Julia Zimmermann

Julia Zimmermann

Themen

Unternehmertum
05.12.2023

Dr. Julia Zimmermann

Die CEO der terraplasma GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?

Der Prozess hin zur Gründerin und Führungskraft war spannend, allerdings für mich nicht vollständig absehbar: Als Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut wurde ich nach einiger Zeit gefragt, ob wir nicht einen Technologietransfer machen wollten mit den vielversprechenden Ergebnissen unserer Grundlagenforschung im Bereich der kalten Plasmen. Nach kurzer Bedenkzeit war für mich klar, dass wir unsere Erkenntnisse auch praktisch anwenden wollten – und so gründete ich (zusammen mit meinem Vater Gregor Morfill) die Firma terraplasma.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.

Als Wissenschaftlerin glaube ich zwar nicht an Zeitreisen – aber selbst, wenn es diese Möglichkeit gäbe, würde ich im Großen und Ganzen wieder alles so machen, wie wir es gemacht haben. Wir bewegen uns in einem sehr dynamischen Markt und unsere Technologie ist noch sehr jung – von daher ja.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Dass ich mich aus meiner Komfortzone der Grundlagenforschung in die freie (und auch oft anstrengende) Wirtschaft bewegt habe war die für mich wichtigste Entscheidung. Jeden Tag neue Erfahrungen in einem für mich völlig neuen Umfeld zu machen, war zunächst schwierig, aber es hat mich unheimlich weitergebracht als Mensch und als Führungskraft. Letztendlich die Verantwortung zu haben, für ein Team, ein Unternehmen und die Umsetzung einer noch jungen Technologie, haben mich reifer gemacht und zugleich zufriedener.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Der Umgang mit den Menschen in einem Team als Führungskraft und Unternehmerin – gerade in Zeiten, in denen es nicht immer nur schöne und konfliktfreie Tage gab (und damit meine ich nicht nur Corona). Fachlich und sachlich machte es mir immer schon sehr viel Spaß, im Team zu arbeiten – und als Unternehmerin wuchs ich zusätzlich in der Verantwortung meiner Vorbildfunktion und musste manchmal auch schwierige Entscheidungen treffen.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Schon seit meiner Zeit als Forscherin bin ich überzeugt von den vielen Vorzügen von kaltem Plasma und seiner Nachhaltigkeit – und gerade diese Nachhaltigkeit ist es, die mir wichtig ist und die ich allen unseren Partner:innen und Kund:innen näherbringen möchte. Als Unternehmerin und Mutter möchte ich allen folgenden Generationen eine lebenswerte Umgebung hinterlassen und ich glaube, dass wir mit unseren Lösungen einen kleinen Beitrag dazu leisten können. Innovative Lösungen für eine schnelle Wundheilung oder der Verzicht auf klassische Chemikalien in der Hygiene oder Düngen ohne konventionelle Düngemittel – das sind nur drei von vielen Beispielen, mit denen wir mit kaltem Plasma die Welt ein Stück weit verbessern können.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Ich habe gelernt, neben Kritik auch Wertschätzung in vielfältigen Bereichen zu erfahren und diese auch anzunehmen: ob es der Kunde ist, der sich in einem Gespräch positiv überrascht zeigt und dies auch spontan äußert oder ein Geschäftspartner, der zufrieden mit dem Projektverlauf ist – das macht auch mich zufrieden. Aber besonders freut es mich, wenn mein Team motiviert in guter Stimmung arbeitet und ich diese positive Energie spüre – dann weiß ich, dass ich einen guten Job gemacht habe und das ist mir die wichtigste Wertschätzung.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?

Es mag nach einem phrasenhaften Ratschlag klingen – aber es stimmt wirklich: „Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“. Man(n und Frau) sollten sich darauf vorbereiten, dass man bei aller Liebe zur Planung noch mehr Flexibilität haben sollte, wenn man gegründet hat. Ich glaube nicht an Schicksal, aber es ist gut, wenn man beweglich im Kopf und im Herzen bleibt, um teilweise völlig unerwartete Situationen zu meistern. Und: eine große Portion Empathie und mindestens eine Prise Humor machen nicht nur das geschäftliche Leben leichter.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Wir haben bei terraplasma keine Gender Gaps und wir versuchen, ohne verkrampftes oder aufgesetztes Herangehen allen Geschlechtern und Altersgruppen die gleichen Bedingungen zu bieten. Als kleines, aber buntes Unternehmen spiegelt sich das im Team wider – bei uns kommt niemand zu kurz. Als alleinerziehende Mutter weiß ich um die herausfordernden Mehrfachrollen meiner Teammitglieder mit Familie und versuche hier, so viele Hindernisse wie möglich aus dem Weg zu räumen.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen ...

… mehr Ermutigung, den Weg hin zur Unternehmerin zu gehen und den Frauen in Unternehmen allgemein mehr Mut und Selbstbewusstsein zu geben in all jenen „altmodischen“ (und unangenehmen) Situationen, die immer weniger werden müssen. Zudem finde ich, dass wir alle an der neuen Normalität arbeiten sollten, in denen Frauen alle Funktionen und Positionen bekleiden können, wie Männer und dass dies niemand mehr als besonders bemerkenswert empfindet.

Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?

Einen Ausgleich zum Arbeitsalltag schaffe ich beim gemeinsamen Sport mit meiner Tochter – beim Wandern, Tennis spielen oder Klettern.

Ein guter Tag beginnt für mich mit …

… einem Lächeln meiner Tochter, einem „Guten Morgen“ von meinem Freund, Sonnenschein, einem Kaffee und einem motivierten fröhlichen Team in der Arbeit.

… und ohne Stau …

Wer war Ihre wichtigste Begleitung auf dem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?

Mein Vater, Gregor Morfill. Bereits am Max-Planck-Institut forschten wir gemeinsam an kalten Plasmen und deren Anwendungen in der Medizin, Hygiene, Wasseraufbereitung und Geruchsmanagement. Als wir dann gemeinsam den Entschluss fassten, terraplasma zu gründen, gingen wir auch den Weg in die „Selbstständigkeit“ gemeinsam.

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?

Zuerst wollte ich Ballerina werden und anschließend Astronautin.

Was macht Sie zu einer guten Chefin?

Ich bin eine gute Chefin, weil ich immer ein offenes Ohr für meine Mitarbeiter:innen habe. Zudem versuche ich, auftretende Probleme oder Konflikte im Team schnell zu lösen – denn ohne ein gutes und starkes Team ist aus meiner Sicht jede Unternehmung zum Scheitern verurteilt.

Infos zur Person

Dr. Julia Zimmermann

  • Jahrgang: 1977
  • Berufsabschluss: Physik Diplom
  • Position: CEO
  • Selbstständig/Führungskraft seit 2014

Infos zum Unternehmen

terraplasma GmbH
www.terraplasma.com

  • Gründungsjahr: 2011
  • Branche: Forschung und Entwicklung, Medizintechnik
  • Firmensitz: Garching bei München
  • Mitarbeitende: 15 (+ mehrere Teilzeitbürohunde)

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