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Thüringen, 01.07.2024

Ist Nachfolgen das neue Gründen?

Diskussion des Expertenkreis "NachfolgerNetzwerk Mittelstand" am praktischen Beispiel

Autorin: Kathrin Horn

Nachfolgen ist NICHT gleich Gründen!

Das war das Fazit aus dem Juli-Online-Meeting des NachfolgerNetzwerk Mittelstand, monatlich organisiert durch Kathrin Horn (BVMW Thüringen) und Oliver Brunn (BVMW Sachsen-Anhalt).

Als Experte diesmal wieder mit dabei: Thomas Hoyer, Geschäftsführer der HCONSULT GmbH Nachfolge / M&A aus Gera. Beim Juli-Thema „Ist Nachfolge das neue Gründen?“ fand unter den Teilnehmern eine rege Diskussion mit einem praktischen Beispiel aus der Region statt. Ein noch angestellter junger Mann überlegt aktuell, ob er die Firma seines Vaters übernimmt. In der Online-Stunde erhielt er Impulse zum Überdenken und einige Anregungen zum Unternehmertum. Am Ende hieß es durch die Experten: Gründen ist Gründen und Nachfolge ist Nachfolge – weil beides auf unterschiedlichen Gesetzgebungen fußt.

Die Frage stellt sich anders: Gründe ich neu oder übernehme ich eine bestehende Firma?

Was spricht für eine Übernahme?

Was spricht dagegen?

Etablierte Kundenbasis: Ein bestehendes Unternehmen verfügt bereits über eine treue Kundschaft, was den Umsatz von Anfang an sichern kann

Übernommene Probleme: Ein bestehendes Unternehmen kann mit Altlasten wie Schulden, schlechten Verträgen oder einem schlechten Ruf belastet sein, die der Nachfolger übernehmen muss.

Eingespielte Prozesse und Strukturen: Ein bestehendes Unternehmen hat oft bewährte Geschäftsprozesse und Strukturen, die effizient und erfolgreich arbeiten.

Widerstand gegen Veränderung: Langjährige Mitarbeiter und etablierte Prozesse können resistent gegenüber neuen Ideen und Veränderungen sein, das erschwert die Umsetzung neuer Strategien.

Bekanntheit und Marktposition: Eine bestehende Firma hat in der Regel bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad und eine Marktposition, was den Markteintritt erleichtert.

Veraltete Strukturen und Technologien: Das Unternehmen könnte veraltete Systeme und Technologien nutzen, deren Modernisierung kostenintensiv und zeitaufwendig ist.

Vorhandene Mitarbeiter: Es gibt bereits ein eingespieltes Team, das mit den Abläufen und der Firmenkultur vertraut ist.

Kulturelle und Führungsherausforderungen: Die Integration in eine bestehende Unternehmenskultur und die Akzeptanz als neuer Führungskraft kann herausfordernd sein, insbesondere wenn die Belegschaft stark mit dem bisherigen Eigentümer verbunden ist.

Finanzielle Vorteile: Die Finanzierung kann einfacher sein, da das Unternehmen bereits nachweisbare finanzielle Erfolge und Sicherheiten bietet, was für Banken und Investoren attraktiv ist

Hohe Übernahmekosten: Der Kaufpreis für ein etabliertes Unternehmen kann hoch sein, und die Finanzierung der Übernahme kann eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen.

Deutschland: Zahlen und Beispiele

Laut dem Institut für Mittelstandsforschung stehen in Deutschland jährlich 22.000 Unternehmen zur Nachfolge an. Etwa 40% der Unternehmer sind über 55 Jahre alt und planen in den nächsten Jahren ihre Nachfolge. Das bedeutet in den nächsten Jahren ca.100.000 individuelle Nachfolgelösungen für Unternehmen. Die durchschnittlichen Kosten im KMU-Bereich liegen bei etwa 1 bis 5 Millionen Euro, abhängig von der Unternehmensgröße und Branche.

Schlussfolgerung: Unternehmensnachfolge ist eine attraktive Alternative zum Gründen, weil Risiken minimiert und bestehende Strukturen genutzt werden können. Mit steigender Anzahl an Unternehmern im Ruhestandsalter wird Nachfolge relevanter.

Nächste Events und Themen:

Montag, 5. August 2024: Immobilienbewertung bei der Unternehmensnachfolge, Anmeldungen hier oder unter: oliver.brunn@bvmw.de oder kathrin.horn@bvmw.de

Montag, 2. September 2024: Pro & Contra zur Unternehmensnachfolge durch Stiftungen, Anmeldungen hier oder unter: oliver.brunn@bvmw.de oder kathrin.horn@bvmw.de

Bei Fragen erreichen Sie uns:

Oliver Brunn (Sachsen-Anhalt) +49 171 4726625

Kathrin Horn (Thüringen) +49 175 2452901


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