Das Netzwerk für mehr Mut zum unternehmerischen Engagement
Florian Mühlhans
Der Geschäftsführer der Coflnet GmbH im Interview für die Initiative „Der Junge Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmer zu werden?
Während unserer Schulzeit wollten wir eigene Projekte umsetzen und diese öffentlich zugänglich machen. Für ein Projekt, dass wir damals gestartet haben, haben wir auch einige Nutzer gefunden. Als es zu der Monetarisierung des Projekts kam, mussten wir dann auch ein Gewerbe anmelden. Die Entscheidung, Unternehmer zu werden, war also eher eine Notwendigkeit als eine bewusste Entscheidung. Bisher haben wir das aber noch keine Sekunde bereut.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.
Wir würden nahezu alles genauso machen. Natürlich lernt man mit der Zeit dazu und würde einige Dinge direkt durchdachter angehen. Bei uns zählt da auf jeden Fall Vertrieb und Networking dazu. Diese Themen haben wir anfangs stark vernachlässigt und würden diese heute direkt stärker angehen.
Haben Sie im Gründungs- oder Übernahmeprozess in irgendeiner Form Unterstützung erhalten? Falls ja, welche Form der Unterstützung war besonders zentral?
Nein, wir haben eigentlich alles selbst gemacht. Genauso wie man neue Technologien in der IT jeden Tag neu erlernen muss, haben wir auch das Thema Unternehmensgründung selbst erlernt. Natürlich kann man damit nicht mit dem Wissen von erfahrenen Unternehmern mithalten. Aber für die ersten Schritte war das für uns vollkommen ausreichend.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Es ist einfacher zu dritt eine Firma mit einem Wert von 3M zu gründen, als alleine eine Firma mit einem Wert von 1M zu gründen.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Unsere größte Herausforderung war und ist immer noch das Finden neuer Kunden. Wir sind alle drei Programmierer mit einem tiefen technischen Verständnis. Bei den Themen Vertrieb und Networking haben wir aber noch Nachholbedarf. Wobei wir uns auch hier in den letzten Monaten deutlich verbessern konnten.
Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Beruf, Familie und Freizeit? Welche Unterstützung wünschen Sie sich für eine bessere Vereinbarkeit?
Wir sind mit Anfang 20 noch relativ jung. Viele familiäre Verpflichtungen haben wir einfach noch nicht. Trotzdem versuchen wir immer wieder, uns Zeit für Freunde und Familie zu nehmen. Auch ein Sommerurlaub ist möglich, in der IT-Branche ist es ja auch machbar, von überall aus zu arbeiten. Natürlich sollte man dann auch nicht den ganzen Urlaub durcharbeiten.
Wie stehen Sie zum Thema Jobsharing oder Tandem als Lösung für eine bessere Vereinbarkeit?
Wir haben grundsätzlich immer zwei Verantwortliche für ein Thema. Damit gewährleisten wir, dass auch bei unerwarteten Ausfällen durch z. B. Krankheit, es zu keinem Problem kommt. Das ist vor allem wichtig für alle Softwareprojekte, die von uns betrieben werden.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Gerade sind wir dabei, unseren Kundenstamm zu erweitern. Dafür möchten wir unsere Social-Media-Präsenz deutlich ausbauen und allgemein mehr Wissen über das Thema Vertrieb und Networking sammeln. Und so einfach mehr in Kontakt mit anderen Unternehmen kommen.
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Wenn wir von unseren Kunden positives Feedback bekommen, freuen wir uns immer sehr. Es ist immer schön, zu hören, dass unsere Arbeit / technischen Lösungen einen Mehrwert für unsere Kunden bieten.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen jungen Unternehmerinnen und Unternehmern mitgeben?
Einfach starten, wenn es eine Idee gibt, die man umsetzen möchte. Anfangs vielleicht noch nicht zu viel Wert auf die Wirtschaftlichkeit des Projekts legen. Ein Weg der Monetarisierung findet sich immer, solange man ein gutes Produkt hat. Und Time-to-Market ist immer wichtiger als ein perfektes Produkt.
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt junges Unternehmertum oder geben Young Professionals Rückenwind?
Wir stellen jedem unserer Mitarbeiter ein monatliches Entwicklungsbudget von 500 € zur Verfügung. Das kann ohne Bürokratie selbstständig genutzt werden, um Anschaffungen zu tätigen. Wir konnten damit erheblich Zeit sparen und die Produktivität steigern, weil wir unnötige Meetings und Diskussionen sparen. Außerdem haben wir keine Büropflicht, da Pendelzeiten bei jungen Menschen sehr unbeliebt sind.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von jungen Unternehmerinnen, Unternehmern und Young Professionals im Allgemeinen …
…Vereinfachung verschiedener bürokratischer Prozesse. Unser Wissen über die Themen BWL und Steuerrecht ist ziemlich begrenzt. Es würde uns freuen, wenn wir mehr Zeit in unsere eigentliche Arbeit stecken könnten und weniger mit den verschiedenen Steuererklärungen, etc. beschäftigt wären.
Engagieren Sie sich in einem Ehrenamt?
Wir sind dem Förderverein unserer alten Schule beigetreten. In dieser Schule hat unsere Reise als Unternehmer und IT-ler begonnen. In diesem Verein sind wir mittlerweile auch als Beiratsmitglied aktiv. So möchten wir auch etwas zurückgeben und die Schule unterstützen, die uns so viel ermöglicht hat.
Haben Sie für die Gründung oder Unternehmensübernahme Fördermittel erhalten?
Nein, wir haben so klein wie möglich gestartet. Als initiales Kapital hatten wir nur ~1,2k € aus unseren privaten Taschen zur Verfügung. Mittlerweile konnten wir aber einiges an Eigenkapital aufbauen und sind mittelfristig nicht mehr auf Fördermittel angewiesen.
Nutzen Sie KI in Ihrem Unternehmen? Wenn ja, in welcher Form?
Ja, als junges IT Unternehmen nutzen wir KI in verschiedenen Formen. Natürlich nutzen wir ChatGPT und Coding Assistenten wie Github Copilot. Aber auch in unseren Projekten setzen wir KI an verschiedensten Orten ein. Welche genau, hängt natürlich immer vom jeweiligen Projekt ab. Sehr erfolgreich nutzen wir es in der Text- und Bildanalyse.
Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen und Unternehmer besonders wichtig?
Die meisten Gespräche mit (potenziellen) Kunden, die wir bisher hatten, sind immer durch Beziehungen entstanden. Nicht durch klassische Werbung oder Kaltakquise. Unsere aktuellen Umsatzziele konnten wir nur dadurch erreichen, dass Kontakte von uns an andere Firmen weiterempfohlen wurden. Ein starkes Netzwerk ist also essentiell für das weitere Wachstum unseres Unternehmens.
Florian Mühlhans
Coflnet GmbH
https://coflnet.com