Die selbstständige Geschäftsstellenleiterin der Rumpff & Müller OHG im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Thomas Lindemer
Hausfrauen, Angestellte, Unternehmerinnen: Das Thema Altersarmut betrifft alle Berufsgruppen.
Ein Einkommensverlust von 50 bis 60 Prozent durch die Rente, kann existenzbedrohend sein. Dieses Einkommensdefizit ist jedoch ausgleichbar, wenn nur früh genug dagegen gearbeitet und investiert wird.
Eingefahrene Rollenprofile, gesellschaftliche Strukturen und vererbte Ängste sorgen dafür, dass Frauen sich häufig im „Cinderella-Syndrom“ wiederfinden. Beim Thema Finanzen von einem Prinzen an die Hand genommen und geleitet zu werden, sich auf diesen zu verlassen und auf eine positive Zukunft hoffen, diese Romantik bringt unweigerlich eine finanzielle Abhängigkeit von einem Partner, mangelnde finanzielle Bildung und fehlende finanzielle Selbstbestimmung mit sich. Problematisch ist dieses spätestens bei einer Scheidung oder dem Tod beziehungsweise Unfall des Partners. Frauen beschäftigen sich in der Regel nach wie vor zu wenig mit Finanzen. Ein Szenario, welches definitiv eintreten wird, wird vernachlässigt oder gar ignoriert. Oftmals übernehmen aber auch Verpflichtungen des Alltags überhand. Von der Erziehung der Kinder bis zur Pflege der Familie oder dem allgemeinen Haushalt stehen andere Prioritäten im Mittelpunkt, und die Finanzierung des Rentenalters liegt noch in der Ferne. Allein der Ausgleich von Familie und Beruf wird zu einer Belastung, weshalb für manche Frauen eine Teilzeitbeschäftigung infrage kommt.
Gehen Mütter einer Teilzeittätigkeit nach, fühlt es sich an manchen Arbeitsplätzen wie Erholung an: sind gesetzlich vorgeschrieben, und es gibt am Ende des Monats sogar Geld aufs Konto. Für die geleistete Care-Arbeit daheim gibt es kein Geld, sie wird „gerne und mit Freude“ gemacht, aber eben ohne Bezahlung. Das heißt, die Person arbeitet nicht in Teilzeit, aber wird nur für einen Teil ihrer Zeit bezahlt.
Für die gesetzliche Rente, die sogar in ihrer vollen Höhe nicht attraktiv ist, bedeutet das, dass durch die Teilzeittätigkeit auch nur ein Anspruch auf eine Teilzeitrente erworben wird. Mit rund 30 kommt das erste Kind, nach rund 20 Jahren Teilzeit und Care-Tätigkeit für die eigene Familie, folgt oft schon die Care-Tätigkeit für die Eltern. Genau so geht es aber auch Angestellten und Unternehmerinnen, die in ihrem Alltag unter Zeit- und Leistungsdruck bestmöglich performen möchten. Die eigene Vorsorge wird vergessen, die Folgen sind fatal.
Prioritäten ändern: Jeder setzt seine Prioritäten selbst. Das Mindset zu erlangen, sich um seine eigenen Finanzen kümmern zu wollen, die Wichtigkeit zu erkennen und Verantwortung für seine eigene finanzielle Zukunft zu übernehmen, ist der erste und wichtigste Schritt.
Informieren: Einfach, aber auch unerlässlich: Sich mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen und sich über verschiedene Möglichkeiten zu informieren. Das schließt das Verstehen von Rentensystemen, Spar- und Anlagemöglichkeiten sowie steuerlicher Vorteile ein. Diese Bildung ermöglicht, fundiertere Entscheidungen über Investitionen, Unternehmertum und andere finanzielle Angelegenheiten zu treffen.
Festlegen von finanziellen Zielen: Frauen sollten sich klare finanzielle Ziele für Ihre Altersvorsorge setzen, überlegen, wie viel Geld sie im Ruhestand benötigen, um ihren Lebensstil aufrechtzuerhalten, oder wann sie in den Ruhestand gehen möchten. Die Unterteilung in kurz-, mittel- und langfristige Ziele ist dabei sehr wertvoll. Sparen: Ein wesentlicher Schritt zur Altersvorsorge besteht darin, ein Budget zu erstellen und sicherzustellen, dass regelmäßig Geld sinnvoll investiert und zur Seite gelegt wird. Ein Sparplan bringt einen effektvollen Automatismus.
Breite Streuung: Alles auf eine Karte zu setzen, kann Risiken beinhalten. Frauen sollten sich mit verschiedenen Anlageklassen und auch mit Aktien, ETFs vertraut machen und lernen, wie man sinnvoll und zielgerichtet investiert.
Kontinuierliche Überprüfung: Die finanzielle Situation ändert sich im Laufe des Lebens, daher ist es wichtig, die Lebensumstände und die finanziellen Ziele regelmäßig zu überprüfen.
Erziehung und Vorbild: Nehmen Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand, geben sie ein starkes Vorbild für die kommende Generation. Sie zeigen ihren Töchtern und anderen jungen Frauen, dass finanzielle Unabhängigkeit erreichbar ist und wie wichtig es ist, selbstbestimmt handeln zu können.
Schutz vor Missbrauch: Finanzielle Abhängigkeit kann Frauen anfällig für Missbrauch machen. Kontrollieren Sie ihre eigenen Finanzen, haben sie die Mittel, um sich aus ungesunden Beziehungen zu befreien und ihre Sicherheit zu gewährleisten Empowerment: Die Kontrolle über die eigenen Finanzen stärkt das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl. Es gibt die Gewissheit, jeder Zeit in der Lage zu sein, alleine und selbstbestimmt unvorhergesehene Krisen durchzustehen und Ziele zu erreichen.
In einer Welt, in der Frauen immer noch mit vielen Herausforderungen konfrontiert sind, ist die finanzielle Unabhängigkeit ein Schlüssel zum Erfolg und zur Gleichberechtigung. Frauen sollten ihre Finanzen nicht dem Zufall überlassen, sondern aktiv daran arbeiten, ihre finanzielle Zukunft zu gestalten. Das bedeutet: keine Ausreden mehr und die Autonomie und Selbstbestimmung (zurück) erlangen – die Verantwortung für sich selbst übernehmen.