Rebecca Soetebier

Rebecca Soetebier

Themen

Unternehmertum
16.07.2024

Rebecca Soetebier

Die Geschäftsführerin von „Einfach - Empathisch - Erfolgreich für Unternehmer und Führungskräfte“ im Interview für die Initiative „Der Junge Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?

Eine große Inspiration dazu waren meine Großeltern, die ein eigenes Unternehmen hatten. Ich fand es schon immer faszinierend, eigenständig arbeiten zu dürfen. Deshalb war damals bereits klar, dass ich eines Tages ein Unternehmen gründen werde. Es stand nur noch in den Sternen, welchem Thema sich das Konzept widmen würde.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?

Mit dem Wissen von heute würde ich natürlich etwas anders machen. Mit dem Wissen von damals habe ich es so gut gemacht, wie ich es eben zu diesem Zeitpunkt konnte – dementsprechend bin ich mit diesem Weg sehr zufrieden.

Haben Sie im Gründungs- oder Übernahmeprozess in irgendeiner Form Unterstützung erhalten? Falls ja, welche Form der Unterstützung war besonders zentral?

Ich hatte das große Glück, direkt am Anfang mit einem Mentor zusammenarbeiten zu können. Horst Peil brachte mir insbesondere über Führung und Selbstführung viel Wertvolles bei. 2010 habe ich dann meine erste Coaching-Ausbildung angefangen. Dabei durfte ich auch noch einmal viel über mich und mein Unternehmen reflektieren.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Neben den vielen kleinen Entscheidungen, die man als Unternehmerin jeden Tag trifft, war die eine, besonders wegweisende die, mein erstes Geschäft zu verkaufen. Zu dieser Entscheidung zählte nicht nur, es am Ende gewinnbringend weiterzugeben – sondern auch, es vorab in die richtige Richtung dafür zu führen und es damit überhaupt gut „verkaufbar“ zu machen.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Ich glaube, es gibt einfach Zeiten, in denen man gefühlt jeden Tag eine neue Herausforderung meistern muss. Auch bei mir gab es immer mal wieder Krisen, zum Beispiel, als es bei meinem ersten Unternehmen mit dem Umsatz nicht so gelaufen ist, wie ich mir das vorgestellt hatte. Genauso wenn bei Kund:innen manche Sachen nicht so laufen, wie man sie ursprünglich plant, kann es immer mal wieder eine Herausforderung sein, gut mit schwierigen Situationen umzugehen und Probleme souverän zu meistern. Insgesamt würde ich sagen, dass die finanzielle Krise in meinem ersten Unternehmen eine große Herausforderung war.

Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Beruf, Familie und Freizeit? Welche Unterstützung wünschen Sie sich für eine bessere Vereinbarkeit?

Mit Humor, Gelassenheit und guter Selbstführung gelingt mir dieser Spagat – mal mehr, mal weniger gut. Das Leben verläuft in Wellen und dementsprechend hat man auch mal mehr und mal weniger Freizeit, mal mehr und mal weniger zu tun. Seinen individuellen Weg zu finden, halte ich für nachhaltig.

Klar ist: Ein verlässliches, unterstützendes Umfeld macht es selbstverständlich einfacher, mehreren Verantwortungen gerecht zu werden. Wer das nicht hat, muss sich besonders gut auf sich selbst verlassen können. Außerdem hilft es, in einigen Punkten richtig gut zu werden, zum Beispiel: Zeitmanagement, Prioritäten setzen, Routinen entwickeln, Selbstvertrauen, Gelassenheit und sich gut strukturieren. Menschen und ihre Stärken sind unterschiedlich und viele dieser Dinge lassen sich ganz wunderbar mit Übung erlernen.

Ich persönlich würde mir in unserer Gesellschaft mehr Kommunikation und neue Lösungsansätze über genau dieses Thema wünschen. Die Offenheit Neues auszuprobieren, wenn alle Parteien bereit sind zu sprechen und Lösungen zu entwickeln, dann ist dies auch möglich, leichter umzusetzen.

Wie stehen Sie zum Thema Jobsharing oder Tandem als Lösung für eine bessere Vereinbarkeit?

Bei meinen Firmenkunden im Unternehmen funktioniert das oft sehr gut. Es gibt dabei allerdings auch klare Regeln. Es erfordert sehr viel gute Kommunikation und eine klare Aufgabenverteilung – dann finde ich das Konzept absolut gut und sehe, dass genau das die Vereinbarkeit von Job, Familie und Freizeit wunderbar unterstützt. Sind diese Voraussetzungen allerdings nicht gegeben, hat es in meinen Erfahrungen bisher immer eher zu Konflikten und Missverständnissen geführt. Deshalb ist es sehr wichtig, vorab klare Aufgaben und Grenzen sowie Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten zu definieren.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Aktuell beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema KI und der Frage, wie ich das Ganze gewinnbringend in meinen Arbeitsalltag integrieren kann. Auch für meine Kunden ein spannendes Thema: Wo kann KI die Arbeit erleichtern und wo kann ich meine Kunden dabei unterstützen, KI-Prozesse in ihrem Unternehmen zu implementieren? Wie kann ich optimal dabei unterstützen, dass die Mitarbeiter diese neuen Möglichkeiten positiv annehmen, darin Chancen entdecken und das Ganze anstatt mit Angst vor Jobverlust eher mit Neugier und einem „Oh, damit kann ich es mir an vielen Stellen leichter machen!“ betrachten?

Da wo administrative Aufgaben erleichtert oder abgenommen werden, bleibt natürlich mehr Freiraum für Kreativität oder das Anpassen von Strukturen – wir haben mehr Platz für all das, wofür menschliches Know-how gebraucht wird. Auch kreative Prozesse können von KI-Tools stark profitieren, wenn sie clever eingesetzt werden.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Zum einen freue ich mich immer sehr über das direkte, positive Feedback meiner Kund:innen. Sowohl die Führungskräfte als auch die Mitarbeitenden berichten regelmäßig davon, wie sehr sich ihr Leben durch die Zusammenarbeit zum Positiven verändert hat. Sie berichten über mehr Klarheit, dass sie konsequenter sind, wissen, was ihnen wichtig ist und dass sie genau das dann auch umsetzen können.

Zum anderen sehe ich auch, ohne, dass es ausgesprochen werden muss, die positiven Veränderungen. Ich sehe, dass Führungskräfte und Unternehmer wieder gelassener sind, mehr Spaß an ihrer Arbeit haben und mit neuer Energie und Kraft ihre Projekte gut umsetzen können. Ich sehe es auch an den Ergebnissen der Teams.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen jungen Unternehmerinnen und Unternehmern mitgeben?

Die nötige Portion Gelassenheit, Fokus und Struktur – und immer jemanden an der Seite zu haben, mit dem man im guten Austausch, im Sparring ist. Wir alle brauchen regelmäßig jemanden, der uns ein bisschen fordert, der/die einem die richtigen Fragen stellt, den/die man selber auch fragen kann, wie er oder sie es machen würde. Das kann einem bereits im Vorfeld viele Fehler ersparen. Selbstverständlich lernen wir durch Fehler und es kann auch ein wunderbares Geschenk sein, nicht jeden Fehler selber machen zu müssen, um von der Erfahrung einer anderen Person zu profitieren.

Hat man allerdings selber einen Fehler gemacht, gilt es, daraus zu lernen und das Gelernte beim nächsten Mal auch umzusetzen. Es ist wichtig, das Gelernte mit anderen zu teilen, den Mut zu behalten, vorwärtszugehen und egal, welche Herausforderung auch kommen mag, das Vertrauen in sich selbst zu halten – und weiter aufzubauen. Seien Sie sich immer sicher: Sie finden die passende Lösung!

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt junges Unternehmertum oder geben Young Professionals Rückenwind?

Mein eigenes Unternehmen betrifft das nicht, aber in den Unternehmen, in denen ich beratend tätig bin, haben wir das in verschiedenen Formaten eingeführt. Zum Beispiel gibt es ein Mentorenprogramm, bei dem ein:e erfahrene:r Mitarbeiter:in jemanden begleitet, der oder die noch ganz frisch in dem Bereich ist. Dabei wird auch Wissen über das Unternehmertum weitergegeben. Zudem werden einmal monatlich Austauschrunden angeboten, bei denen die jungen Mitarbeitenden sich zu bestimmten Themen austauschen können. Dies wird von ein oder zwei erfahrenen Personen geleitet, die dadurch auch wiederum über sich hinauswachsen.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von jungen Unternehmerinnen, Unternehmern und Young Professionals im Allgemeinen …

Ich würde mir wünschen, dass es weniger bürokratisch ist, ein Unternehmen zu gründen und das viele Dinge, die dazu gehören, vereinfacht werden – besonders im Hinblick auf die Administration. Es wäre gut, wenn es leichter wäre, Gründungshilfen und -zuschüsse in Form von Mentoring und Coaching direkt von Anfang an dabei zu haben.

Wer war Ihre wichtigste Begleitung auf dem Weg zur Unternehmerin / zum Unternehmer?

Meine Großeltern und Horst Peil, die ich bereits weiter oben erwähnt hatte – sowie meine heutigen Mentor:innen und Coaches, die mich auch noch gut begleiten. Ein starkes Netzwerk und der besagte Austausch gehörten von Anfang an dazu und behalten im Verlauf meiner Karriere die Wichtigkeit für mich. Bei grundlegenden Entscheidungen, die mein Unternehmen sowie mich privat betreffen, ist es für mich absolut sinnvoll, in den Austausch mit den passenden Menschen zu gehen, um deren Meinungen einzuholen und von verschiedenen Perspektiven aus darüber nachzudenken.

Was wird Ihr nächstes Projekt?

Mein aktuellstes Projekt dreht sich darum, eine neue Software in einem Unternehmen einzuführen und vorab erst einmal herauszufinden, welche Software dafür überhaupt die ideale Wahl ist. Die Teams dort arbeiten selbstorganisiert und die Mitarbeiter sollen bei dieser Entscheidung gut mit eingebunden werden. Im Anschluss begleite ich dann die Implementierung. Das ist eines der vielen spannenden Projekte, die ich parallel begleite.

Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?

Ich gehe in die Natur, betätige mich körperlich beim Wandern und mache gerne Sport. Abende in guter Gesellschaft sind eine Wohltat und ein wichtiger Teil. Auch die alltägliche Bewegung durch Wege mit dem Fahrrad schaffen zwischendurch Ausgleich. Um den Fokus im Alltag zu behalten, gehört auch regelmäßige Meditation oder die Sonne zu genießen zu meinem Programm.

Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…

Ich liebe die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Herausforderungen, den Austausch mit anderen Menschen und die nachhaltige Wirtschaftlichkeit fürs Unternehmen. Ich darf Menschen dabei zusehen, wie sie über sich hinauswachsen und sie in diesem Prozess begleiten. Dadurch, dass ich die richtigen Fragen stelle, gelangen meine Kunden zu neuen Erkenntnissen und gehen damit in die Umsetzung. Es bereitet mir viel Freude, diese großartigen Veränderungen mitzuerleben, sowie die Ergebnisse an den Zahlen messbar zu machen.

Infos zur Person

Rebecca Soetebier

  • Jahrgang: 1980
  • Berufsabschluss: zertifizierter Business Coach und Führungskräftetrainer, Diplom Sport, Groß- und Außenhandelskauffrau (IHK)
  • Position: Geschäftsführung
  • Unternehmerin seit 2006
  • Auf LinkedIn vernetzen: https://www.linkedin.com/in/rebecca-soetebier/

Infos zum Unternehmen

Einfach - Empathisch - Erfolgreich für Unternehmer und Führungskräfte
https://www.rebecca-soetebier.de/

  • Gründungsjahr: 2015
  • Branche: Führungskräfte Coaching und Seminare
  • Firmensitz: Bielefeld/NRW
  • Mitarbeitende: Einzelunternehmerin
  • Mitgliedschaft in BVMW-Gremien: BVMW-Kommission Bildung

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