Unternehmerinnen und Top Führungskräfte des regionalen Mittelstands stellen sich vor
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Unternehmensnachfolge bedeutet die Übergabe eines Lebenswerkes. Doch das übergibt man nur einmal im Leben – echte und wichtige Erfahrungen kann man naturgemäß noch nicht haben.
Eine erfolgreiche Nachfolge will rechtzeitig gestartet und konzeptioniert sein.
Unterschätzte Risiken und unzureichende Vorbereitung sind die häufigsten Fehler, die zu einem enttäuschenden Ausstieg führen. Wird kein Plan aufgestellt, der alle Aspekte berücksichtigt, können schon kurz nach Beginn des Nachfolgeprozesses Missverständnisse, Streitigkeiten, Ängste und schlechte Geschäftsergebnisse das Vertrauen von Eigentümern, Nachfolgern, Mitarbeitern und Kunden in eine nachhaltige Zukunft untergraben.
Glücklich kann sich schätzen, wer innerhalb der Familie potenzielle Nachfolger hat, welche die Qualifikation, die Persönlichkeit und auch den Wunsch mitbringen, das Lebenswerk der vorherigen Generation fortzuführen.
Die Erbschafts- und Schenkungsteuer wird oft als „Dummensteuer“ bezeichnet. Gemeint sind die vielfältigen Möglichkeiten, diese Steuer mit entsprechenden frühzeitigen Gestaltungen auf ein Minimum zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Befreiungen für Betriebsvermögen kommen ebenso in Betracht wie besondere Lösungsansätze wie Familiengesellschaften oder -stiftungen. Mit dem steuerbegünstigten Verkauf an die Kinder kann durch clevere Nutzung ertragsteuerlicher Einsparpotenziale die Altersversorgung der Eltern aufgepeppt werden – sozusagen finanziert aus der Steuerersparnis.
Die Übergabe an die nächste Generation oder an ein Familienmitglied ist die emotionalste und komplexeste Variante einer Unternehmensübergabe. Es treffen familiäre, unternehmerische und finanzielle Interessen aufeinander, die oftmals nicht auseinandergehalten werden. Dies birgt insbesondere familienintern ein großes Konfliktpotenzial, das sich auf das gesamte Unternehmen auswirkt, auch wenn alle Beteiligte sich um „Contenance“ bemühen. Um diese Vielzahl von Interessen, emotionalen Verbindungen und unterschiedlichen Blickrichtungen in Einklang zu bringen, braucht es eine klare Führungs- und Verantwortungsstruktur, die unter anderem auch die Kommunikation ins Unternehmen bedarfsgerecht klar regelt.
Je kleiner die Unternehmen sind, desto schwieriger ist es, Investoren zu finden, wenn eine Nachfolge innerhalb der Familie nicht infrage kommt. Zwar werden bei der Übergabe an eigene Mitarbeiter regelmäßig keine Höchstpreise erzielt, aber es ist oft der einzige Weg, überhaupt einen Preis für sein Unternehmen zu bekommen und die „Liquidation“ des Lebenswerkes zu verhindern. Eine ausgeklügelte und langfristige Strategie hilft hier, erhebliche Steuern zu sparen. So kann zum Beispiel mit einer Holdingkonstruktion der Kaufpreis nach Abzug von nur 1,5 Prozent Steuern für weitere Investitionen genutzt werden.
Die Übergabe an Mitarbeiter fühlt sich in vielen Fällen für den Unternehmensinhaber sehr gut an. In der Regel kennt er die zukünftige Geschäftsleitung schon seit Jahren, hat sie selbst ausgebildet, und somit tragen die fachlichen Vorgehensweisen auch seine Handschrift. Vom Kollegen zum Firmenchef – ist für alle Mitarbeiter, für den alten Inhaber und den neuen Inhaber eine große Veränderungssituation. Einen klaren Zeitplan, eine klare Definition von Verantwortungen, Entscheidungshoheiten und eine regelmäßige Kommunikation ins Unternehmen sind nur einige wichtige Maßnahmen, die diesen Übergang erfolgreich gelingen lassen.
3.665 Familienunternehmen stehen bis 2026 in Deutschland zur Übergabe.
Quelle: IfM Bonn (Statista)
Der erfolgreiche Unternehmensverkauf an einen externen Investor bringt meist einen hohen Kaufpreis, der die Versorgung mehrerer Generationen sichern kann.
Hohe Veräußerungserlöse können die finanzielle Versorgung auch nachfolgender Generationen sichern. Sinnvoll kann die frühzeitige Übertragung von Gesellschaftsanteilen an die nächste Generation sein. Erst danach wird an den Investor verkauft. Die Ertragssteuern sind die gleichen, die Erbschaftssteuer fällt weitgehend weg.
Das eigene Unternehmen zu verkaufen, ist oftmals für den Eigentümer eine schwere Entscheidung. Sein Lebenswerk in fremde Hände zu geben, ohne jede Beziehung zu den zukünftigen Inhabern, fällt vielen Unternehmer schwer. Ist die Entscheidung getroffen, gilt hier das Credo: „Wer loslässt, hat die Hände frei“.
Übergeben Sie die Prozess- und Verkaufsführung an einen erfahrenen M&A-Berater und besprechen frühzeitig mit ihm, welche Unternehmens- Strukturierungen noch sinnvoll sind, um ihr Lebenswerk so zukunftsstabil wie möglich zu verkaufen. Denn Investoren suchen nicht nur nach Unternehmen, die profitabel sind, sondern auch das Potenzial haben, langfristig erfolgreich zu sein und ihre Position in einem wettbewerbsintensiven Markt zu stärken.
Die Übergabe des Chefsessels ist für ein Unternehmen, alle Führungskräfte, Mitarbeiter, Dienstleister und Kunden eine echte Herausforderung. Konzipieren Sie für die gesamte Dauer des Übergabe- Prozesses eine Transformationsstrategie für das Unternehmen. Das Risiko ist groß, dass die neue Geschäftsführung ein ins Schwanken geratenes Unternehmen übernimmt.
■ Der Nachfolge-Prozess ist für das Unternehmen ein klassischer Transformationsprozess und sollte von einem erfahrenen Transformationsberater begleitet und synchronisiert werden
■ Kompetente Unternehmensberater und Steuerberatungskanzleien unterstützen mit proaktiver Beratung im gesamten Prozess
Sandra Happel und Florian Bauer sind vom Beratungsnetzwerk Mittelstand zertifiziert. Informationen für Beratungssuchende und alle Beratenden, die an einer Mitgliedschaft im Beratungsnetzwerk interessiert sind, finden Sie unter: www.beratungsnetzwerkmittelstand.de oder über Nick Willer: nick.willer@bvmw.de