Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Regina Stoiber
Die Geschäftsführerin von Datenbeschützerin GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?
Initialer Antrieb war es, Job und Familie unter einen Hut zu bekommen. In meiner damaligen Festanstellung war eine Führungsrolle mit reduzierter Stundenanzahl und Homeoffice nicht möglich.
Daher hatte ich die Chance in der Elternzeit genutzt und war freiberuflich gestartet. Das Thema Informationssicherheit (IT-Sicherheit & Datenschutz) stand vor 10 Jahren im Vergleich zu jetzt in den Kinderschuhen. Ich habe schon immer gerne viel ausprobiert und auch viel in Coachings investiert, vor allem für Onlinemarketing. Das hat sich bezahlt gemacht. Es lief gut und ich akquirierte Kunden entweder durch persönliche Netzwerke oder durch Onlinepräsenz.
Irgendwann war es zu viel für mich und ich stellte meine erste Mitarbeiterin ein und wandelte die freiberufliche Tätigkeit in eine GmbH um. Seitdem wachsen wir ständig ohne Druck und extern vorgegebene Umsatzziele.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.
Auf keinen Fall würde ich etwas anders machen. Jede Entscheidung war ja zum damaligen Zeitpunkt die richtige und hat dazu beigetragen, dass ich Erfahrungen sammeln konnte. Im Nachhinein etwas anders machen zu wollen, würde bedeuten, ich bereue eine Entscheidung. Auch wenn Konsequenzen im Rückblick vielleicht schmerzhaft waren, dann waren sie die mit den größten Learnings. Dafür bin ich dankbar: Für alles, was ich bisher erfahren durfte und was ich dadurch geworden bin.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Aus meiner jetzigen Sicht sind es zwei Entscheidungen:
Ich treffe die Entscheidungen aus dem Bauch und nicht nach den Fakten. Meistens sehe ich mir fürs gute Gewissen die Fakten an und entscheide dann doch, wie ich möchte. Ich habe aufgehört, bei Neueinstellungen Lebensläufe und Zeugnisse zu lesen. Menschlich muss es für mich und fürs Team passen. Das Gefühl stellt ein und nicht der Notendurchschnitt. So fühlt es sich für mich gut an.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Die größte berufliche Herausforderung ist gerade dieser Umbruch vom sehr kleinen Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern, hin zu 15, 20... Mitarbeitern. Wir sind extrem gut strukturiert und haben für ein so kleines Unternehmen exzellente Prozesse. Trotzdem hängt sehr viel an mir als Person. Das will ich nicht und kann ich nicht mehr leisten.
Ich bin meistens drei bis vier Tage pro Woche ab Mittag bei den Kindern zu Hause, obwohl noch so viel zu erledigen wäre im Büro (was sich nicht immer per Homeoffice regeln lässt). Ich möchte auch die Zeit mit den Kindern zusammen sein, solange sie überhaupt daran noch Interesse haben.
Wir sind dabei, die Abläufe und Prozesse im Unternehmen entsprechend anzupassen, damit ich nicht das Nadelöhr bin, aber das geht nicht in ein paar Tagen.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Seit Jahren beschäftige ich mich mit meiner persönlichen Weiterentwicklung. Dazu mache ich Trainings und nebenberufliche Weiterbildungen. Ein unglaubliches Feld, was ungeahnte Türen öffnet.
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Für die Art und Weise, wie wir sind und arbeiten. Dass wir eben nicht mit dem Finger zeigen und sagen „du musst“. Sondern, dass wir gemeinsam mit dem Kunden einen verständlichen Weg finden, der auch sinnvoll ist.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?
Definiere so genau wie möglich, was du anbietest und worin du gut bist.
Viele machen genau das Umgekehrte. Sie bieten alles an und kommen mit einem „Bauchladen“ auf den Markt.
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Ich denke, der Name „Datenbeschützerin®“ spricht für sich. Ich bin begeistert, welche unglaubliche Expertise wir mit unserem Frauenteam stellen können in dieser doch sehr männerlastigen Domäne. Hier ist Kompetenz in Frauenköpfen, die man so auf den ersten Blick vielleicht gar nicht vermuten würde.
Es hat etwas gedauert, bis sich auch Männer bei uns beworben haben. Es tut aber gut, ein ausgewogenes Team an Männern und Frauen zu haben.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen…
...natürlich, dass das Thema Elternzeit und Elterngeld nicht vom Einkommen abhängig gemacht wird.
Ansonsten geht mir das Thema etwas zu weit. Ich bin nicht der Meinung, dass es weitere Regulierungen zum Thema Frauen in Unternehmen braucht.
Gute Frauen setzen sich durch, das sieht man doch auch jetzt schon. Ein Gesetz für eine Frauenquote wird nicht die Akzeptanz von uns Frauen in Führungspositionen fördern, sondern genau das Gegenteil bewirken.
Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen/Führungskräften?
Ein Buch, dass mich sehr geprägt hat ist von Bronnie Ware „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“. Interessanterweise steht nicht an erster Stelle, dass die Menschen bereuen, zu viel gearbeitet zu haben. An erster Stelle steht, dass die Menschen bereuen, nicht das getan zu haben, was sie selbst wollten, sondern sich immer fremd bestimmen ließen.
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Wenn möglich reisen und mit der Familie unterwegs sein, etwas gemeinsam unternehmen. Sport und Lernen. Ich lerne unglaublich gern (was meine Kinder noch nicht überzeugen konnte, auch so viel Begeisterung dafür zu entwickeln).
Ein guter Tag beginnt für mich mit...
…30 Minuten, die ich allein für mich habe, bevor der Rest aufsteht. 15 Minuten Meditation und ein paar Gedanken zum Tag und für was ich dankbar bin.
Das gemeinsame Familienfrühstück ist Pflicht. Wenn wochentags um 6:30 Uhr nicht alle am Frühstückstisch sitzen, werde ich unangenehm. Das ist Familienzeit, bevor alle in Schule und Arbeit verschwinden.
Wie stehen Sie zum Thema Gendern?
Schön, dass Sie das fragen. Ich finde das unglaublich schlimm und furchtbar.
Wir lassen uns als Frauen damit selbst heruntersetzen. Wir implizieren damit, dass wir nicht genügend Selbstbewusstsein haben, zum Beispiel, um uns mit dem in Deutschland seit Jahrzehnten üblichem Begriff „Mitarbeiter“ zu identifizieren – nur weil wir weiblich sind? Wie peinlich ist das dann?
Wir als Frauen haben die Aufgabe, für uns einzustehen, selbstbewusst zu sein und zu wissen, was wir können. Dann brauchen wir kein affiges Sternchen im Text.
Zudem zeigt es auch auf, dass wir in Deutschland gerade den Blick für das Wesentliche verlieren. In Themen wie Gendern wird so viel Zeit und Geld aufgewendet, obwohl wir alle wissen, dass unser Land momentan andere Themen zu bearbeiten hätte.
Man kann das gut mit Social Media vergleichen. Wir verbringen viel (sinnlose) Zeit unseres Lebens damit, in den Threads in Instagram, LinkedIn oder Facebook zu scrollen. Dieselbe Zeit könnten wir dazu nutzen, um uns weiterzuentwickeln (oder wenigstens andere sinnvolle Dinge zu tun).
Sie merken, bei diesem Thema werde ich sehr emotional. Meine Kolleginnen, mit denen wir dazu gesprochen haben, sehen das übrigens ähnlich. Wir machen mit dem Gendern einer Minderheit einen Hof, wobei der Großteil der Frauen das Thema lächerlich findet.
Was hat Sie während Ihrer Selbstständigkeit/als Führungskraft am meisten überrascht?
Was wir mit der Datenbeschützerin® im Team geschafft haben. Das sprengt meine kühnsten Erwartungen. Es ist so großartig und überragend, zu sehen, wozu wir als Team fähig sind.
Regina Stoiber
Datenbeschützerin GmbH
https://datenbeschuetzerin.de