Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Christine Fiedler
Die Geschäftsführerin der Minerva Strategic Consulting GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin / Führungskraft zu werden?
Das Unternehmertum liegt in meiner DNA, tief verwurzelt in meiner Familie über Generationen. Ende September letzten Jahres entschied ich: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt! Ich habe eine Boutique-Beratung gegründet, die Recht und Kommunikation gemeinsam denkt, denn geschäftskritische Ereignisse kommen oft plötzlich und erfordern andere Fähigkeiten als in ruhigem Fahrwasser. Wir begleiten unsere Klienten also immer dann, wenn der gute Ruf auf dem Spiel steht. Das können große oder kleine Beratungsprojekte wie z. B. Mitarbeiterkonflikte, Führungswechsel, Sanierungen oder Transformationen sein.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen oder würden Sie etwas anders machen?
Steve Jobs sagte: „You can't connect the dots looking forward; you can only connect them looking backwards. So you have to trust that the dots will somehow connect in your future.“ Entsprechend verlief mein bisheriger Karriereweg – Schritte, die damals zufällig wirkten, waren später entscheidend. Es war oft ein Sprung ins kalte Wasser, aber ich habe gelernt, darauf zu vertrauen, dass jede Herausforderung und jede Wendung ihren Sinn haben.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Eine der prägendsten Entscheidungen war und ist es, meiner Neugier und Abenteuerlust zu folgen. Ich hatte das Privileg, bereits viele Länder kennen lernen zu dürfen. Reisen hat mir gezeigt, dass es nicht nur um das Entdecken neuer Orte geht, sondern auch um persönliches und berufliches Wachstum. Das Warten auf den Sonnenaufgang über Angkor Wat in Kambodscha erinnert mich z. B. an Eigenschaften wie Geduld und Ausdauer – ein Gedanke, der mich in schwierigen Zeiten stärkt. In Südafrika war ich beeindruckt von Nelson Mandelas Haltung, der trotz jahrzehntelanger Haft für die Versöhnung kämpfte. Machu Picchu in Peru bestärkt mich darin, dass Pionierleistungen harte Arbeit erfordern. Diese Reisen haben nicht nur mein Mindset verändert, sondern auch meine Wertschätzung für kulturelle Vielfalt vertieft.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Im neu gegründeten Unternehmen viele Rollen gleichzeitig auszufüllen. Neben der strategischen Ausrichtung und Beratung kümmere ich mich derzeit auch um Themen wie Buchhaltung, Marketing, Vertrieb und HR. Gerade am Anfang ist es wichtig, nicht nur zu delegieren, sondern auch selbst mit anzupacken, um Verständnis und Verantwortungsbewusstsein im Team zu fördern.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Die Sichtbarkeit und Positionierung von Minerva weiter auszubauen, ist für mich von zentraler Bedeutung. Wir decken eine Nische ab, die nicht jeder sofort auf dem Schirm hat. Und viele hätten uns gerne früher gekannt, um in schwierigen Situationen unsere Expertise zu nutzen. In letzter Zeit werde ich oft um Rat zur Positionierung von Personen und Unternehmen gebeten. Als Sparringspartner unterstütze ich dabei strategisch – diese Leistung wollen wir bei Minerva noch stärker anbieten.
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Wertschätzung für meine Arbeit erfahre ich durch das positive Feedback von Klienten, insbesondere bei schwierigen Themen, wie Konfliktsituationen oder Sanierungen.
Welche Botschaften möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräfte mitgeben?
Als junge Unternehmerin stehe ich selbst noch am Anfang meiner Reise, aber frisch gebackenen Unternehmerinnen und Gründerinnen möchte ich gern folgende Botschaften mit auf den Weg geben: Vertraut auf eure Intuition, lernt aus konstruktiver Kritik und habt den Mut Risiken einzugehen, denn die besten Chancen liegen oft außerhalb der Komfortzone.
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Der Name „Minerva“ ist bei uns Programm. Minerva ist in der römischen Mythologie die Göttin der Weisheit und strategischen Kriegsführung. Ihre Unabhängigkeit und Intelligenz machten sie zur Frau „auf Augenhöhe“. Wir legen Wert darauf, dass Frauen für ihre Fähigkeiten anerkannt und nicht als „Quotenfrau“ wahrgenommen werden. Es ist mir persönlich wichtig, mein Wissen und meine Erfahrungen an andere Frauen weiterzugeben.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen…
Von der Politik erwarte ich eine progressive Förderung von Frauen im Berufsalltag. Dazu gehört, Rahmenbedingungen zu schaffen, z. B. für eine zuverlässige Kinderbetreuung und eine Verteilung der Elternzeit, ähnlich wie in skandinavischen Ländern. Wir als Gesellschaft sollten nicht akzeptieren, dass Frauen aufgrund unzureichender Unterstützung gezwungen sind, Karrierepläne zu unterbrechen oder sogar aufzugeben. Das wäre auch ein Schritt zur Bewältigung des Fachkräftemangels.
Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen/Führungskräften?
Sheryl Sandberg, „LEAN IN – Frauen und der Wille zum Erfolg“. Als ehemalige COO von Facebook gibt sie wegweisende Impulse für die Gleichstellung der Geschlechter in der Arbeitswelt und ermutigt Frauen zur Führungsstärke.
Ein guter Tag beginnt für mich mit…
… Sport, einer Tasse Matcha Latte und Sauerteigbrot mit Avocado und pochiertem Ei. Danach lese ich E-Mails und News.
Was macht Sie zu einer guten Chefin?
Aus meiner Sicht sind es drei Dinge. Erstens: Talente und Fähigkeiten jedes einzelnen Teammitglieds zu erkennen, diese einzusetzen und zu fördern. Zweitens: Raum für Entwicklung und Eigenverantwortung geben. Drittens: Balance halten zwischen Nahbarkeit und Verständnis, aber auch unbequemen Entscheidungen und festen Regelungen.
Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…
… die Arbeit mit einzigartigen Persönlichkeiten aus verschiedenen Branchen. Wir helfen Menschen in für sie ausweglosen oder unvorhergesehenen Situationen. Von der Erstellung der richtigen Strategie bis zur Verteidigung und dem Wideraufbau der Reputation im Gerichtssaal der Öffentlichkeit.
Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?
Ich hatte einen ganz bescheidenen Berufswunsch: Hollywood-Schauspielerin, gefolgt von Journalistin, die aus Krisengebieten berichtet. Ich finde, dass ich es mit Minerva eigentlich fast getroffen habe. Schließlich helfen wir Klienten u. a. in schweren Zeiten, überzeugende Medienauftritte zu absolvieren.
Geraldine-Juliane Stenzel
Minerva Strategic Consulting GmbH
https://minerva-consulting.eu/