Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Melanie Peschel
Die Inhaberin der Tracemaker Strategie- und Kommunikationsberatung im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?
Bevor ich Unternehmerin wurde, habe ich als Niederlassungsleiterin einer der Top-10-PR-Agenturen in Deutschland viel Erfahrung über das Unternehmertum gesammelt. Das hat mich positiv bestärkt, den Sprung zu machen, um eigene Spuren zu legen: So entstand auch die Idee für meinen Unternehmensnamen: Tracemaker. Spurenleger.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.
Das Meiste würde ich nochmals so machen – aber eine Sache definitiv anders: ich würde mir von Beginn an eine erfahrene Unternehmerin als Mentorin als Wegbegleiterin holen. Von anderen zu lernen ist so wertvoll – da kann man nicht früh genug damit anfangen.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Im wahrsten Sinne wegweisend war die Entscheidung, eine Zusage zu machen: Ich erhielt das Angebot, als Leiterin in einem der größten Energiewende-Forschungs-Projekt Deutschlands für das Arbeitspaket „Partizipation“ zu starten. Das hat meine berufliche Entwicklung stark geprägt und die Erfahrungen und Learnings sind bis heute unschätzbar wertvoll.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Mein Netzwerk neu aufzubauen: Als Unternehmerin startete ich in Baden-Württemberg. 2020 zog ich nach Nordrhein-Westfalen – im ersten Coronajahr. Hier ein neues berufliches Netzwerk in der Region aufzubauen, war gerade in der Zeit von Lockdowns und reduzierten Präsenz-Events eine echte Herausforderung.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Im Mittelpunkt meiner Arbeit für unsere Kunden – Unternehmen aus dem Mittelstand, aber auch Konzerne – steht die Beratung in Sachen Nachhaltigkeits-Reporting. Die berühmte neue EU-Richtlinie „CSRD“ ist ein facettenreiches Thema. Worüber leider nur wenig gesprochen wird in diesem Kontext, obwohl ein Kernbestandteil die Stakeholder-Partizipation ist. Diesem Thema gebe ich täglich eine Stimme auf LinkedIn und in Remote-Workshops, als Referentin – alles, was sich an guten Gelegenheiten ergibt.
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Besonders wichtig ist mir, dass meine Mitarbeiterinnen täglich ihren Weg gehen und ich sehe, wie sie sich entwickeln und wachsen. Das zu erleben ist für mich eine ganz besondere Wertschätzung meiner Arbeit, denn ohne mein Team wäre alles anders.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder
Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?
Sucht euch erfahrene Mentorinnen, die euch ein Stück des Weges begleiten!
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Meine Mitarbeiterinnen bekommen von mir ungefragt die Möglichkeit, je nach Bedarf, Weiterbildungstrainings zu besuchen. Zum Beispiel zuletzt ein Rhetoriktraining bei einem bekannten Nachrichtensprecher. Darüber hinaus bin ich gegenüber meinen Mitarbeiterinnen ein offenes Buch: Ich teile meine Freuden und Sorgen, sodass sie mich nicht nur als Chefin wahrnehmen, sondern auch als Mensch. Authentizität ist ein wesentlicher Wert für die Persönlichkeitsentwicklung. Das kann man nicht predigen, sondern nur vorleben.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen ...
...gern proaktive Angebote für spezifische UnternehmerINNENförderungen, die nicht über Suchmaschinensuche zu finden sind, sondern über Multiplikatoren wie z. B. dem BVMW bei mir im Postfach landen. Meine Zeit ist sehr präzise durchgetaktet, da wäre ein solcher „Service“ eine gute Sache. Um das zu begründen: In den vergangenen 18 Monaten habe ich mein Unternehmen und zugleich mich selbst mit viel Energie weiterentwickelt: Weiterbildungen gemacht, Euros investiert in den Aufbau eines neuen Geschäftsfeldes im Bereich der Nachhaltigkeitsberatung, umfassendes Marketing initiiert, um das neue Geschäftsfeld bekannt zu machen. All das auf eigene Kosten und Initiative. Hier wäre es so schön, wenn die Politik für ein solches Engagement eine finanzielle Förderung ermöglicht: Gerade ich als Einzelunternehmerin mit weniger als 10 Mitarbeitenden habe das Gefühl: Wir werden kaum gesehen von der Politik. Die Stars sind immer die „Marken“, die sich durch Umsatz und Mitarbeiterzahl qualifizieren.
Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen/Führungskräften?
Das Buch von Michelle Obama „Becoming – meine Geschichte“ sowie „Das Licht in uns“.
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Spaziergänge im Wald sowie Runden auf dem Golfplatz.
Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?
Sowohl mit der inhaltlich-fachlichen Vorbereitung, als auch mit einer großen Portion Empathie: Ich versetze mich soweit mir das möglich ist in die anderen teilnehmenden Personen hinein und wäge ab, welche Bedürfnisse, Wünsche und Beiträge von deren Seite zu erwarten sind.
Was wird Ihr nächstes Projekt?
In 2025 werde ich meine eigene Stiftung gründen. Das geht auch dann, wenn man noch keine Millionen anfänglich einzahlt...und ist mein Ansporn, im Berufsleben für wohltätige Zwecke einzustehen, die dann direkt in den von mir gewählten Stiftungszweck einzahlen. Darauf freue ich mich schon sehr.
Wie stehen Sie zum Thema Gendern?
Aufgewachsen bin ich in einer Zeit ohne Gendern – bei mir gab es sogar noch das scharfe „ß“. Das Gendern hat mir nie gefehlt als Frau, aber ich merke an mir selber, dass das Gendern durchaus auch die Geschlechterdiversität im Kopf positiv prägt. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker – hier habe ich mein ganzes Teenager- und Erwachsenenleben Männer vor geistigem Auge gehabt – die Wortwahl prägt Gedanken.
Melanie Peschel
Tracemaker Strategie- und Kommunikationsberatung
https://tracemaker-trainings.com/