Ina Fassbender

Ina Fassbender

Themen

Unternehmertum
16.07.2024

Ina Fassbender

Die Gründerin der The Unleash People GmbH & Co. KG im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?

Als Personalleitung, Führungskraft und Mitglied von Executive Teams in verschiedenen Unternehmen habe ich mich natürlich auch immer mit der Geschäftsstrategie auseinandergesetzt und meine Ideen eingebracht. Da ist es der logische nächste Schritt, seine eigene Geschäftsidee in die Tat umzusetzen.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.

Auch wenn ich mit meiner jetzigen Erfahrung sicherlich einiges anders angehen würde, hat mich mein Weg doch zu dem gemacht, was ich heute bin und darauf bin ich stolz. Hatte ich in meinem Berufsleben Situationen, die ich heute besser meistern würde? Ja, z. B. deutlicher und früher meine Meinung sagen und meine Ideen einfließen lassen. Aber ich habe genau aus diesen Situationen viel gelernt, kann das heute besser umsetzen und gebe mein Wissen und meine Erfahrungen gerne weiter.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Das war sicherlich der Sprung in ein Thema, mit dem ich mich vorher noch nie beschäftigt hatte – die volle HR-seitige Steuerung von M&A’s bei einem meiner ehemaligen Arbeitgeber. Wahnsinnig viele neue Themen, Menschen und Schnittstellen und definitiv eine stressige Zeit. Aber auch die steilste Lernkurve meiner bisherigen Karriere.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Als einzige Frau in verschiedenen Executive Teams zu sitzen. Da waren sowohl sehr gute als auch sehr fordernde Momente dabei. Von Kollegen, die aktiv einspringen und nach meiner Meinung fragen, wenn sie merken, dass ich still oder unterbrochen wurde (Allyship!). Oder auch den leider immer noch üblichen Sprüchen zu „Emotionalität” (typisch weiblich) statt „Passion” (typisch männlich).

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Zur Zeit sicherlich der Aufbau der Selbstständigkeit mit meinem Kollegen Christian Wastlhuber. Wir lernen gemeinsam viel Neues: z. B. Marketing, Kundenakquise, Social Media und Geschäftssteuerung. Alles Themen, mit denen wir schon vorher zu tun hatten – aber nun sind wir zu 100 % selbst verantwortlich. Und das macht vor allem erstmal großen Spaß.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Feedback, Feedback, Feedback! Mich motiviert es am meisten, wenn ich von Kunden, Kolleg:innen und Mitarbeiter:innen Feedback bekomme. Natürlich freue ich mich, wenn das Feedback positiv ist, aber genauso wichtig ist es mir, kritisches Feedback zu bekommen. Das gibt mir Ideen und Hilfestellungen, wie ich mich weiter verbessern kann und vor allem: Die Person, die mir Feedback gibt, beschäftigt sich mit mir und meiner Arbeit. Das ist schon eine riesige Wertschätzung.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?

Machen! Ich habe lange über den Schritt der Selbstständigkeit nachgedacht. Gibt es eine Garantie, dass alles so klappt, wie ich es mir gedacht habe – sicherlich nicht. Aber die gibt es auch in einem Angestelltenverhältnis nicht. Und wenn es um die Rolle der Führungskraft geht, gilt das gleiche. Wer gerne Interesse am Menschen hat und den Erfolg und Ziele seiner Teammitglieder aktiv unterstützen möchte, hat schon mal die erste wichtige Qualifikation. Alles andere kann man lernen. Wichtig finde ich es aber auch, darüber nachzudenken, was einen wirklich antreibt und ausfüllt. Es bringt nichts, eine Karriere als Führungskraft anzustreben, nur weil es der logische nächste Karriereschritt ist. Viele Firmen haben das mittlerweile auch verstanden und Karrierepfade auf der Spezialistenlaufbahn geschaffen. Die sind genauso wichtig.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Da wir zur Zeit nur ein Zweierteam sind, haben wir keine strukturierten Maßnahmen. Aber was wir tun – und das ist wichtig – wir kommunizieren offen über Meinungsverschiedenheiten, Einstellungen und Konflikte. Und das vor allem frühzeitig. Im Rahmen meiner Tätigkeit in diversen HR-Leitungsfunktionen habe ich immer viel Wert auf die Förderung einer offenen Feedbackkultur gelegt. Durch strukturierte Trainings, Tools und Umfragen kann man hier sehr viel erreichen. Am wichtigsten ist jedoch Transparenz – auch bei den unangenehmen Themen. Nicht alles ist perfekt und erstmal einfach offen zuzugeben, dass es noch viel zu tun gibt, z. B. wenn es nur wenige Frauen in Führungspositionen gibt, ist der erste wichtige Schritt. Danach kann man erfolgreich und vor allem Schritt für Schritt die entsprechenden Maßnahmen umsetzen.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen…

…eine stärkere Förderung. Dazu gehört beispielsweise das Überdenken von Steuermodellen, die traditionelle Familienmodelle mit einem Vollzeit-Erwerbstätigen und einem (meistens eineR) Teilzeit- oder Nicht-Erwerbstätigen begünstigen. Sinnvoller wären partnerschaftliche Steuermodelle, die die Arbeits- und Betreuungsleistung beider Elternteile gleichermaßen anerkennen und unterstützen.

Neben weiteren politischen Maßnahmen, wie gezielten Förderungen für Gründerinnen oder dem Entgegenwirken von Gender-Pay-Gaps, wäre es ebenso wichtig, dass auch männliche Kollegen sich aktiv engagieren. Das heißt nicht nur, dass sie als Führungskräfte gezielt Frauen in Unternehmen fördern, sondern auch, selbst mehr als einen Monat in Elternzeit zu gehen und ausgewogen Tätigkeiten im Haushalt und bei der Care-Arbeit zu übernehmen.

Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?

Ich habe 3 Vierbeiner: ein Pferd und zwei Hunde. Entsprechend bin ich viel und gerne draußen in der Natur und auf unseren schönen Bergen unterwegs. Außerdem habe ich vor einigen Jahren einen Tierschutzverein gegründet und engagiere mich dort als Vorsitzende für Straßentiere in Bulgarien.

Wer war Ihre wichtigste Begleitung auf dem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?

Hier gab es nicht nur eine Person, sondern viele, die mich mit ihren Erfahrungen und vielen wertvollen Tipps oder auch mal „nur” Zuspruch unterstützt haben.

Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…

…Menschen und das Formen von Kultur in Unternehmen: Das hat auch viel mit Daten, Fakten und Zahlen zu tun. Je größer das Unternehmen, desto strukturierter muss der Ansatz sein. Gleichzeitig muss man flexibel und schnell bleiben und die Menschen als Individuen behandeln. Dazu ist eine gute Auswahl und Ausbildung der Führungskräfte wichtig. HR als strategischer Partner in aller Munde, aber in vielen Fällen klappt das nur schwer bis gar nicht, da die Teams nicht mit guten Strukturen ausgestattet sind. Dabei will ich helfen!

Was haben Sie von Ihrem Team gelernt?

Das könnte eine sehr lange Liste werden, denn ich habe im Laufe der Jahre sehr viel von meinen Teams gelernt. Um eins herauszuheben, würde ich sagen Ehrlichkeit und Authentizität. Ich muss als Führungskraft nicht perfekt sein, ich darf auch mal sagen, wenn mir etwas schwer fällt oder es mir einfach gerade nicht gut geht. Das hat meine Teams als Ganzes bestärkt, sich ebenfalls authentisch zu zeigen und Unterstützung von anderen anzunehmen – und die brauchen wir alle mal.

Was hat Sie während Ihrer Selbstständigkeit/als Führungskraft am meisten überrascht?

Vor allem als Führungskraft habe ich gelernt, dass ich nicht alles können muss und meine Hauptaufgabe in der Unterstützung meines Teams liegt. In meinen ersten Führungsrollen war ich (wie vermutlich jede:r) noch sehr operativ unterwegs, bin immer wieder auf verschiedene Themen gesprungen und habe versucht, sie zu lösen. Immerhin war ich ja die Chefin. Über die Zeit habe ich gelernt, dass ich viel mehr zum Team- und Geschäftserfolg beitragen kann, wenn ich meinen Mitarbeiter:innen helfe, selbst Lösungen zu finden und gleichzeitig für sie da bin, wenn sie Hilfe brauchen.

Infos zur Person

Ina Fassbender

  • Jahrgang: 1979
  • Berufsabschluss: M.A. Pädagogik, Psychologie, Arbeitsrecht an der LMU München
  • Position: Gründerin
  • Selbstständig seit 2024, vorher 10 Jahre in Führungspositionen
  • Auf LinkedIn vernetzen: https://www.linkedin.com/in/inafassbender/

Infos zum Unternehmen

The Unleash People GmbH & Co. KG
https://www.unleashppl.com/de

  • Gründungsjahr: 2024
  • Branche: Unternehmensberatung
  • Firmensitz: München
  • Mitarbeitende: 2

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