Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Michaela Hubrig
Die Geschäftsleitung & Bauleiterin von Achim Hubrig Gerüstbau im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?
1994 gründeten meine Eltern den Gerüstbaubetrieb „Achim Hubrig Gerüstbau“. Daher erlebe ich seit meinem 7. Lebensjahr hautnah mit, was es bedeutet, ein Unternehmen zu leiten. Über die Jahrzehnte durchlebte das Unternehmen aus unterschiedlichen Gründen Höhen und Tiefen. Meine Eltern haben viel Energie und Herzblut ins Unternehmen gesteckt, um es zu dem Unternehmen zu machen, das es heute ist. Aus diesem Grund entschloss ich mich während meiner Ausbildung dafür, in den elterlichen Betrieb einzusteigen und ihn zu übernehmen.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?
Zu dieser Frage, kommt mir der Ausschnitt des Gedichtes von Robert Lee Frost in den Kopf, das mich schon seit meinem Abiturabschluss begleitet. […] Im Wald zwei Wege boten sich mir dar, ich ging den, der weniger betreten war. Dies veränderte mein Leben[…]. Mein Weg war nicht der typische Weg einer Frau, die das Abitur abgeschlossen hatte. Mein Weg war nicht immer einfach und auch wenn ich oft daran gezweifelt habe, ob ich es schaffe, bin ich ihn weiter gegangen. Wenn ich meine persönliche Entwicklung über die Jahre verfolge, sehe ich, dass gerade die schwierigen Zeiten für mein persönliches Wachstum wichtig waren und auch heute noch sind. Rückblickend habe ich bei allen Meilensteinen auf meinem Weg einige Learnings mitgenommen, für die ich heute sehr dankbar bin.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als die Wegweisendste bezeichnen oder auch die aus der Sie am meisten gelernt haben?
Ich wollte nie von anderen Menschen oder von Dingen abhängig sein. Beruflich habe ich all die Jahre darauf hingearbeitet. Ein großer Aspekt hierzu war, der Abschluss als Gerüstbaumeisterin. Doch irgendwann bin ich an dem Punkt angekommen, wo es sich nicht mehr richtig angefühlt hat, alles alleine stemmen zu wollen. Irgendwann ist eine Grenze erreicht, an der man alleine nicht weiter kommt und über seinen Schatten springen muss. Ich habe festgestellt, dass sich vieles durch den Erfahrungsaustausch mit anderen leichter bewerkstelligen lässt. Branchenunabhängig kann man von Problemlösungen anderer Unternehmen lernen.
Auf dem Bau ist es auch heute eine Herausforderung, sich als Frau zu behaupten. Erst recht, wenn man selbst einen hohen Anspruch an seine Arbeit und das Ziel, das elterliche Unternehmen erfolgreich weiterzuführen, hat. Ein weiteres Learning nach dem Malermeisterabschluss war für mich jedoch, sich nicht im Detail und in der Perfektion zu verlieren. Hier gilt, einfach auch mal Dinge umzusetzen, wenn sie auch noch nicht perfekt sind.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Neben meinen täglichen Aufgaben wie Angebotserstellung, Controlling, Statikvorberechnungen, Gerüstplanerstellung, Aufmaßerstellung, Personalmanagement und alles rund ums Marketing, versuche ich die betrieblichen Prozesse zu vereinfachen. Ich strebe eine Prozessoptimierungen im kaufmännischen Bereich, in der Lagerlogistik, Führungswesen und auf der Baustelle an. Hierbei spielt die Digitalisierung natürlich eine große Rolle. Ein sehr wichtiges Thema ist die Mitarbeiter- und Auszubildendengewinnung. Über den eigenen Betrieb hinaus möchte ich durch einen Zusammenschluss mit anderen Handwerksunternehmen eine Kampagne aufbauen, um mehr Aufmerksamkeit auf eine Ausbildung im Handwerk zu lenken.
Welche Botschaft möchten Sie anderen Unternehmerinnen mitgeben?
Oftmals hat man viele Ideen und brennt dafür, sie in Form neuer Projekte umzusetzen. Doch manchmal lässt die Zeit es nicht zu, dass sich neue Ideen so schnell in die Tat umsetzen lassen. Manchmal kommen Dinge auch anders als geplant und manchmal kommen auch Hindernisse in den Weg, mit denen man nicht gerechnet hat. Wichtig ist aus dem Grund, sich ständig vor Augen zu halten, dass ein Schritt zurück gehen nicht gleich ein Rückschritt bedeutet. Denn manchmal hilft dieser Schritt auch nur, um Anlauf zu nehmen!
Was schätzen Sie am Verband BVMW besonders?
Ich bin Mitglied beim BVMW, da ich das Engagement in der Politik für den Mittelstand sehr beeindruckend finde. Anliegen von kleinen und mittleren Unternehmen werden ernst genommen und an Stellen weitergeleitet, wo es zu erfolgreicher Umsetzung, Unterstützung bzw. Änderungen kommt. Die Zukunft des Handwerks aktiv mitzugestalten, liegt mir sehr am Herzen und ich bin der Meinung als Mitglied beim BVMW ist mir das möglich.
Auch die Vernetzung mit anderen Unternehmern ist für mich sehr wertvoll. Einblicke in Abläufe anderer Unternehmen und der Austausch, wie andere Probleme angegangen sind und gelöst haben, die im Laufe des Unternehmerdaseins auf einen zukommen, ist für mich sehr inspirierend und öffnet auch neue Horizonte. Das über den Tellerrand hinausschauen und nicht auf der Stelle zu treten ist für mein persönliches und das unternehmerische Wachstum das A und O.
Michaela Hubrig, 1986 geboren, absolvierte nach ihrem Abitur eine Ausbildung zur Maler- und Lackiererin. Nach den bestandenen Prüfungen zur Malermeisterin und Betriebsmanagerin stieg sie 2012 in den elterlichen Betrieb „Achim Hubrig Gerüstbau“ ein. Seit 2016 ist sie dort als Gerüstbaumeisterin in der Geschäftsleitung, sowie als Bauleiterin tätig.
Das Familienunternehmen Achim Hubrig Gerüstbau wurde im Jahre 1994 von Achim Hubrig gegründet. Im traditionsbewussten Gerüstbaubetrieb arbeiten alle Familienmitglieder Seite an Seite. Fassaden-, Industrie- und Spezialgerüstbau, sowie Flachdachabsturzsicherungen, Bauaufzugvermietung und Kranvermietung zählen zu ihren Kernleistungen. Sie verstehen ihr Handwerk weniger als Serienfertigung, sondern vielmehr als individuelle Problemlösung für eine Vielzahl an Herausforderungen im Bereich Gerüstbau. Für Industrie- und Spezialgerüstbauarbeiten sind sie auch überregional für ihre Kunden tätig.
Facebook: https://www.facebook.com/AchimHubrigGeruestbau/
Instagram: https://www.instagram.com/hubrig_geruestbau/