Unser Mitglied Jutta Moschner, Expertin für nachhaltige Unternehmensentwicklung (Soest), zeigte den Kern der CSRD auf und dass KMU jetzt nachhaltige Strategien entwickeln sollten.
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Sebastian Harke von Argus Additive Plastics erzählt vom Zugang zu Fördermitteln im Bereich der Klimaschutzmaßnahmen.
Günstige, einfache Klimaschutzmaßnahmen sind schnell umgesetzt. Doch wer es mit der Klimafreundlichkeit des eigenen Unternehmens ernst meint, merkt schnell: Der Teufel steckt im Detail.
Mittelstand.: Bitte stellen Sie den Lesenden Ihr Unternehmen kurz vor.
Sebastian Harke: Die Argus Additive Plastics GmbH ist ein im Jahr 1994 gegründetes Familienunternehmen mit Sitz in Büren. Unser Ziel ist es, in innovativen Verfahren Masterbatches (hochgefüllte Kunststoffgranulate mit funktionalen Additiven oder Farbpigmenten) zu produzieren, die sowohl national als auch international höchste Qualitätsstandards setzen. Wir zielen stetig darauf ab, unsere Produktionsstätten zu modernisieren, Prozesse zu optimieren und Abläufe effizienter zu gestalten, um schneller zu noch besseren Ergebnissen kommen zu können und um unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern.
Welche Klimaschutzmaßnahmen haben Sie in Ihrem Unternehmen bereits umgesetzt?
In den letzten Jahren konnten wir mit Unterstützung durch Förderprogramme bereits diverse Maßnahmen im Bereich der Energieeffizienz umsetzen. Das bisher größte umgesetzte Projekt war die Einbringung eines Netzfiltersystems in einer unserer Produktionshallen. Dies hilft, die Netzqualität zu verbessern und Stromspitzen zu reduzieren. Zudem wird die Lebensdauer elektronischer Bauteile verbessert und die Verlustleistung reduziert. Wir konnten durch diese Maßnahme 3 bis 4 Prozent unseres Stromverbrauchs reduzieren und somit ungefähr 63 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einsparen. Weiter haben wir eine Wärmerückgewinnung im Zuge des Austausches eines Kompressors eingebracht, die in unsere Heizkreise des Verwaltungsgebäudes mit angrenzender Produktion einspeist. Dies spart jährlich ca. 160.000 kWh Erdgas ein, was ca. 44 Tonnen CO2- Emissionen entspricht.
Ein weiteres nennenswertes Projekt war die Einbringung einer intelligenten Beleuchtungsanlage in einer Lagerhalle, die mit Tageslichtund Bewegungssensoren ausgestattet ist, wodurch eine Ersparnis von ca. 45.000 kWh pro Jahr erzielt werden kann.
Welche Förderung haben Sie erhalten, und wie sind Sie vorgegangen?
Wir haben Fördermittel aus der am 1. Mai 2023 in Kraft getretenen EEW-Richtlinie für Energie und Ressourceneffizienz in Anspruch genommen. Diese können beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragt und bewilligt werden. Die bisherigen Anträge wurden nach De-minimis-Verordnung oder Allgemeiner Gruppenfreistellungsverordnung, kurz AGVO, gestellt. Bei Anträgen nach De-minimis-Verordnung stehen Unternehmen im laufenden sowie in den beiden vorausgegangenen Kalenderjahren maximal 200.000 Euro Fördersumme zur Verfügung.
Dieser Fördertopf kann dann für verschiedene Projekte genutzt werden, und somit konnten wir mehrere Maßnahmen umsetzen. Die einzureichenden Unterlagen sowie die Höhe der Förderquote variieren je nach Technologie, welche gefördert werden soll. Wenn alle Unterlagen vollständig sind und man die jeweiligen Anforderungen erfüllt, dann sollte die Förderung in der Regel genehmigt werden. Wir konnten mit der De-minimis-Förderung Zuschüsse zwischen 8.000 Euro und 79.000 Euro pro Maßnahme erzielen. Für bestimmte Anträge von Fördermitteln muss ein Energieberater hinzugezogen werden, der das Vorhaben projektiert und verifiziert.
Sind Sie auf Herausforderungen gestoßen?
Die allgemeine Antragsstellung war nach dem ersten Antrag nicht problematisch. Hilfestellung zum Antragsverfahren oder zu einzureichenden Unterlagen leistet die Homepage der BAFA, beispielsweise durch Merkblätter. Zudem sind die Antragsformulare dort zum Download verfügbar und können später auch direkt digital eingereicht werden. Die benötigten Unterlagen für Einzelmaßnahmen mögen vielleicht erstmal für Abschreckung sorgen, jedoch konnten wir feststellen, dass Lieferanten oft auf diese Anforderungen vorbereitet sind und unterstützen können.
Bei einer Maßnahme haben wir von der Förderung abgesehen. Zu dem Zeitpunkt war es so, dass das bestehende Energiecontrollingsystem veraltet war, nicht weiterentwickelt wurde und häufig Lücken in der Datenerfassung aufgetaucht sind. Um die lückenlose Datenerfassung zu erhalten, war keine Zeit für eine Antragsstellung zur Abwicklung und Inanspruchnahme von Fördermitteln.
Was empfehlen Sie anderen Unternehmen, die gerne finanzielle Unterstützung bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen hätten?
Meine Empfehlung ist die Teilnahme an informellen Energieeffizienznetzwerken, die Bestandteil des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE) sind. Hierbei handelt es sich um einen freiwilligen Zusammenschluss mehrerer regionaler Unternehmen, die ein informelles Netzwerk bilden und so Austausch über Ideen, Erfahrungen und auch Kontakte betreiben.
Sebastian Harke ist im Unternehmen Argus Additive Plastics seit Mai 2021 angestellt als EnMB und stellvertretender Leiter der Instandhaltung.