Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Claudia Scheelen
Die Geschäftsführerin der Claudia Scheelen GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Claudia Scheelen hat in mehr als 30 Jahren unternehmerischer Arbeit ihr Renommee mit den unternehmerischen Schwerpunktthemen Führung, Strategie und Steuerung als Vorstand im Familienunternehmen aufgebaut. Zum 31.08.23 hat sie Ihren Rücktritt bei der SCHEELEN AG als Vorstand bekanntgegeben und leitet seit 01.09.23 die Claudia Scheelen GmbH. Nach dem ersten Interview in der Rolle als COO der SCHEELEN AG haben wir nun ein 2. Interview erhalten, dass das erste ersetzt.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?
Unternehmerin zu werden, war fast die zwangsläufige Konsequenz der Werte, die mich ausmachen: Fleiß, Ehrgeiz, Wille, starke Leistungsorientierung, Lust an Arbeit, persönliche Entwicklung, Wachstum, Begeisterung für menschliche, zielorientierte Führung, Unterstützung und Persönlichkeitsentwicklung von Mitarbeitenden. Nach guter Art habe ich mir zunächst durch eine Ausbildung als Bürokauffrau und Assistenz einen kaufmännischen Background geschaffen. Nach der Ausbildung hab ich zunächst als Büroleiterin eines Unternehmensberaters gearbeitet.
Zusammen mit meinem Interesse an der Persönlichkeitsentwicklung ergaben sich berufliche Berührungspunkte zu dem sehr bekannten US-amerikanischen Speaker und Businesstrainer Brian Tracy. Als langjähriger COO für die Bereiche Personal, Unternehmenskultur, Controlling sowie Organisationsentwicklung (QM) führte ich 50 feste und freie Mitarbeiter im Familienunternehmen. Zusätzlich nutze ich mein Wissen und meine Expertise als Systemischer Coach. Seit 2020 bin ich Gründerin der meet & greet Community.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?
Ich hatte schon früh verstanden: Wir müssen unsere Stärken stärken, um uns in die Richtung weiter zu entwickeln, die uns leicht fällt, die uns gut tut. So konnte ich immer auch meine Selbstbestimmung ausleben. Ich habe immer losgelassen oder abgegeben, was ich weniger gut beherrschte, und habe mich darauf fokussiert, den Weg zu gehen, der mir guttat und mich nach vorne brachte. Mindestens einmal im Jahr nehme ich mir Zeit für meine Wertearbeit und Visionsplanung und erstelle regelmäßig konkrete Zielplanungen. So lassen sich Erfolg und Entwicklung vom Zufall befreien – ich muss keine anderen Wegoptionen bedauern, weil ich meinen gefunden habe.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als die Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Da gibt es gleich mehrere. Die erste war sicher die, stets meinen Werten und meinen Stärken zu folgen und meine Persönlichkeit bewusst weiterzuentwickeln. Denn diese Entscheidung hat meinen Weg grundsätzlich bestimmt und mich damit auch zu den anderen geführt. Wie beispielsweise die, mutig ein Unternehmen aufzubauen, das sich mit der persönlichen Entwicklung von Menschen und mit der organisationalen Entwicklung von Unternehmen beschäftigt. Um diese jeweils messbar und nachvollziehbar zu machen, haben wir uns – neben der Unternehmensberatung und der betrieblichen Weiterbildung – für die Entwicklung und den Vertrieb von HR- und Diagnostik-Tools entschieden. Eine bahnbrechende Entscheidung, da diese Tools heute überall auf der Welt zum Einsatz kommen.
Dann habe ich mich entschieden, in meiner Rolle besonderen Einfluss auf die Gestaltung der Firmenkultur und auf die menschliche Entwicklung mittels Coaching zu legen. Daher habe ich mich auch für eine zusätzliche Coachingausbildung entschieden, die mir gezeigt hat, den Weg für mich selbst und für andere zu öffnen. Immer wieder entscheide ich mich dazu, meinen eigenen Wachstumsprozess anzustoßen und Bisheriges, Gewohntes bewusst loszulassen, da man sich nur so weiterentwickeln kann. Es bedeutet, in einem neuen Feld, hinter einem neuen Horizont, wieder Neues zu lernen und neue Stärken zu entwickeln. Und eine weitere wichtige Entscheidung war, als Working Mom unseren Sohn aufzuziehen und gleichzeitig immer voll in der Firma tätig zu bleiben.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv? (Bspw. Digitalisierung etc.)
Die von mir initiierte meet & greet Community auszubauen, um spannende Menschen mit interessanten Themen zusammenzubringen. Mit den Begegnungen entstehen spannende Projekte und gemeinsame Erfolge!
Welche Botschaft möchten Sie anderen Unternehmerinnen mitgeben?
Aufgrund meiner aktuellen Situation des Neubeginn als Unternehmerin, Netzwerkerin und Gastgeberin und aus den gesammelten Erfahrungen habe ich einige Botschaften abgeleitet, die inspirieren mögen:
Habt den Mut, Neues zu beginnen und Euch von Traditionen frei zu machen. Fördert andere junge Frauen, damit die gläserne Decke brüchig und Wirtschaft etwas weiblicher bestimmt wird. Denn Frauen schultern in unserer Gesellschaft immer noch stärker auch die sozialen Pflichten wie das Kümmern um Kinder, Eltern, Familienerhalt. Damit sind sie nah am Leben und wissen, was Menschen in der Wirtschaft und in den Unternehmen brauchen. Setzt neben Euren Fähigkeiten und Hard Skills auch die sozialen und emotionalen Kompetenzen bewusst ein. Die gerade auch in Zeiten von Gen Y und Gen Z in der Führung wichtiger werden. Stärkt Eure Stärken und akzeptiert Euch in Eurem So-Sein, was heißen soll, dass wir nicht alle einem einzigen Unternehmerinnen-Role-Model nacheifern sollten. Und zuletzt: Seid stolz auf Eure Leistung – und traut Euch, diesen Stolz auch zu zeigen und darüber zu sprechen. Es motiviert auch andere!
Was schätzen Sie am Verband Der Mittelstand. BVMW besonders?
Besonders schätze ich das große Veranstaltungsangebot des BVMW und die Vernetzungsmöglichkeiten, offline wie auch digital.
Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen/Führungskräfte?
„UnternehmerEnergie: Die Praxis der Unternehmensführung“ von Cay von Fournier.
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Ich bin ein sehr bewegungsliebender Mensch und habe das Tanzen für mich entdeckt. In einem Tanzstudio nehme ich regelmäßig Privatstunden, um gelegentlich als Amateurtänzerin aufzutreten. Denn auch in meiner Freizeit liebe ich die Herausforderung und mag am „Ende des Tages“ eine gute Performance zeigen. Beim Tanzen kann ich Verstand und Körper vereinen und meine Emotionen zum Ausdruck bringen.
Ein guter Tag beginnt für mich …
… mit einem DANKE … ich schreibe seit einigen Monaten in einer Whats-App-Gruppe täglich drei Dinge wofür ich dankbar bin – denn Dankbarkeit verändert die Blickrichtung des Herzens.
Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?
Ich habe erfahren, dass sich viele in ihrer Rolle einsam fühlen und den Austausch mit Gleichgesinnten suchen. Neben einem Coach oder Mentor hilft es, Praxiserfahrung im Unternehmer- bzw. Führungskreis zu teilen. Gleichzeitig ist die beste Entwicklungsmöglichkeit, Veranstaltungen und Vorträge zu besuchen.
Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?
Termine sind mir wichtig und es ist mir bewusst, dass die Vorbereitung dabei eine wichtige Rolle spielt. Pünktlichkeit und eine gute Energie sind Priorität. Deshalb plane ich genügend Zeit vor dem Termin. Ich habe alle Unterlagen, die es benötigt, vorbereitet und notiere mir meine Ziele für den Termin schriftlich. Was will ich im Termin erreichen, welche Energie bringe ich ein, welche Fragen sind wichtig, kenne ich meine Verhandlungsgrenze? Und natürlich so viele Informationen wie möglich über den Kunden im Vorfeld recherchieren. Wie ist sein Auftritt, mit wem arbeitet er bereits zusammen. Wer ist sein Wettbewerb? Im Gespräch gut zuhören und immer daran denken: wer fragt der führt! Und last but not least: meinen Werten treu bleiben: Authentizität, Offenheit, Humor, Vertrauen und Wertschätzung.
Am meisten begeistert mich an meinem Beruf …
… die Arbeit mit Menschen. Denn ich liebe das Leben und die Menschen. Persönliche Entwicklung ist einer meiner Haupttreiber. Es macht Freude, Wissen weiterzugeben, Menschen zu begleiten und Teil des Erfolgs zu sein. Ich kann gut delegieren und Menschen fordern und fördern, denn dabei wachse ich selbst und kann neue Aufgaben verfolgen. Ich liebe die Aufgabe: wovon mache ich mehr, wovon weniger, was lasse ich los und was beginne ich Neues?
Was macht Sie zu einer guten Chefin?
Zum Abschied als Vorstand bei der SCHEELEN AG habe ich von einer Mitarbeiterin eine Tasche mit Aufdruck „Chefin mit Herz“ geschenkt bekommen. Dazu überreichte Sie mir folgende Zeilen: DANKE für deine Herzlichkeit, deine gute Laune, deine Unterstützung, dein Verständnis, deine tollen Ideen, die viele gemeinsamen Lacher, dein offenes Ohr und die schöne gemeinsame Zeit.
Was haben Sie von Ihrem Team gelernt?
In der Zusammenarbeit mit Teams habe ich immer wahrgenommen, dass Vertrauen, Verantwortung und Wertschätzung sehr wichtig ist. Ich habe gelernt, den Einzelnen bewusster wahrzunehmen und deren Stärken hervorzuheben.
Claudia Scheelen GmbH
www.claudia-scheelen.com
www.meet-greet.community