Christian Fastenrath

Christian Fastenrath

Themen

Unternehmertum
14.11.2024

Christian Fastenrath

Der Geschäftsführer der dategro IT GmbH im Interview für die Initiative „Der Junge Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin oder Unternehmer zu werden?

Meine unternehmerische Ader war schon früh ausgeprägt. Bereits mit 18 Jahren habe ich mich während meines Studiums selbstständig gemacht. Nach dem Studium habe ich in verschiedenen Unternehmen gearbeitet, doch der Wunsch, eigene Ideen umzusetzen und Verantwortung zu übernehmen, hat mich letztlich dazu bewogen, 2015 gemeinsam mit einem Geschäftspartner die erste GmbH zu gründen. 2021 folgte dann die Gründung der dategro GmbH als drittes Unternehmen.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?

Ich würde den Weg definitiv wieder gehen. Die gesammelten Erfahrungen, sowohl auf persönlicher als auch beruflicher Ebene, waren sehr prägend. Allerdings würde ich heute viel früher damit beginnen, ein eigenes Netzwerk aufzubauen und mir gezielt die notwendigen Fähigkeiten anzueignen. Während man die Aufgaben eines Geschäftsführers im täglichen Geschäft erlernt, sind die Soft- und Hardskills, die zur erfolgreichen Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen erforderlich sind, nicht so leicht zu erwerben. Insbesondere als jemand mit technischem Hintergrund hätte ich diesen Bereich früher priorisieren sollen.

Haben Sie im Gründungs- oder Übernahmeprozess in irgendeiner Form Unterstützung erhalten? Falls ja, welche Form der Unterstützung war besonders zentral?

Ich habe insgesamt drei Unternehmen mit verschiedenen Partnern gegründet, jedoch immer ohne externe Unterstützung oder Finanzierung – abgesehen von den Dienstleistungen eines Notars und eines Steuerberaters.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Eine der wichtigsten Entscheidungen war, aus einem Misserfolg zu lernen. Es gab einen Rückschlag, der sich im Nachhinein als Fehler herausgestellt hat. Dieser hat mich gelehrt, dass Misserfolge ein Teil des Unternehmertums sind und es entscheidend ist, sich nicht entmutigen zu lassen. Außerdem war der Aufbau meines Teams eine zentrale Entscheidung. Es war eine Herausforderung, die richtigen Mitarbeiter zu finden und zu führen, doch der Wert einer starken Unternehmenskultur und eines guten Arbeitsklimas hat sich immer wieder bestätigt.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Eine der größten Herausforderungen war der starke Wettbewerb in unserer Branche. Es war schwierig, uns klar zu differenzieren und eine starke Marktposition aufzubauen. Durch gezielte Marketingstrategien und eine klare Positionierung ist es uns jedoch gelungen, uns erfolgreich zu etablieren. Auf der persönlichen Ebene war es eine Herausforderung, Arbeit und Privatleben besser zu trennen. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, auf sich selbst zu achten und Unterstützung anzunehmen.

Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Beruf, Familie und Freizeit? Welche Unterstützung wünschen Sie sich für eine bessere Vereinbarkeit?

Ich lege großen Wert auf eine flexible Arbeitsgestaltung, um spontane Familienmomente wahrnehmen zu können. Gute Planung hilft mir dabei, meine Aufgaben zu strukturieren und Prioritäten zu setzen, aber es bleibt eine Herausforderung. Verbesserte Betreuungsmöglichkeiten für Kinder wären eine erhebliche Erleichterung im Alltag. Zudem schätze ich den Austausch mit anderen Unternehmerinnen und Unternehmern, um voneinander zu lernen. Eine partnerschaftliche Aufgabenteilung im Haushalt und bei der Kindererziehung mit meiner Frau hilft ebenfalls. Auch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, hat einen großen Beitrag zur besseren Vereinbarkeit geleistet.

Wie stehen Sie zum Thema Jobsharing oder Tandem als Lösung für eine bessere Vereinbarkeit?

Jobsharing kann definitiv zu einer höheren Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter führen, da sie mehr Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung haben. Zudem lässt sich durch die Kombination unterschiedlicher Kompetenzen die Leistungsfähigkeit steigern. Allerdings müssen die Prozesse exakt aufeinander abgestimmt sein, sonst kann es kontraproduktiv sein. Vor allem im Kundenkontakt sollte man darauf achten, dass die Übergabe nahtlos erfolgt, um die Kundenzufriedenheit nicht zu beeinträchtigen.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Mein aktueller Fokus liegt auf der Produktentwicklung und der Marktexpansion. Obwohl ich aufgrund meines technischen Hintergrunds gerne in Projekte involviert bin, habe ich erkannt, wie wichtig es ist, stärker auf Veranstaltungen präsent zu sein und den direkten Austausch mit Kunden zu suchen. Daher investiere ich viel Zeit in Networking und die Teilnahme an Veranstaltungen.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Besondere Wertschätzung erfahre ich, wenn ich sehe, dass meine Arbeit einen positiven Einfluss auf Kunden, Mitarbeiter oder die Gesellschaft hat. Erreichte KPIs oder erfolgreiche Projekte, die den Kunden zufriedenstellen, motivieren mich enorm. Weniger sinnvoll finde ich hingegen Projekte, die nur testweise gestartet und später wieder aufgegeben werden.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen jungen Unternehmerinnen und Unternehmern mitgeben?

Ich rate dazu, frühzeitig die eigenen Kompetenzlücken zu erkennen und entweder durch Mitarbeiter, externe Hilfe oder Selbststudium zu schließen. Besonders technisch versierte Gründer neigen dazu, sich auf innovative Features und Lösungen zu fokussieren, ohne dabei klar zu kommunizieren, wie diese den Kunden tatsächlich helfen.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt junges Unternehmertum oder geben Young Professionals Rückenwind?

In unserem Unternehmen setzen wir auf flexible Arbeitsmodelle, wie zum Beispiel Homeoffice und flexible Arbeitszeiten, um jungen Mitarbeitern die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu erleichtern. Regelmäßiges Feedback spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung unserer Mitarbeiter, ebenso wie die frühe Übertragung von Verantwortung in eigenen Projekten.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von jungen Unternehmerinnen, Unternehmern und Young Professionals im Allgemeinen …

Ich erwarte eine stärkere Förderung der unternehmerischen Bildung, angefangen in den Schulen. Es wäre wünschenswert, unternehmerisches Denken und Handeln früh zu integrieren, um junge Menschen für die Selbstständigkeit zu begeistern. Zudem sollten bürokratische Hürden abgebaut und Gründungsverfahren vereinfacht werden.

Haben Sie für die Gründung oder Unternehmensübernahme Fördermittel erhalten?

Nein, wir haben zur Gründung keine Fördermittel erhalten. Das lag allerdings weniger an fehlenden Möglichkeiten, sondern eher daran, dass wir keine entsprechenden Anträge gestellt haben. Besonders zu Beginn erschien uns der bürokratische Aufwand im Vergleich zur möglichen Fördersumme als zu hoch und nicht im Verhältnis zum Nutzen.

Was hat Sie als Unternehmerin/Unternehmer am meisten überrascht?

Es gibt mehrere Aspekte, die mich überrascht haben. Zum einen die hohe Komplexität des Unternehmertums. Viele unterschätzen, dass neben der Geschäftsidee auch zahlreiche administrative und strategische Themen wie Finanzen, Personal, Marketing, rechtliche Fragen und Steuern eine zentrale Rolle spielen.
Zum anderen hat mich der enorme Zeitaufwand überrascht. Die Arbeitszeiten sind oft deutlich länger als in einem Angestelltenverhältnis, und viele Aufgaben fallen außerhalb der regulären Arbeitszeiten an.
Auch die emotionalen Höhen und Tiefen sind überraschend intensiv. Phasen der Euphorie wechseln sich ab mit Momenten der Unsicherheit. Schließlich gehört der Umgang mit Rückschlägen dazu – es ist entscheidend, aus Fehlern zu lernen und sich davon nicht entmutigen zu lassen.

Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?

Für mich ist jeder Termin wichtig, sonst würde er nicht stattfinden. Die Vorbereitung verläuft dabei stets nach einem ähnlichen Schema: Ich analysiere zunächst, mit wem ich warum über welches Thema spreche. Daraus leite ich ab, was ich erreichen möchte und welche zentralen Botschaften und Argumente ich dazu einsetzen werde.

Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen und Unternehmer besonders wichtig?

Ein starkes Netzwerk ist insbesondere für die Kundenakquise in unserer Branche von großer Bedeutung. Da wir mit sensiblen Kundendaten arbeiten, ist das Vertrauen der Kunden essenziell. Dieses Vertrauen basiert auf exzellenten Ergebnissen, die wir nur durch verlässliche Netzwerkpartner erreichen können, die bereits einen Vertrauensvorschuss aufgebaut haben.
Darüber hinaus ist der Zugang zu Expertenwissen innerhalb des Netzwerks äußerst wertvoll. Es gibt praktisch kein Thema, über das man sich nicht unverbindlich austauschen kann, was in vielen Situationen hilfreich ist.

Ein guter Tag beginnt für mich mit …

… einem ausgiebigen Frühstücksbuffet.

Infos zur Person

Christian Fastenrath

Infos zum Unternehmen

dategro IT Gesellschaft für Unternehmenstransformation mbH & Co. KG (kurz dategro IT GmbH)
https://www.dategro-it.de

  • Gründungsjahr: 2021
  • Branche: IT Beratung/Dienstleistung
  • Firmensitz: Wuppertal/NRW
  • Mitarbeitende: 11
  • Mitgliedschaft in BVMW-Gremien: BVMW Kompetenzforum Digitalisierung

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