Patricia Müller

Patricia Müller

Themen

Unternehmertum
30.08.2023

Patricia Müller

Die selbstständige Geschäftsstellenleiterin der Rumpff & Müller OHG im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?

Nach meinem Wechsel zur Provinzial wurde mir bereits nach kurzer Zeit das Angebot unterbreitet, als selbständige Gesellschafterin mit meinem damaligen Chef gemeinsam die Geschäftsstelle, in der ich bereits tätig war, zu führen. Eine Selbstständigkeit habe ich für mich bis dato grundsätzlich aus den verschiedensten Gründen ausgeschlossen und schon mehrere ähnliche Angebote abgelehnt. In diesem Fall war es anders. Ich habe das Angebot als einmalige Chance wahrgenommen und das Bauchgefühl passte, so dass ich mich für den Schritt in die Selbstständigkeit entschied.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?

Absolut. Mein Schritt in die Selbstständigkeit war die beste Entscheidung, die ich in meinem Berufsleben bislang getroffen habe. Selbstbestimmt agieren zu können, Visionen zu schmieden und Menschen zu entwickeln sind absolut erfüllend. Ich benötige stetig neue Herausforderungen und möchte mich immerzu weiterentwickeln – dazu habe ich nun jegliche Möglichkeiten und nutze diese. Würde ich rückblickend etwas ändern können, würde ich von Anfang an selbstbewusster und klarer in meinen Entscheidungen und Handlungen auftreten.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Meinen ersten Schritten in die Selbstständigkeit wurden Steine in den Weg gelegt. Nicht etwa auf Grund meiner Qualifikation oder anderen Faktoren, sondern aus geschlechterspezifischen Aspekten. In der damaligen Situation habe ich entschieden, zu kämpfen und mit Kompetenz und Stärke meinen Widersachern eine klare Kante aufzuzeigen. Diese Haltung habe ich bis heute beibehalten.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Die größte Herausforderung für mich war während Corona, meine Selbstständigkeit mit den dazugehörigen Verantwortungsbereichen und die Begleitung zu Hause beim Homeschooling unter einen Hut zu bekommen. Meine Ansprüche an mich selber sind grundsätzlich hoch und diese Situation brachte mich an einen Punkt, wo ich diesen nicht mehr gerecht werden konnte.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Neben unserer Kernkompetenz – dem Versicherungsfachgeschäft – haben wir es uns zur persönlichen Mission gemacht, Finanzwissen zu vermitteln. Jeder sollte die Basics des Finanzwissens beherrschen und bewusste (Finanz-)Entscheidungen für sich treffen können. Ich sehe es als persönliche Verantwortung, dieses Wissen weiterzugeben und möchte jeden ermutigen, für sich selbst und sein Umfeld ebenfalls die Verantwortung zu übernehmen und sich mit diesem Thema zu beschäftigen.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Die größte Wertschätzung erfahre ich einerseits durch das langjährige Vertrauen meiner Kunden, andererseits durch Kollegen, die Wert auf meine Meinung legen und sich mit mir austauschen. Aber auch die Entwicklung der eigenen Mitarbeiter zu verfolgen und Erfolge mitzuerleben, ist für mich eine Art Wertschätzung, die mich in meinem Tun und meiner Art von Führung bestärken.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen mitgeben?

Der schlichte Satz „einfach mal machen, könnte ja gut werden“ beinhaltet sehr viel Wahres. Ich kann jede Unternehmerin und Gründerin, die mit fundiertem Wissen, Leidenschaft und Überzeugung antritt, ermutigen, sich den Herausforderungen zu stellen und diese als Chance der Weiterentwicklung zu sehen, nicht aufzugeben und „laut“ zu sein.

Aber es ist auch gut zu wissen, dass es normal ist auch mal Zweifel und ein schlechtes Gewissen zu haben. Das Gefühl, nichts und niemandem so richtig gerecht zu werden kennen sicher vor allem fast alle Unternehmerinnen, die zeitgleich Unternehmerin und Mutter sind. Ich bin überzeugt davon, dass ein mich positiv erfüllender Job, sich auch positiv auf mein privates Umfeld auswirkt.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Für mich spielt es keine Rolle, ob meine Mitarbeiter weiblich oder männlich sind – Charakter und persönliche Werte sind aus meiner Sicht viel entscheidender. Dennoch halte ich gerade die weibliche Empathie für einen unglaublichen Mehrwert im Umgang mit Menschen, fordere und fördere unsere Mitarbeiterinnen daher dahingehend, diesen Mehrwert zu nutzen und sich den eigenen Stärken bewusst zu machen. Ich stelle im Alltag fest, dass Frauen oftmals wesentlich mehr können, als sie sich selber zutrauen – ich sehe es als meine Aufgabe, hier das nötige Selbstbewusstsein zu stärken und Raum für positive Erfahrungen zu geben. Teilzeitmodelle jeglicher Art und in den verschiedensten Variationen sind für uns eine Selbstverständlichkeit.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen...

.....einen Ausbau der Kinderbetreuung

.... Ausbau finanzieller Bildung, bspw. als Pflichtfach in der Schule

.....Unterstützung vor allem für kleinere und mittelständige Unternehmen, die Teilzeitmodelle und Jobsharing bieten.

Welche Angebote des BVMW nutzen Sie regelmäßig?

Bislang nutze ich die Netzwerktreffen.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich vom BVMW? Wie kann Sie der BVMW im Unternehmensalltag unterstützen?

Ich wünsche mir eine Plattform, über die ich meine Mission – finanzielle Bildung zu vermitteln – präsentieren kann, um noch mehr Menschen und vorrangig Frauen, für das Thema zu sensibilisieren und zu ermutigen, sich damit zu beschäftigen. Auch Unternehmen haben aus meiner Sicht die Verantwortung, dass ihre Mitarbeiter finanziell gebildet sind und Unternehmen mit dieser Verantwortung zu konfrontieren, kann aus meiner Sicht gemeinsam hervorragend funktionieren.

Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?

Ich liebe es, zu reisen und lerne gerne andere Kulturen kennen. Tolle Urlaubsziele und gutes Essen geben mir Energie.

Wer war Ihre wichtigste Begleitung auf dem Weg in die Selbstständigkeit?

Meine Familie. Mein Mann und mein Sohn haben mich von Anfang an darin bestärkt und tun es nach wie vor.

Was wird Ihr nächstes Projekt?

Ich möchte unseren Workshop "Real Life" etwas abgewandelt speziell für Frauen anbieten. Frauen beschäftigen sich nach wie vor statistisch viel weniger mit Finanzen als Männer und haben zudem durch die sogenannten Carezeiten einen noch dringlicheren Bedarf, ihre Finanzen vorausschauend zu planen. Daher ist es für mich eine Herzensangelegenheiten, noch mehr Frauen zu ermutigen, sich mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen und Verantwortung für die eigene finanzielle Situation zu übernehmen.

Wie stehen Sie zum Thema Gendern?

Ehrlich gesagt, bin ich total genervt vom Thema Gendern. Mittlerweile wird so kleinteilig und kleinkariert auf jeden Buchstaben geschaut, vielfältige Gender- Wortkreationen geformt, dass der ursprüngliche Sinn – die Gleichberechtigung der Geschlechter – in den Hintergrund rückt. Ein wenig mehr Gelassenheit bei dem Thema halte ich für sinnvoll.

Was hat Sie während Ihrer Selbstständigkeit am meisten überrascht?

Mich hat am meisten überrascht, wie willkürlich staatliche Systeme zum Teil funktionieren und wie begrenzt die eigenen Handlungsmöglichkeiten sein können.

Infos zur Person

Patricia Müller

Infos zum Unternehmen

Rumpff & Müller OHG
https://www.provinzial.de/west/rumpff-mueller

  • Gründungsjahr: 2016
  • Branche: Versicherungen und Finanzen
  • Firmensitz: Olpe / NRW
  • Mitarbeitende: 1 Mitinhaber, 7 Mitarbeitende

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