragen zu stellen.
Josef Stumpf, Direktor des Bundeswirtschaftssenats, fasste den Abend zusammen. Er betonte, dass mehrfach angesprochen worden ist, dass es eine gewisse Begrenztheit gibt, um Projekte und Forderungen anzugehen und umzusetzen. Hier spielen besonders die Themen Geld, Haushaltsanforderungen, Personal und das Thema Prozesse, Entscheidungen und Beteiligungen mit rein. Ebenfalls ist es lohnenswert, nach neuen innovativen Lösungen zu suchen. Er hob besonders heraus, dass es immer wichtiger wird, die Stimme zu erheben und dies vor allem gemeinsam zu tun und nicht alleine.
Vielen Dank an alle Beteiligten, die diesen erkenntnisreichen Abend mit Ihrer Expertise und Wissen bereichert haben.
Ein herzliches Dankeschön geht an Alexander Fischer von PHOTO MOTION BY ALEXANDER FISCHER. Er stellt die Bilder der Veranstaltung zur Verfügung, die Sie gerne unter Namensnennung für eigene Zwecke benutzen können.
Weitere Bilder finden Sie hier: https://www.picdrop.com/photo.motion.fineart.byalexanderfischer/6q3UyB3VbK