50 Jahre Bundesverband Mittelständische Wirtschaft - Werte & Wohlstand
Ulrike Luz
Die Partnerin und Mitglied der Geschäftsführung der VBLP GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin und Führungskraft zu werden?
Die Leidenschaft für die Frage: „Welcher Beruf passt zu mir?“ hat mich immer angetrieben. Seit meinem Studium berate ich Menschen zu den Fragen: Was will ich? Was kann ich? Was macht mich persönlich aus? Was motiviert mich? Und welcher Job passt dann zu mir? Wo und wie finde ich ihn?
Zuerst als Personalberaterin, dann als Unternehmerin und nun als Führungskraft.
Unternehmerin seit 2003: Im Rahmen meiner Tätigkeit als Personalberaterin haben wir regelmäßig Potentialanalysen und Management Audits entwickelt und durchgeführt. Dabei ist mir aufgefallen, dass regelmäßig geäußert wurde, dass man rückblickend gerne ein anderes Studium aufgenommen oder einen anderen Weg eingeschlagen hätte. Teilweise völlig andere Richtungen: ein Controller wäre lieber Architekt geworden; ein Ingenieur rückblickend lieber Arzt. Das war der Impuls für die Gründung von meinem eigenen Unternehmen Karriere Kompass im Jahre 2003 – einem Institut für Begabungsanalyse und Ausbildungs-, Studien- und Berufsberatung. Denn der richtige Zeitpunkt für die Klärung dieser Frage ist kurz vor dem Schulabschluss – genau hier setzt mein Konzept an.
Führungskraft seit 2018: Nachdem ich viele Jahre Karriere Kompass gemanagt habe, wollte ich gerne mein Know-how in der Newplacement-Beratung weiterentwickeln und bin 2015 als freie Beraterin bei VBLP eingestiegen. Dort habe ich mich über die Station als festangestellte Beratungsleiterin zur Partnerin und Mitglied der Geschäftsleitung weiterentwickelt. Heute arbeite ich 4 Tage in der Woche angestellt bei der VBLP GmbH und 1 Tag berate ich weiterhin junge Menschen auf Ihrem Weg in ihre berufliche Zukunft.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?
Ein paar Jahre in einem mittelständischen Unternehmen wären sicherlich eine gute Lernphase gewesen und auch einen Auslandsaufenthalt hätte ich gerne wahrgenommen, aber die Arbeit für und mit Menschen und deren Berufungsfindung würde ich immer wieder wählen.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Die Entscheidung, zu studieren. Ich komme aus einer Familie mit 7 Kindern, wir sollten alle studieren, jedoch selbstfinanziert. Ich habe Wirtschaftswissenschaften an der Goethe Universität in Frankfurt studiert. Ich habe parallel gearbeitet und studiert, was eine sehr spannende aber auch fordernde Lernphase für mich war. Durch diverse Tätigkeiten und Gespräche kam ich schnell in die Personalberatung und habe dort als Researcherin sehr viel über Strukturen, Lebensläufe und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten gelernt – was rückblickend meine Berufswahl stark geprägt hat.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Familie und Beruf zu managen. Homeoffice war damals keine Option. Als Personalberaterin bin ich sehr viel gereist und es war kaum möglich, eine gute Balance zwischen Full-Time-Job und Familie zu finden. Deshalb war die Gründung meiner eigenen Unternehmung „Karriere Kompass“ 2 Jahre nach der Geburt unseres ersten Sohnes der richtige Schritt.
In dieser Zeit habe ich mit einer Freundin für einige Jahre sogar einen Kinderladen übernommen, um den Zeitraum bis zum Kindergarten gut zu überbrücken und so flexibel und eigenverantwortlich für eine optimale Kinderbetreuung sorgen zu können.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Den Nutzen und die Grenzen von KI sinnvoll in unserer Beratung einzusetzen. Die Herausforderung ist hier, das richtige Maß zu finden – denn die persönliche, menschliche Beratung steht im Mittelpunkt bei VBLP. Aber die KI hilft uns bei vielen administrativen und organisatorischen Prozessen. Sehr spannend!
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Durch das Team, meine Kolleg:innen sind einfach großartig und durch positives Feedback unserer Kund:innen und Klient:innen.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?
Mutig sein, durchhalten und Mentoren suchen für alle Themen, die wichtig für den Erfolg der Unternehmung sind. Und immer die wesentlichen Fragen im Blick haben: Was wünscht sich mein Kunde / meine Kundin? Wie erfährt er oder sie von meinem Angebot?
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Die Frage müsste eigentlich meinem Team gestellt werden. Wir sind überwiegend Frauen im Büro, vor allem berufstätige Mütter. Freiräume in Sachen Arbeitszeit und -ort sind für uns selbstverständlich, sowie ein großer Handlungs- und Gestaltungsspielraum. Gleichzeit wird bei VBLP Teamgeist sehr gelebt. Als Führungskraft achte ich darauf, dass ich wertschätzendes Feedback gebe, die Potenziale im Blick habe und fördere. Fehler sind kein Problem, Ideen und Vorschläge sehr gerne gesehen und Weiterentwicklung der einzelnen Mitarbeitenden auch sehr wichtig. Unsere Aufgaben entwickeln sich stetig weiter – immer ausgerichtet auf die Kund:innen – da müssen wir uns ständig mit weiterentwickeln. Auf jeden Fall kann ich sagen, dass die berufstätigen Mütter in unserem Team sehr effizient arbeiten, top organisiert sind und wir ein herzliches und freundschaftliches Miteinander pflegen.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen ...
Eine bessere Betreuung von Kindern ganz allgemein – damit meine ich nicht zeitlich, sondern inhaltlich. Unser Schulsystem muss unbedingt reformiert und modernisiert werden – derzeit müssen Mütter in ihrer Freizeit noch dafür sorgen, dass die Kinder in dem System klarkommen und mit ihnen viel für die Schule lernen und organisieren. Das ist kaum zu leisten.
Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen/Führungskräften?
Anja Henningsmeyer: „Denn Sie wissen, was sie tun. Wie Frauen erfolgreich verhandeln – tolle Impulse und Einblicke!“
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Am liebsten durch Bewegung in der Natur, Mountainbiken, Spaziergänge mit dem Hund und gute Gespräche mit Freunden.
Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?
Fundierte Recherche zu Unternehmen und Ansprechpartnern, Vorbereiten der benötigten Unterlagen, passendes Team für den Termin zusammenstellen, gutes Briefing und 3x tief durchatmen.
Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?
Ein belastbares Netzwerk benötigen wir sowohl beruflich wie privat und es muss gut gepflegt werden. Denn Netzwerken bedeutet unterstützen und zurückbekommen. Frauen pflegen ihr Netzwerk intuitiv, da sie es brauchen, um ihren durch Familie und Beruf herausfordernden Alltag gemanagt zu bekommen.
Durch die gemeinsamen Herausforderungen entstehen oftmals kreative und innovative Ideen und neue Perspektiven. In meinem Umfeld nehme ich die Frauen als sehr offen, kreativ und teamorientiert wahr.
Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…?
Bei VBLP ist jede Beratung eine Erfolgsgeschichte für die Karriere oder berufliche Neuorientierung. Es ist einfach wunderbar, diese Entwicklung zu begleiten und trotz der schwierigen Startposition – viele verlieren ja erst mal unfreiwillig ihren Job und müssen sich nun beruflich neuorientieren – mit unserer Unterstützung meist einen spannenden neuen Job zu finden. Feedback unserer Klient:innen wie: „Die Beratung hat mir viel Mut gegeben und mir meine Möglichkeiten erst bewusstgemacht.“ oder „Ich wusste gar nicht, dass Arbeiten so viel Spaß machen kann.“ sind für unser gesamtes Team und mich immer wieder eine große Freude!
Ulrike Luz
VBLP GmbH
https://www.vblp.de