Katharina Fagerer

Katharina Fagerer

Themen

Unternehmertum
30.08.2024

Katharina Fagerer

Die Unternehmerin von WEIDA:KEMMA – Unternehmen in Bewegung im Interview für die Initiative „Der Junge Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin oder Unternehmer zu werden?

Mein Weg zur Unternehmerin begann vor mehr als 18 Jahren in der Bankenbranche, wo ich die letzten 6 Jahre eine Führungsposition ausüben durfte. Während dieser Zeit wurde mir schnell klar, dass meine Leidenschaft nicht nur in der Finanzwelt lag, sondern vor allem in der Förderung der persönlichen Entwicklung meiner Mitarbeiter. Daher absolvierte ich zahlreiche Aus- und Weiterbildungen, um meine Kompetenzen in diesem Bereich zu vertiefen.

Inspiriert von der Vielfalt und Qualität der Produkte und Dienstleistungen mittelständischer Unternehmen in unserer Region, suchte ich nach einer hochwertigen regionalen Lösung für die innerbetriebliche Persönlichkeitsentwicklung.

Und so gründete ich mein Unternehmen: WEIDA:KEMMA– Unternehmen in Bewegung.

Der Schritt in die Selbstständigkeit war für mich dann der nächste logische Schritt, um meine Vision einer nachhaltigen und effektiven Mitarbeiterentwicklung in die Realität umzusetzen.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.

Genau so und nicht anders. Ich bin fest davon überzeugt, dass für jeden und alles der richtige Zeitpunkt kommt – man muss nur geduldig darauf warten können. Das gilt auch für die ersten Schritte als Unternehmer:in. Eine gute Freundin von mir, die selbst seit vielen Jahren selbstständig ist, hat mir immer gesagt: „Dein Unternehmen wächst so schnell, wie du es verträgst!“ Diese Perspektive hat mir viel Gelassenheit und Vertrauen gegeben.

Haben Sie im Gründungs- oder Übernahmeprozess in irgendeiner Form Unterstützung erhalten? Falls ja, welche Form der Unterstützung war besonders zentral?

Ja, ich habe während des Gründungsprozesses Unterstützung erhalten. Von der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern wurde mir ein gefördertes Coaching in der Vorgründungsphase angeboten. Die Coachin, die mich hier begleitete, verstand meine Herausforderungen und Ziele in der Selbstständigkeit perfekt und ihre Unterstützung war für mich von unschätzbarem Wert.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

„Sie haben den Ausbildungsplatz!!“ Das war für mich im Jahr 2004 in einer Bank in Rosenheim ein entscheidender Moment, der den Grundstein für meine berufliche Entwicklung gelegt hat. Rückblickend kann ich sehen, dass jeder Schritt seitdem mich zu dem Punkt geführt hat, an dem ich heute stehe. Jede meiner Führungskräfte, Mentoren und beruflichen Stationen, einschließlich meiner letzten Führungsposition vor der Selbstständigkeit, hat ihren Ursprung in diesem bedeutenden Moment.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Die größte Herausforderung für mich bestand weniger in einem einzelnen Ereignis als vielmehr in einem fortlaufenden Prozess. Ein erfahrener Geschäftspartner, der sein Unternehmen seit vielen Jahren erfolgreich führt, sagte zu mir einmal den Satz: „Selbstständigkeit erfordert ständige Selbstreflexion.“ Diese Aussage verdeutlicht, dass Unternehmerinnen und Unternehmer kontinuierlich neuen persönlichen Wachstumsfeldern sowie inneren und äußeren Herausforderungen gegenüberstehen, die dazu beitragen, sich fortlaufend zu verbessern. Trotz dieser Herausforderungen bin ich überzeugt, dass sie stets Chancen für persönliches WEIDA:KEMMA sind.

Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Beruf, Familie und Freizeit? Welche Unterstützung wünschen Sie sich für eine bessere Vereinbarkeit?

Ein Prinzip, das ich nicht nur meinen Teilnehmenden im Seminar nahelege, sondern auch fest in meinen eigenen Alltag integriert habe, ist die Konzeption und Einbindung persönlicher „Alltagstankstellen“. Dazu gehören bestimmte Aktivitäten wie z. B. das Treffen mit „Weißt-du-noch-Freunden“, die mir Kraft und Ausgleich geben. In meiner Selbstständigkeit ist es mir ein Anliegen, diese Tankstellen so oft wie möglich in meinen Alltag einzubinden. Besonders schätze ich derzeit die frühen morgendlichen Mountainbike-Touren auf den Berg, um dort die klare Luft und die Ruhe vor dem Start des Tages zu genießen.

Wie stehen Sie zum Thema Jobsharing oder Tandem als Lösung für eine bessere Vereinbarkeit?

Ich stehe dem Konzept von Jobsharing oder Tandemlösungen sehr positiv gegenüber. Insbesondere in meinem Resilienztraining „I glaub, mir brennt da Huat!“ für berufstätige Mütter und Väter höre ich oft von den Teilnehmenden, vor welchen großen Herausforderungen sie stehen, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht. Daher betrachte ich diese Ansätze als äußerst wirkungsvolle Möglichkeiten, die Unternehmen ihren Mitarbeitenden bieten können, um diese Balance zu fördern.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Derzeit konzentriere ich mich intensiv auf den Bereich der digitalen Achtsamkeit und digitales Detox, nachdem ich zu Jahresbeginn meine Ausbildung zur Coachin in diesem Bereich abgeschlossen habe. Besonders fasziniert mich die steigende Nachfrage von Unternehmen nach Unterstützung für ihre Mitarbeiter in diesem Bereich. In einer Zeit, die durch ständige Erreichbarkeit und den Druck durch soziale Medien geprägt ist, halte ich digitale Achtsamkeit für äußerst relevant. Persönlich bin ich sehr begeistert von diesem Thema, da es Maßnahmen bietet, die sich problemlos in den Alltag integrieren lassen und dabei schnell sichtbare Erfolge zeigen können.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Für mich sind die Momente besonders berührend und wertschätzend, in denen Teilnehmende aus meinen Seminaren ihre Erkenntnisse und Erfolge im Anschluss mit mir teilen. Erst vor ein paar Tagen erhielt ich eine außergewöhnlich herzliche Videobotschaft von einer Teilnehmerin, die vor knapp sechs Monaten an einem meiner Seminare teilgenommen hat. Sie berichtete von sichtbaren und lebensverändernden Fortschritten seit diesem Tag und strahlte vor Glück in dem Video. Solche Rückmeldungen bedeuten mir sehr viel und bleiben lange in Erinnerung.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen jungen Unternehmerinnen und Unternehmern mitgeben?

„Durch Redn kommen die Leut´ zam!“ Schafft euch ein starkes Netzwerk, teilt eure Vision, euer Produkt und eure Überzeugungen mit so vielen Menschen wie möglich. Bleibt dran, auch wenn es holprig wird, und verliert dabei nie das WARUM aus den Augen.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt junges Unternehmertum oder geben Young Professionals Rückenwind?

Um gezielt junges Unternehmertum zu fördern und zu unterstützen, habe ich in meinem Angebot ein spezielles Gründer-Coaching eingeführt. Dieses beinhaltet einen Gründerbonus, der besonders in der Anfangsphase gut in die Kostenstruktur passt. Gemeinsam mit den jungen Unternehmerinnen und Unternehmern entwickle ich ihre Mission, Vision und die konkreten Schritte für ihr Unternehmenskonzept. Besonderen Wert lege ich dabei auch auf Resilienz und Selbstmanagement, da diese Faktoren entscheidend für eine gesunde Unternehmensführung sind.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von jungen Unternehmerinnen, Unternehmern und Young Professionals im Allgemeinen ...

…eine verstärkte Unterstützung für junge Unternehmerinnen und Unternehmer, die Rahmenbedingungen schafft, um persönliches Wachstum zu fördern, ohne übermäßige Bürokratie. Oft sehe ich junge Gründerinnen und Gründer, die über Jahre hinweg in die Entwicklung herausragender Produkte oder Dienstleistungen investieren, nur um festzustellen, dass dabei ihre persönliche Kraft, ihre Gesundheit und das Gleichgewicht in der Familie auf der Strecke bleiben. Ich bin fest davon überzeugt, dass durch präventive Maßnahmen zur Förderung persönlicher Kompetenzen solche Herausforderungen besser unterstützt werden können.

Wer war Ihre wichtigste Begleitung auf dem Weg zur Unternehmerin / zum Unternehmer?

Auf meinem Weg zur Unternehmerin waren meine wichtigsten Begleiter sicherlich mein Partner sowie enge Freunde, insbesondere diejenigen, die bereits selbstständig sind und von deren umfangreichem Erfahrungsschatz im Unternehmertum ich profitieren konnte. Auch meine Eltern haben mich ermutigt mit den Worten „Das wird schon werden!“. Meine Mama fügte damals humorvoll hinzu, dass ich im Notfall gerne wieder im Kinderzimmer daheim einziehen könne, was ich jedoch dankend ablehnte.

Engagieren Sie sich in einem Ehrenamt?

Den Kühlschrank zu öffnen und ihn bis oben hin gefüllt zu sehen, in Sicherheit zu leben und wie Willy Astor singt, dass „[...] unser Planet uns anbietet, nach dem Ausatmen auch noch einatmen zu können [...]“ – das sind nur einige wenige Gründe, um Dankbarkeit zu empfinden. Diese Werte wollte ich von Anfang an in mein Unternehmen integrieren und als Möglichkeit nutzen, damit auch sozial benachteiligte Menschen in unserer Gesellschaft die Möglichkeit haben, WEIDA ZU KEMMA.

Und so entstand die Initiative WEIDA:GEBEN, bei der an jedem Seminartag 150 Euro in Spenden für gemeinnützige Organisationen oder soziale Projekte fließen, die von den Teilnehmern selbst ausgewählt werden. Für mich sind dies jeden Monat die schönsten Überweisungen, die ich tätigen darf.

Was wird Ihr nächstes Projekt?

Mein nächstes Projekt ist die Veröffentlichung des Podcasts „Heid in 7 Dog!“. In dieser wöchentlichen Episode werden wir uns eingehend mit aktuellen Themen für den regionalen Mittelstand befassen. Während ich meine Expertise aus dem Bereich der Persönlichkeitsentwicklung einbringe, wird mein Podcast-Partner Dominik Schwerpunkte auf Digitalisierung, Künstliche Intelligenz (KI) und ESG (Environmental, Social, Governance) setzen. Seid also gespannt – wir werden diesen Sommer online gehen.

Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen und Unternehmer besonders wichtig?

Ein starkes Netzwerk ist für mich von entscheidender Bedeutung, sowohl während meiner Zeit in der Bank als auch jetzt in meiner Selbstständigkeit. Es ermöglicht mir einen unkomplizierten und vertrauensvollen Zugang zu wertvollen Ressourcen, Unterstützung und Fachwissen. Das Gefühl, dass „anderen geht es auch so“, kann oft im ersten Schritt eine Erleichterung bringen. Gleichzeitig bietet es die Möglichkeit, bewährte Lösungen von erfahrenen Unternehmerinnen und Unternehmern zu erfahren und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Ein guter Tag beginnt für mich ...

…immer früh.

Infos zur Person

Katharina Fagerer

Infos zum Unternehmen

WEIDA:KEMMA – Unternehmen in Bewegung
https://www.weida-kemma.de/

  • Gründungsjahr: 2022
  • Branche: Weiterbildung und Personalentwicklung
  • Firmensitz: Bernau am Chiemsee, Bayern
  • Mitarbeitende: Einzelunternehmerin

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