Denise Schuster

Denise Schuster

Themen

Unternehmertum
28.08.2023

Denise Schuster

Die Geschäftsführerin der Park Your Truck GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?

Ich habe nach Abschluss meines BWL-Studiums im Jahr 2012 bereits mit einem Kommilitonen ein Unternehmen aufgebaut, hier ging es um Werbung im Flugzeug. Der Schritt in die eigene Selbstständigkeit erfolgte dann fast 10 Jahre danach nach einem MBA-Entrepreneurship Studium an der TU München und UC Berkeley, bei dem wir eine Unternehmensidee entwickeln mussten, die so gut ankam, dass ich damit tatsächlich ein Unternehmen gegründet habe.

Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen oder etwas anders machen?

Hinterher ist es immer leicht zu sagen, an der Stelle hätte ich eine andere Entscheidung treffen können, aber nein, ich würde den gleichen Weg noch einmal gehen. Obwohl es eine sehr große Herausforderung war, in dieser männerdominierten Branche meinen Platz zu finden.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Tatsächlich war das MBA-Studium für mich der Startschuss. In meinem ersten BWL-Studium hatte ich den Schwerpunkt Mittelständische Wirtschaft. Ich habe also gelernt, wie der Mittelstand die deutsche Wirtschaft prägt und wie man sich gegen den Konzern durchsetzt. Im MBA habe ich gelernt, was Start-Ups sind, das ist eine völlig andere Welt. In Amerika habe ich in Silicon Valley Investorenpitches gemacht und mitbekommen, dass es Firmen gibt – keine Banken – die dir einfach Geld geben für eine gute Geschäftsidee. Das war mir völlig neu. Ohne das Studium und den Amerikaaufenthalt, hätte ich kein Unternehmen wie Park Your Truck gegründet.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Das waren immer wieder die Investorensuchen. Als Start-Up braucht man mehrmals Geld. Man nennt das Family and Friends Runde oder Angel Investment. Das ging noch schnell und unkompliziert, danach muss man kämpfen, um jedes weitere Geld, weil man ja eigentlich noch kein richtiges Geld mit der Firma verdient. Um dieses Geld habe ich also ca. 7 Jahre immer wieder gekämpft und dabei kein Geld verdient. Ich habe in meiner eigenen Beratungsfirma für Existenzgründerberatung gearbeitet, um es mir leisten zu können mein Start-Up aufzubauen. Das waren harte 7 Jahre, bis ich selbst ein Gehalt bekommen habe und sich das Unternehmen langsam gerechnet hat. Die meisten Unternehmen scheitern schon innerhalb der ersten 5 Jahre.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Mit dem Wachstum. Wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir die Firma hochskalieren. Uns gibt es seit 10 Jahren. Im letzten Jahr habe ich einen 2. Geschäftsführer eingestellt, um das Geschäft abzusichern. Wir werden immer mehr Leute, aktuell sind wir 14 Mitarbeiter, haben eigene Tochtergesellschaften in England, Spanien, Italien, Frankreich und expandieren gerade in Benelux. Da gibt es viel zu managen. Wir sind an einem Punkt, wo es gerade noch geht, mit jedem Mitarbeiter täglich zu sprechen, aber wo es schon bei 1 - 2 nicht mehr machbar ist. Da etablieren wir gerade andere Strukturen, die uns das Wachstum erlauben und die Organisationsstruktur mitzieht.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Was ich liebe, ist, wenn ein großer Kunde mir vor 12 Monaten erzählt, er braucht unsere Parkplätze nicht und auch nicht unser neues Konzept LKW-Parkplätze mit Ladeinfrastruktur, weil er alles selbst kann und dann nach 1 Jahr zugibt, er kann es doch nicht und hat erkannt, dass unsere Lösung toll ist und wir jetzt unbedingt zusammenarbeiten müssen. Das ist ein tolles Gefühl und eine gute Bestätigung, dass unser Weg der Richtige ist.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen mitgeben?

Die Investmentbranche ist männlich. An den entscheidenden Positionen sitzen grauhaarige alte Männer, die darüber entscheiden, ob ihr das Investment bekommt oder nicht und ob ihr in der Branche weiterkommt oder nicht. Die sagen oft sehr unfaire Sachen, die sie einem Mann niemals sagen würden, aber ungeniert einer Frau mitteilen. Auch wenn wir glauben, wir sind alle gleichberechtigt, gibt es hier massive Unterschiede. Mein Tipp, immer einen Plan B haben und immer nur mit den Investoren arbeiten, die dich auch als Frau schätzen. Alles andere ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Ich entscheide bei jeder Position nicht, ob diese ein Mann oder eine Frau erhält. Wir bieten jedem Mitarbeiter an, dauerhaft im Home-Office zu arbeiten, um auch den Alltag zu stemmen und mit dem Beruf bestmöglich zu vereinbaren. Wir haben sehr flache Hierarchien, die es erlauben, dass sich jeder Mitarbeiter oder Mitarbeiterin selbst verwirklicht.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen im Unternehmen im Allgemeinen…

…spezielle Fonds für weibliche Gründerinnen.

Welche Angebote des BVMW nutzen Sie regelmäßig?

Noch keine.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich vom BVMW?

Mehr Angebote für das Netzwerken unter Frauen.

Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?

Ich mache täglich morgens 45min Sport, Kraftsport und Ausdauer. Damit bereite ich mich auf den Tag vor. Außerdem reise ich viel und nehme zwar meine Arbeit hier mit, aber lasse mich auch von den anderen Ländern und Möglichkeiten für mein eigenes Geschäft inspirieren.

Was wäre der Soundtrack zu Ihrem Weg in die Selbständigkeit?

Da gab es dieses tolle Lied von Tokio Meyers, das er als erste Performance bei „Britains got Talent“ gespielt hat. Das fing ganz langsam an und steigerte sich dann sehr kraftvoll, das habe ich immer mit meinem Unternehmen gesehen. Wir haben sehr lang Anlauf geholt, um so hoch springen zu können.

Ein guter Tag beginnt für mich…

…mit Sport in Ruhe und einem selbstgemixten Smoothie, danach noch 1-2 Stunden „Die Zeit“ lesen. Ist dann meist ein Samstag oder Sonntag.

Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?

Ich spreche meine Ideen mit Kollegen und meinem Mitgeschäftsführer durch und lege eine Strategie fest. Das reicht aber auch 5 Minuten lang. Da nehme ich mir auch für wichtige Termine keine stundenlangen Auszeiten, um zu überlegen, was ich anbiete, denn das Angebot ist ja klar. Das muss ich nicht würfeln.

Wer war Ihre wichtigste Begleitung auf dem Weg in die Selbständigkeit?

Das waren meine Eltern, die immer an mich geglaubt haben, obwohl sie das Thema Start-Up selbst nicht verstanden haben. Mein Papa hat sogar seinen Job gekündigt, als ich mit der Firma wieder in meine Heimatstadt Dessau gezogen bin, als ich meinen 1-jährigen Sohn allein aufziehen musste und gleichzeitig die Firma aufbauen wollte. Mehr Support geht nicht. Er hat mir dann den Rücken freigehalten, damit ich mich um die Firma kümmern konnte, er hat mich zu Terminen gefahren, damit ich auf dem Beifahrersitz noch arbeiten konnte und hat immer daran geglaubt, dass die Idee fliegt. Was sie auch getan hat.

Was macht Sie zu einer guten Chefin?

In meiner Firma habe ich 2 Grundsätze. Ich stelle nur Mitarbeiter ein, die bestmöglich über 50 Jahre alt sind und die ich oder ein anderer Mitarbeiter kennen. Damit haben wir 14 Mitarbeiter, die mehr oder weniger Freunde sind. Und damit haben wir eine ganz besondere Team-Atmosphäre, die auch sehr viel von privaten Themen geprägt ist. Es fühlt sich fast familiär an und nicht wie eine Firma. Diese Kultur versuche ich beizubehalten.

Am meisten begeistert mich an meinem Beruf

…, dass ich meine Ideen und meine Visionen umsetzen kann. Ich muss niemanden fragen und kann einfach machen. Das ist toll. Ich wäre eine lausige Angestellte.

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?

Ich wollte Bürgermeisterin von Dessau werden.

Infos zur Person

Denise Schuster

  • Jahrgang: 1981
  • Abschluss: Master of Business Administration
  • Position: Geschäftsführerin bei Park Your Truck GmbH
  • Selbstständig seit 2013 mit Park Your Truck und davor bereits 3 Jahre mit eigener Beratungsfirma
  • Zum LinkedIn-Profil: https://www.linkedin.com/in/denise-schuster-ab27966/


Infos zum Unternehmen

Park Your Truck GmbH
www.park-your-truck.com

  • Gründung: 2013
  • Branche: Logistik
  • Firmensitz: Sachsen-Anhalt, Dessau-Roßlau
  • Mitarbeitende: 14 Mitarbeiter
  • Mitgliedschaft im BVMW: Mitglied der Kommission „Mobilität und Logistik“

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