Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Constanze Oschmann
Die Geschäftsführerin von SELLWERK im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?
Mein Weg in die Unternehmensführung war familiär geprägt, da mein Urgroßvater das Unternehmen gegründet hat. Diese unternehmerische Tradition wurde von meinem Vater fortgesetzt, der das Unternehmen nicht nur etablierte, sondern auch maßgeblich dazu beitrug, es zu einem erfolgreichen Mittelstandsunternehmen zu machen. Die Ausrichtung meines Vaters und sein inspirierendes Engagement für das Familienunternehmen weckten früh meine Leidenschaft für die Geschäftswelt, mit der ich erstmals im Alter von 13 Jahren durch meine Ferienarbeit in unserem Tessloff Verlag direkt in Berührung kam.
In meiner Kindheit und Jugend hatte ich die Gelegenheit, von meinem Vater zu lernen und seine Erfahrungen aufzusaugen. Sein unermüdlicher Einsatz, seine unternehmerische Vision sowie sein Pflichtbewusstsein gegenüber unserer Gemeinschaft haben mir gezeigt, dass Erfolg im Mittelstand nicht nur eine Frage von Geschick und Entschlossenheit ist, sondern auch von Werten wie Integrität und sozialer Verantwortung geprägt sein sollte.
Diese Prägung durch meinen Vater erweckte in mir den Wunsch, in seine Fußstapfen zu treten und das Familienunternehmen weiterzuführen. Es war der Gedanke, das Werk meiner Vorfahren in die Zukunft zu führen, der mich dazu brachte, Unternehmerin und Führungskraft zu werden.
Die Entscheidung, diesen Weg einzuschlagen, hat mich vor viele Herausforderungen gestellt, aber sie hat mich auch mit tiefer Dankbarkeit erfüllt, da ich die Möglichkeit habe, die unternehmerische Tradition meiner Familie fortzusetzen und zu gestalten.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?
Ich würde definitiv denselben Weg gehen. Die Herausforderungen, die ich auf diesem Weg erlebt habe, haben mich geformt und gestärkt. Jede Erfahrung, sei sie positiv oder negativ, hat mich zu der Unternehmerin gemacht, die ich heute bin. Ich bereue keine meiner wesentlichen Entscheidungen und bin stolz auf das, was ich erreicht habe.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Es gab nicht den einzelnen großen Meilenstein, sondern viele Entscheidungen haben zur nachhaltigen Weiterentwicklung unseres Unternehmens geführt, um effektiver, effizienter und innovativer zu arbeiten sowie weitere Zielgruppen zu erschließen.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Die größte Herausforderung war wahrscheinlich, in einer von Männern geprägten Branche Fuß zu fassen und respektiert zu werden. Aber ich habe gelernt, dass Selbstvertrauen, Fachkompetenz und eine klare Haltung unschätzbare Werkzeuge sind, um Hindernisse zu überwinden.
Eine weitere große Herausforderung, die mir in meiner Unternehmerinnenkarriere begegnet ist, war die Entwicklung eines starken Teamfokus. Als Führungskraft habe ich gelernt, dass Erfolg im Team erzielt wird und nicht allein. Es erforderte die Bereitschaft, auf die Ideen und Perspektiven meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu hören, den Teamgeist zu fördern und ein Umfeld zu schaffen, in dem jeder sein volles Potenzial entfalten kann. Diese Erfahrung hat mir verdeutlicht, dass wahre Stärke in der Zusammenarbeit und im Teamspirit liegt.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Aktuell beschäftige ich mich besonders damit, unser Familienunternehmen fit für die nächste Generation zu machen. Dazu gehört auch, Strategien zu hinterfragen und wo nötig, nachzubessern.
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Besonders große Wertschätzung erfahre ich durch die Erfolge unseres Unternehmens und das Feedback meines Teams. Wenn unsere Teammitglieder motiviert und engagiert sind und wir gemeinsam Ziele erreichen, ist das für mich die größte Bestätigung meiner Arbeit. Erfolge sind ein Resultat des Teamworks, und ich schätze die Zusammenarbeit und das Vertrauen meines Teams sehr. Aber auch über das vielfältige Lob meines Vaters, der noch nahezu täglich im Unternehmen ist, freue ich mich besonders.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder
Gründerinnen/Führungskräfte mitgeben?
Meine Botschaft an neue Unternehmerinnen und Führungskräfte ist, an sich selbst zu glauben und mutig zu sein. Vertrauen Sie in Ihre Fähigkeiten, lernen Sie aus Rückschlägen und seien Sie offen für Veränderungen und Innovationen. Ein starkes Netzwerk und Mentoren können ebenfalls entscheidend sein, um erfolgreich zu sein.
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Die Stärkung und Förderung von Frauen sind für mich eine Herzensangelegenheit. In unserem Unternehmen fördern wir Female Empowerment gezielt durch die Schaffung eines inklusiven Arbeitsumfelds, das Diversität und Gleichberechtigung begünstigt. Dazu gehört für uns etwa, auf jeweilige Personen abgestimmte Arbeitszeitmodelle anzubieten, um eine bedürfnisorientierte Work-Life-Balance zu ermöglichen. Außerdem unterstützen wir Frauen bei ihrer beruflichen Weiterentwicklung und ebnen Karrierechancen, damit mehr Frauen in eine Führungsposition aufsteigen können.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen…
Die Abschaffung der Steuerklasse 5. Dies würde mehr Frauen ermutigen (den Wert ihrer Arbeit spüren lassen), beruflich erfolgreicher zu sein, ohne steuerliche Benachteiligungen zu erfahren und somit einen wichtigen Beitrag zur Gleichstellung leisten. Insgesamt ist es entscheidend, dass die Politik eine aktive Rolle dabei spielt, die Chancengleichheit für Frauen im Mittelstand und in Unternehmen im Allgemeinen zu fördern. Dies wird nicht nur zur Stärkung des Mittelstands beitragen, sondern auch die Wirtschaft insgesamt bereichern, indem es das volle Potenzial von Frauen nutzt.
Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?
Ein starkes Netzwerk ist für Unternehmerinnen und Führungskräfte von großer Bedeutung, da es den Austausch von Ressourcen, Wissen und Erfahrungen ermöglicht. Zudem fördert es die berufliche Weiterentwicklung, schafft Kooperationsmöglichkeiten und stellt eine wichtige Quelle für Unterstützung und Inspiration dar. Insbesondere für Frauen in Führungspositionen bietet ein solches Netzwerk die Möglichkeit, von Vorbildern zu lernen, sich Sichtbarkeit und Anerkennung zu verschaffen und vielfältige Perspektiven in die Geschäftsentscheidungen einzubringen.
Was macht Sie zu einer guten Chefin?
Ich versuche täglich ein ausgewogenes Verhältnis von Führungsfähigkeiten und sozialer Kompetenz zu leben. Ebenso ist mir ein positives Arbeitsumfeld, in dem meine Teammitglieder motiviert und erfolgreich sein können, sehr wichtig.
Ich denke, was mich als Führungskraft auszeichnet, ist die Fähigkeit, ein engagiertes und erfolgreiches Team zu leiten. Ich glaube fest daran, dass der Erfolg eines Unternehmens von der Leistung und Zusammenarbeit des Teams abhängt. In meiner Rolle als Vorgesetzte habe ich mich darauf konzentriert, ein Umfeld zu schaffen, in dem unsere Teams ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Es erfüllt mich mit Stolz, zu sehen, wie unsere Teammitglieder wachsen und zur Erreichung unserer Ziele beitragen. Ich sehe meine Rolle nicht als Selbstlob, sondern als die der Unterstützerin und Förderin des Teams, und gemeinsam haben wir Erfolge erzielt, auf die wir stolz sind.
Was hat Sie während Ihrer Selbstständigkeit/als Führungskraft am meisten überrascht?
Was mich während meiner Zeit als Selbstständige und Führungskraft überrascht hat, war die bemerkenswerte Solidarität und Unterstützung, die ich von anderen Frauen in der Geschäftswelt erfahren habe. Deshalb unterstützen wir uns gegenseitig auf vielfältige Weisen, sei es durch Networking, Mentoring oder die Bereitstellung von Ressourcen. Diese hohe Frauensolidarität hat mich beeindruckt und ermutigt, noch stärker auf Diversität und Inklusion in meiner Unternehmensführung zu setzen. Sie hat mir gezeigt, dass die Zusammenarbeit unter Frauen ein Schlüssel zum Erfolg sein kann.
Wer hat Sie am meisten inspiriert und warum?
Maßgeblich wurde ich von meinem Vater Gunther Oschmann inspiriert. Seine beeindruckende unternehmerische Vision und seine Entschlossenheit, das von meinem Urgroßvater Hans Müller gegründete Unternehmen weiter auszubauen, haben mich zutiefst geprägt. Die Führung und Hingabe meines Vaters haben mir nicht nur gezeigt, wie man ein erfolgreiches Unternehmen lenkt, sondern auch, wie wichtig es ist, einen starken Mittelstand aufzubauen. Sein Erbe und seine Werte tragen bis heute dazu bei, dass ich meine unternehmerischen Ziele mit Selbstvertrauen und Überzeugung verfolge. In ihm finde ich nicht nur einen inspirierenden Mentor, sondern auch einen Wegweiser für die Kraft und Ausdauer, die es erfordert, in der Geschäftswelt erfolgreich zu sein. Die starke Tradition und das Vermächtnis meiner Familie motivieren mich, die Vision meines Vaters fortzuführen und gleichzeitig als starke Frau im Mittelstand meinen eigenen Weg zu gestalten.
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Der perfekte Ausgleich zum beruflichen Arbeitsalltag ist für mich die Freude an meiner Familie. Im Feierabend oder an den Wochenenden etwas mit ihnen zu unternehmen oder mit unserem inspirierenden Freundeskreis Zeit zu verbringen, sorgt für die wohltuende Balance. Der Sport darf dabei auch nicht zu kurz kommen und hilft mir immer wieder, den Kopf freizubekommen.
Was wäre der Soundtrack zu Ihrem Weg in die zur Führungskraft?
Passend zu meinem beruflichen Mantra und dem Vorbild meines Vaters folgend, passt der Song „Never give up“ von Sia besonders gut zu meinem Weg zur Führungskraft. Dran bleiben und nie aufgeben kann ich nur jedem mitgeben, der wachsen und seine Ziele erreichen will.
Constanze Oschmann
SELLWERK
https://sellwerk.de