Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Beate C. Klingler
Die Gründerin der Hebammenpraxis Geburtszeit und von „Geburtszeit – Online-Mediathek für werdende Eltern" im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen Unternehmerin zu werden?
Als Hebamme bin ich eigentlich schon selbstständig seitdem ich meinen Beruf gelernt habe. Damit bin ich eigentlich schon viele Jahre vorher Unternehmerin gewesen. Aus diesem Kontext habe ich eigentlich dann das Unternehmen gegründet, weil ich erkannt habe, dass ich als Hebamme auch gleichzeitig eigentlich Unternehmerin bin. Ich fand es immer gut, dass ich anderen Menschen mit meinen Ideen helfen kann und in meinem Unternehmen geht es eigentlich um eine Hilfe für werdende Eltern, die jetzt vielleicht keine Hebamme mehr finden. Deswegen ist aus der Hebamme auch eine Unternehmerin geworden. Ich glaube, dass kann man gar nicht so genau trennen, Hebamme und Unternehmerin, weil beides wichtige Unternehmen für unsere Gesellschaft sind.
Wenn sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden sie denselben Weg noch einmal gehen? Oder würden sie etwas anders machen.
Also ich finde immer, einen Weg zu gehen, hat nichts damit zu tun, ob man ihn noch mal gehen würde, sondern mein Weg hat sich eigentlich immer von selbst ergeben. Alles, was ich getan habe, hat im Nachhinein Sinn ergeben und deswegen kann ich nicht sagen, dass ich diesen Weg nochmal so gehen würde. Vielleicht würde ich ihn genauso nochmal gehen, vielleicht würde ich mit meinem heutigen Wissen manchen Umweg vermeiden. Doch haben genau die mich eigentlich auch dahin geführt, wo ich jetzt bin.
Welche Entscheidung würden sie für sich als wegweisend bezeichnen oder auch die, aus der sie am meisten gelernt haben?
Eine schwierige Frage. Ich glaube die erste Entscheidung fiel schon recht früh, als ich beschlossen habe, nicht mehr weiter Krankenschwester zu lernen, sondern mein Abitur nachzuholen und dann die Ausbildung zur Hebamme zu machen. Das war eigentlich die Entscheidung, die mich auf diesen Weg gebracht hat. Gelernt habe ich aus vielen Entscheidungen. Entscheidungen, die ich als Mutter getroffen habe, Entscheidungen, die ich für meine Frauen getroffen habe, aber auch Sachen, die ich von meinen Frauen und Kindern gelernt habe. Ich kann nicht sagen, dass es ein richtiges Schlüsselerlebnis gibt. Eigentlich war es ein Zusammenspiel aus vielen kleinen Entscheidungen und mein Wunsch, vielen werdenden Eltern fundiertes Wissen zu vermitteln.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Die erste große Herausforderung war, meine Familie und mein Beruf unter einen Hut zu bringen. Die zweite noch größere Herausforderung war im Zuge meiner Unternehmung, mich mit der Digitalisierung zu beschäftigen, mich in Programme einzuarbeiten, mich vor die Kamera zu trauen und Aufgaben zu delegieren. Auch mit dem Onlinemarketing und den Algorithmen von Social-Media-Kanälen hatte ich bis dahin noch nichts zu tun und das war eine große Herausforderung.
Womit beschäftigen Sie sich zurzeit sehr intensiv?
Zum einen beschäftigt mich nach wie vor das Onlinemarketing sehr stark und natürlich Social Media. Zum anderen baue ich weiterhin meine Mediathek aus und versuche, ein Netzwerk ins Leben zu rufen, bei dem andere Gleichgesinnte mit dabei sind und möchte eigentlich gern die Live-Webinare weiter ausbauen, eben in Kooperation mit anderen. Ganz nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“.
Wodurch erfahren sie besondere Wertschätzung in ihrer Arbeit?
Wertschätzung erfahre ich am meisten durch meine jungen Familien beziehungsweise die werdenden Eltern. Aber auch durch andere Leute aus verschiedenen Bereichen, die bewundern, was ich mache und mich in ihr Team aufnehmen wollen. Das finde ich auch ganz gut, weil mir das natürlich wieder den Antrieb gibt, weiterzumachen.
Welche Botschaft möchten Sie frischgebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen mitgeben?
Die wichtigste Botschaft ist, glaubt an euch, seid authentisch und macht das, was ihr tut, mit eurem Herzen, denn nur dann habt ihr die Kraft und das Durchhaltevermögen, immer weiterzugehen, auch wenn es mal nicht so funktioniert, wie ihr euch das vorstellt.
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Da ich nur ein 4-Frauen-Unternehmen bin, ist es natürlich schwierig zu beantworten. Ich versuche immer, mein Netzwerk für Frauen, die eine gute Idee haben und mit anderen zusammenarbeiten wollen, offen zu halten. Denn hier bin ich der Meinung, dass wir ein gutes Netzwerk brauchen, damit wir uns untereinander einfach besser stärken können. Wenn ich mehr Frauen unter mir vereinen würde, glaube ich, wäre das Wichtigste für mich, die Frauen zu bestärken in ihren Werten. Meiner Erfahrung nach, trauen wir uns selbst nicht immer genug zu. Dabei sind wir eigentlich selber ziemlich gut, in dem was wir tun, in dem wie wir es tun und auch, was wir bisher schon geschafft haben als Frauen.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen im Unternehmen im Allgemeinen …
…, dass sie mehr für die Vereinbarkeit von Familie und Frauen tun. Gehälter der Frauen dem der Männer anpassen, dass Familien entscheiden können, ob auch der Mann zu Hause bleiben kann. Grundsätzlich finde ich, dass die bürokratischen Hürden und Tätigkeiten im Unternehmerbereich stark abgebaut werden müssen. Sie nehmen einen Großteil der Arbeitszeit in Anspruch und sind häufig unverständlich oder schwierig zum Verstehen. Auch könnte eine Digitalisierung, die bedienerfreundlich ist und kein BWL-Studium voraussetzt, sehr hilfreich sein.
Wer hat sie am meisten inspiriert und warum?
Zwei Frauen haben mich inspiriert. Zum einen Ingeborg Stadelmann, die schon ganz früh erkannt hat, dass man Frauen besser aufklären muss und dass man dafür seinen eigenen Weg gehen muss. Ihr erstes Buch hat sie im Eigenverlag verlegt, weil es eine kleine Zielgruppe angesprochen hat. Es ist ein großer Erfolg daraus geworden.
Die andere Frau, die mich immer gefördert hat, war meine Oma. Sie hat mir gezeigt, dass immer da, wo ein Wille ist, auch ein Weg sich öffnet. Sie hat immer eine Lösung gefunden und immer gesagt, wenn du etwas willst und selbst von der Sache überzeugt bist, dann wird sie auch gelingen. Denn nur mit einem klaren Ziel und Herzblut, heute würden wir Authentizität sagen, wirst du deine Vorstellung umsetzen können.
Außerdem waren meine Kinder immer eine Quelle der Inspiration, sie haben mir beigebracht, dass Theorie und Praxis häufig weit auseinander liegen. Durch sie habe ich erkannt, welche Freude es mir macht, mein Wissen weiterzugeben.
Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?
Meine Tochter würde sagen, gar nicht. Doch eigentlich bin ich immer in Gedanken bei tausend Szenarien und spiele viele Ideen durch. Auch ein Skript in Form eines goldenen Fadens hilft mir immer. Wenn ich weiß, worum es bei dem Termin geht, habe ich immer 3 – 5 wichtige Punkte, die bei dem Termin besprochen werden müssen, bzw. in meinem Vortrag enthalten sind. Sonst gehe ich immer sehr spontan an einen Termin heran. Vieles entwickelt sich dann ganz einfach aus der Situation heraus.
Am meisten begeistert mich an meinem Beruf …
…das Privileg, ganz am Anfang eines Lebens zu stehen und die junge Familie in ihrer Entstehung zu unterstützen. Mir gefällt auch die Abwechslung durch die verschiedenen Menschen, mit denen ich zu tun habe. doch das Schönste an dem Beruf ist, dass ich mein Wissen weitergeben kann und damit vielen jungen oder werdenden Eltern helfen kann.
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Das ist ganz einfach: es ist Bewegung in der Natur, Seele baumeln lassen, mit Freunden bei einem guten Gespräch, dann Sport machen, was ich regelmäßig jede Woche einbaue. In der Zeit bin ich nicht erreichbar, wertvolle Zeit für mich selbst. Und dann schreibe ich gern Geschichten. Ich finde es großartig, mir etwas auszudenken und mit einem Stift auf Papier zu bringen. Das ist eine entspannende Abwechslung zur Computerarbeit und zum Chatten, das auch einen großen Teil meines Arbeitsalltags ausmacht.
Was hat sie während ihrer Selbstständigkeit am meisten überrascht?
Ich fand es spannend, zu sehen, wie meine Arbeit und wachsende Erfahrung als Hebamme meine Sichtweise auf viele Dinge verändert hat. Ich war schon immer ein Querdenker, habe nach anderen Wegen gesucht und war immer an neuen Erkenntnissen und Wissen interessiert. Manchmal hat es mich erschrocken, dass andere einfach zufrieden waren, mit dem, was sie gelernt hatten, Dinge einfach hingenommen haben, ohne die Sinnhaftigkeit zu hinterfragen. Doch am meisten überrascht war ich, dass ich nicht besonders teamfähig war, das musste ich richtig lernen, Verantwortung abzugeben und zu vertrauen.
Beate C. Klingler
Geburtszeit – Online-Mediathek für werdende Eltern
www.geburtszeit-online.de