Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Inga Haase
Die Geschäftsführerin der lenne.Tech GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?
Ich habe gemeinsam mit meinem Mann gegründet, da wir viele Ideen hatten, die wir in unseren damaligen Anstellungsverhältnissen nicht realisieren konnten. Das betraf konkrete Produkte und Dienstleistungen, aber auch Ideen zum Umfeld, in dem wir arbeiten möchten.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.
Ich würde diesen Weg noch einmal gehen, allerdings den ein oder anderen Fettnapf auslassen, in den wir als Erstgründende getreten sind.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Da gibt es keine einzelne Entscheidung, die massiven Einfluss gehabt hat. Es sind viele kleine Dinge, die Einfluss nehmen und ich lerne jeden Tag dazu. Ich habe mich so aufgestellt, dass ich jeden Weg gehen kann, den ich möchte. Als Familie haben wir dasselbe getan.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Die größte Herausforderung ist, die Vorstellung loszulassen, an jedem Tag allen Anforderungen gerecht werden zu müssen. Ich engagiere mich in vielen verschiedenen Bereichen und Organisationen, führe ein Unternehmen, bin Mutter, Ehefrau und auch ein Mensch mit individuellen Bedürfnissen. Ich kann nicht jeden Tag immer allen Rollen und Anforderungen gerecht werden und das muss ich auch nicht. Durch Absprachen, ein realistisches Selbstmanagement und Expert:innen an meiner Seite kann ich Schwerpunkte setzen und auch mal durchatmen. Sich selbst diese Freiheiten zuzugestehen und Erwartungen kritisch zu reflektieren, ist bei weitem die größte Herausforderung.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Aktuell befasse ich mich intensiv mit verschiedensten Anstellungsmodellen und Personalfragen rund um ein nachhaltiges Unternehmenswachstum.
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Durch zufriedene Kund:innen und Mitarbeitende.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen mitgeben?
Es ist ein Marathon, kein Sprint. Schafft Euch gesunde Rahmenbedingungen und sucht Euch die bestmögliche Unterstützung für die Dinge, die nicht Eure Kernkompetenzen sind z. B. Steuerberatung.
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Ich bin durch unsere geringe Teamgröße in der luxuriösen Situation, meine Mitarbeitenden individuell fordern und fördern zu können. D. h. ich unterstütze unabhängig von Geschlecht oder anderen Faktoren bei der persönlichen Weiterentwicklung und der Gestaltung der Arbeitsbedingungen, so wie sie es brauchen und möchten. Sei es durch flexible Arbeitszeiten und -orte, faire Bezahlung, Mitbestimmung oder Weiterbildung.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen...
…Quoten in Bereichen, in denen sie nötig sind, Infrastrukturen für die sinnvolle Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Bürokratieabbau.
Welche Angebote des BVMW nutzen Sie regelmäßig?
Netzwerktreffen
Welche Unterstützung wünschen Sie sich vom BVMW? Wie kann Sie der BVMW im Unternehmensalltag unterstützen?
Die Weitergabe von Informationen bspw. rund um Fördermöglichkeiten. Viele Unternehmer:innen kennen zum Beispiel die MID-Gutscheine nicht.
Sichtbarmachen der unterschiedlichen Typen von Unternehmer:innen und Lebensentwürfen dahinter: Soloselbstständig, Hybridselbstständig, Nachfolgen, Neugründungen, Unternehmertum von 16 bis 99+. Hier gibt es mit Sicherheit spannende Geschichten und Anknüpfungspunkte für Kooperationen, die noch unentdeckt sind.
Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen?
„Das 6-Minuten Erfolgsjournal“, ein tolles Buch für ein ausgewogenes Selbstmanagement.
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Meditation, Sport, Zeit mit der Familie und in der Natur.
Ein guter Tag beginnt für mich mit…
…Kaffee im Bett und einem leeren E-Mail-Postfach.
Was macht Sie zu einer guten Chefin?
Die Erkenntnis, dass ich mich selbst stetig weiterentwickeln kann und muss. „Das war schon immer so“ gibt es bei mir nicht.
Wie stehen Sie zum Thema Gendern?
Ich wundere mich häufig darüber, wie emotional und wenig konzentriert auf die Sache diese Diskussion geführt wird. Ich bin grundsätzlich für eine gleichberechtigte Nennung, die perfekte sprachliche Lösung habe ich allerdings auch nicht parat.
Dr. Inga Haase
lenne.Tech GmbH
https://lenne.tech/