Sarah Afshari

Sarah Afshari

Themen

Unternehmertum
27.07.2022

Sarah Afshari

Die Geschäftsführerin der DISS-CO GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?

Ich bin immer schon Unternehmerin im Geiste gewesen und habe auf das richtige Thema und das richtige Timing gewartet. Im Jahr 2021 war es endlich so weit. Zu dem Zeitpunkt war die EU Direktive für einen besseren Schutz von Hinweisgebern in Kraft getreten. Es war absehbar, dass die nationale Gesetzgebung folgen würde. Nach etlichen internen Untersuchungen von Compliance Verstößen in Unternehmen als externe Ermittlerin, wovon eine Vielzahl Hinweisgeberfälle waren, hatte ich den Plan eine unmanipulierbare und flexible Plattform zu schaffen, die sowohl die hinweisgebende Person maximal schützt und somit mehr Vertrauen schafft als auch das Unternehmen vor finanziellen Schäden schützt. Denn je mehr Vertrauen in das Compliance-System besteht, desto früher werden Missstände intern aufgedeckt. Ich fasste also den Mut, trotz der privaten Verpflichtungen und der Risiken als Unternehmerin, mit einem Legal Tech Start-up durchzustarten und eine einzigartige Plattform zu entwickeln, die sowohl im Mittelstand als auch im Konzern einsetzbar ist. Meine Vision war, die sicherste und flexibelste Plattform auf dem Markt zu kreieren. Seit der Gründung gab es viele Auf und Abs, wie es wahrscheinlich in allen Start-ups üblich ist. Aber wir, das Entwicklerteam und ich haben es geschafft, diese Plattform zu entwickeln. Seit März sind wir mit der Plattform aktiv am Markt tätig und haben zufriedene Kunden und Partner. Die Plattform ist sogar besser geworden als ich gedacht oder gehofft hatte. Unser Tech Team hat großartige Arbeit geleistet und meine Ideen für die verschiedenen Feature benutzerfreundlich umgesetzt.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?

Ja, sicher. Ich bereue den Schritt keineswegs. Seit der Gründung habe ich eine sehr steile Lernkurve, die immer noch exponentiell steigt. Natürlich habe ich aus mangelndem Wissen über viele Themen in der Gründungsphase Fehler gemacht und auch viel Lehrgeld bezahlt. Trotzdem würde ich diese Entscheidung genauso wieder treffen. Das Einzige, was ich bereue, ist diesen Schritt nicht etwa ein Jahr früher unternommen zu haben.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als die Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Die Entscheidung unseren CTO, Ali Eghbali einzustellen, war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Er brachte nicht nur seine enorme Erfahrung mit, sondern ist auch ein kluger Kopf und innovativ. Er stieg zunächst Teilzeit ein, um mich beim Einstellen von Entwicklern zu unterstützen. Ich habe mit Hiring von Techmitarbeitern sehr viel Zeit verbracht und nicht immer die richtige Entscheidung getroffen. Sehr schnell wurde mir klar, dass die richtige Besetzung der Position des CTOs kriegsentscheidend ist. Ali wurde nach kurzer Zeit unersetzbar im Team und er hat die richtigen Teammitglieder gefunden. Insgesamt funktionieren wir sehr gut und schaffen viel.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv? (Bspw. Digitalisierung etc.)

Derzeit beschäftigen wir uns mit der Weiterentwicklung unserer Plattform und der Einbindung der Blockchain Technologie. Wir haben realisiert, dass unmanipulierbare Informationsketten und die gleichzeitig notwendige Datenschutzkonformität (Löschbarkeit von Informationen) mit traditionellen Entwicklungsmethoden nicht vollständig umgesetzt werden kann. Es war Schicksal, dass gerade unser CTO Blockchain Experte ist. Wir haben das Problem erkannt und ein Konzept zur Weiterentwicklung der Plattform erstellt. Sobald die Testphase abgeschlossen ist, möchten wir dieses Feature auch als optionales Modul zur Verfügung stellen. Bisher haben die befragten Unternehmen und Experten positiv auf die Idee reagiert. Wir sind sehr gespannt auf den Launch unserer Blockchain-basierten Smart Integrity Platform 2.0

Welche Botschaft möchten Sie anderen Unternehmerinnen mitgeben?

Meine einzige Botschaft ist: Wenn Ihr eine gute Idee habt und davon überzeugt seid, dann verfolgt sie und lasst euch von negativen Stimmen und Bedenkenträgern nicht entmutigen. Habt keine Angst zu scheitern.

Was schätzen Sie am Verband Der Mittelstand. BVMW besonders?

Der Verband unterstützt mit einem breiten Spektrum von Mitgliedern aus verschiedenen Branchen. Ich halte persönlich viel vom Format Entscheiderforum, das mir durchaus wertvolle Tipps und sogar eine neue Partnerschaft gebracht hat.

Weitere Ideen? Gibt es noch ein Thema, welches Sie gern einbringen möchten?

Leider sind weibliche Gründerinnen im Technologiesektor noch schwach vertreten. Ich ermutige junge Frauen, Entwicklerinnen, Ingenieurinnen und auch Frauen aus anderen Branchen, den Mut für eine Gründung aufzubringen. Schreibt eure Ideen nieder und sprecht Gründer einfach über den BVMW oder über die Social-Media-Plattformen an. Ihr findet über die Gründerszene wertvolle Tipps und Ansprechpartner. Ich habe mich gewundert, wie viele mir unbekannte Personen bereit waren, mich zu unterstützen. Insbesondere das Netzwerken spielt bei der Gründung eine große Rolle. Sucht Gefährten und starke Partner, die das Knowhow abdecken, die Ihr nicht mitbringt.

Ich habe seit der Gründung starke Frauen im Techbereich getroffen. Diese seltenen Exemplare trefft Ihr zum Beispiel auf den „Women in Tech” Konferenzen, z.B. in Amsterdam.

Infos zur Person

Sara Afshari

  • Jahrgang: 1979
  • Abschluss: Master of Arts (Kriminologie), Dipl. Kauffrau, Certified Data Protection Officer
  • Selbstständig seit 2021

Sarah Afshari ist die Erfinderin der Smart Integrity Platform und Gründerin der DISS-CO, einem Tech- und Beratungsunternehmen, das sich auf flexible digitale Lösungen für Risiko, Governance und Compliance konzentriert. Sie verfügt über mehr als 18 Jahre Erfahrung in der Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität. In ihrer Funktion als Direktorin einer „Big Four”-Gesellschaft war sie für internationale Ermittlungen und Compliance-Audits zuständig. Als Compliance Officer eines börsennotierten Bauunternehmens verbesserte sie das Compliance-Management-System und war für interne Ermittlungen zuständig.

Insgesamt ermittelte sie mehr als 300 Fälle, darunter öffentlichkeitswirksame Whistleblowing Fälle, Betrugsdelikte, Geldwäsche, Bestechungen und andere Wirtschaftsdelikte. Sie war als Drehkreuz zwischen den hinweisgebenden Personen, den Betroffenen, dem Management, den Ermittlungsbehörden, externen Anwälten und Beratern sowie dem Betriebsrat und den Gewerkschaften tätig. 2021 gründete sie die DISS-CO zunächst als reines Softwareunternehmen und fügte später die Beratungssparte hinzu.

Die DISS-CO steht für einen besseren Schutz von Unternehmen und hinweisgebenden Personen, die frühzeitige Erkennung von Risiken und die Reduktion von Schäden für die Opfer, die unter anderem Anleger, Gesellschafter, Mitarbeiter und auch die Verbraucher sein können.

Infos zum Unternehmen

DISS-CO GmbH

  • Gründungsjahr: 2021
  • Branche: Technologie
  • Firmensitz: Hamburg
  • Mitarbeiter:innen: 8

https://diss-co.tech/de/

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