Nicole Weyerstall

Nicole Weyerstall

Themen

Unternehmertum
07.07.2023

Nicole Weyerstall

Die geschäftsführende Gesellschafterin der Schuster Versicherungsmakler GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen Unternehmerin zu werden?

Nach knapp 20 Jahren in Führungspositionen von Großkonzernen hat es mich gereizt, eigenverantwortlich ein Unternehmen zu leiten – ohne die Sicherheit, aber auch ohne die Fesseln eines Konzerns. Diesen Schritt bin ich dann Anfang 2017 gegangen und würde das jederzeit wieder tun.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Es gibt jeden Tag viele tolle Herausforderungen, aber besonders zu Beginn musste ich bei Kunden und Mitarbeitern um Akzeptanz kämpfen. Eine Frau an der Spitze, die zudem noch aus der Konzernwelt kommt, da waren viele Menschen skeptisch.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Wir im Mittelstand denken nicht nur an die nächsten Quartalsergebnisse, sondern planen die langfristige Zukunft unserer Unternehmen. Von daher beschäftigen mich derzeit insbesondere die Chancen und Risiken der KI für uns und unsere Kunden. Ein Unternehmen, das auf eine 75-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken kann in eine ganz neue Zeit zu transformieren, ist eine spannende Aufgabe.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Natürlich ist es schön, manchmal positives Feedback von Kunden und Mitarbeitern zu bekommen, aber für mich hat die positive Entwicklung der Firma in den letzten 6 Jahren den größten Wert.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen und Gründerinnen mitgeben?

Insbesondere Frauen sind sehr perfektionistisch. Jeder Mitarbeiter, Kunde, Geschäftspartner soll immer zufrieden sein. Jede strategische Idee soll funktionieren. Und natürlich ist Frau nebenbei noch die perfekte Partnerin, Hausfrau, Mutter. Welcher Mann würde so denken? Mein Rat an alle Unternehmerinnen: Wir (er)schaffen viel und sind gut! Es muss nicht immer alles perfekt sein.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen Female Empowerment?

Aus meinen vielen Jahren Erfahrungen im Coaching und Mentoring von weiblichen Führungskräften weiß ich, wie wichtig Vorbilder sind. Von daher versuche ich den Mitarbeiterinnen zu zeigen, dass verantwortungsvolle Führungsaufgaben und Familie sich nicht ausschließen und versuche sie zu motivieren, neue Aufgaben zu übernehmen, auch wenn sie nicht zu 100 % überzeugt sind, alles perfekt machen zu können.

Von der Politik erwarte ich….

Aus meiner Sicht steht uns weniger die Politik und mehr die Gesellschaft im Wege. Insbesondere in Deutschland und besonders im Mittelstand ist die Frau an der Unternehmensspitze noch immer eine Ausnahme und wird auch entsprechend behandelt. Hier muss ein Umdenken stattfinden.

Was schätzen Sie am Verband Der Mittelstand. BVMW besonders?

Der BVMW leistet einen wesentlichen Beitrag, um die Vernetzung der Mittelstandunternehmen zu fördern. Zudem sind die Workshops und Vorträge wertvoll und gezielt auf unsere Mittelstandsunternehmen ausgerichtet.

Vom BVMW in Berlin wünsche ich mir weiterhin und noch viel mehr Druck auf die Politik. Das Gießkannenprinzip mit der immer mehr Verordnungen, Auflagen, Kosten und Bürokratie über die Wirtschaft gekippt werden, sind für den Motor – den Mittelstand – kaum noch zu bewerkstelligen.

Was hat Sie inspiriert und warum?

In meinen Jahren als Vorstand eines Großkonzerns habe ich gelernt, wie wichtig es ist, dass alle Rädchen ineinandergreifen. Je größer das Unternehmen, desto schwieriger. Im Mittelstand sind wir viele flexible Schnellboote, die gemeinsam sehr viel bewegen können.

Ein guter Tag beginnt für mich….

…mit einem guten Kaffee!

Auf einen wichtigen Termin bereite ich mich vor:

Ich kenne meine Botschaft und mein Ziel und beschäftige mich mit den Menschen, die ich treffe. Das ist wichtiger als jede PowerPoint-Folie.

Wie stehen Sie zum Thema Gendern?

Gendersprache als Pflicht ist gut gemeint, wurde aber zum Boomerang. Ich glaube nicht, dass Gendern eine positive Veränderung herbeiführen wird solange es vorgeschrieben wird.

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?

Ich wollte immer Taxifahrerin sein. Den Wunsch habe ich mir auch während des Studiums erfüllt. Das war eine hervorragende Schule, die Vielfalt der Menschen kennenzulernen und Vorurteile abzubauen.

Infos zur Person

Nicole Weyerstall

  • Jahrgang: 1971
  • Berufsabschluss: Rechtsanwältin
  • Position: Geschäftsführende Gesellschafterin
  • Selbstständig seit Januar 2017

Infos zum Unternehmen

Schuster Versicherungsmakler GmbH
www.schuster-bielefeld.de

  • Gründungsjahr: 1949
  • Branche: Versicherungsmakler
  • Firmensitz: Bielefeld, NRW
  • Anzahl Mitarbeitende: 50

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