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Erfahren Sie, warum es sich laut der Kommission Unternehmensnachfolge lohnt, Frauen in der Unternehmensnachfolge stärker zu berücksichtigen.
Bis 2026 drohen 190.000 Unternehmen aufgrund fehlender Nachfolgekandidatinnen und -kandidaten aus dem Markt auszutreten. Eine Ursache dafür ist, dass das Potenzial von Frauen in der Nachfolge weiterhin nicht voll ausgeschöpft wird. Erfahren Sie, warum es sich laut der Kommission Unternehmensnachfolge (ehemals Expertenkreis Unternehmensnachfolge) lohnt, Frauen in der Unternehmensnachfolge stärker zu berücksichtigen.
Während sich in Unternehmen Konzepte für Diversität und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Mitarbeitende weiterentwickeln, werden lediglich 8,3 Prozent der 100 größten Familienunternehmen von Frauen geführt. Besonders im Kontext der steigenden Zahl an Unternehmen, die in den nächsten Jahren zur Übergabe anstehen, ist das Thema Frauen in der Nachfolge unumgänglich.
In Deutschland sind Töchter in der familieninternen Unternehmensnachfolge noch immer die Ausnahme. Meistens ist weiterhin der Sohn die erste Wahl. „Wir haben bei der deutschen Unternehmerbörse (DUB) die Wahrnehmung, dass die Nachfolgeinteressierten nur zum geringen Teil weiblich sind“, so Ayse Mese, Geschäftsführerin der DUB und Mitglied der BVMW-Kommission Unternehmensnachfolge. Auch die Art der Nachfolge spielt eine Rolle: „Die weibliche Übernahme sehen wir in unseren Projekten leider äußerst selten und in der Regel nur im Rahmen einer internen Nachfolge“, so Gerlinde Baumer, Geschäftsführerin von omegaconsulting und ebenfalls Mitglied der BVMW-Kommission.
Insgesamt hat die mangelnde Berücksichtigung von Frauen in der Unternehmensnachfolge aber nicht nur eine rein unternehmerische Ursache, sondern ein gesamtgesellschaftliches. Noch immer ist in Deutschland eine Diskriminierung von Frauen im Arbeitsleben zu sehen, was auch die Karriereplanung und das Interesse an einer Unternehmensnachfolge stark beeinflusst. Besonders die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder müssen dafür in Deutschland ausgebaut werden. Beispiel Betreuungsmöglichkeit: Ist die Betreuung der Kinder gesichert, können Frauen Karriere und Familie besser vereinen. Wie stark die Nachfolge gesellschaftlich geprägt ist, zeigt sich in der Branchenverteilung: Nach wie vor findet diese eher in frauendominierten Bereichen wie in Pflege und Dienstleistungen statt.
Dass es aber auch anders geht, zeigt der Blick in andere Länder. „Mittlerweile ist es nicht mehr zu verneinen, dass die Gesellschaften in anderen Ländern schon sehr viel weiter sind“, berichtet Roman Wolkowski, Partner bei Capstan Corporate Finance und stellvertretender Vorsitzender der BVMW-Kommission aus seinem Arbeitsalltag. So gebe es bereits Gesellschaften, in denen die Nachfolge durch die Tochter völlig normal ist. Auch in der internationalen Zusammenarbeit würde dieser Unterschied zu Deutschland häufig auffallen: Deutsche Teams seien überwiegend männlich besetzt, während sie in anderen Ländern bereits diverser aussehen.
Auch in den eigenen Erfahrungen unserer Expertinnen, die die Nachfolge angetreten haben, gab es schwierige Situationen. So erzählt Gerlinde Baumer von Situationen mit externen Einheiten wie Banken oder Verwaltungen, in denen sie als Doppelspitze in der Geschäftsführung mit ihrem Ehemann nicht oder kaum als solche wahrgenommen wurde. Dass Frauen sich in der Unternehmensnachfolge auf solche oder ähnliche Situationen vorbereiten müssen, bestätigen auch die anderen Expertinnen. Es ist jedoch gleichzeitig auch Ansporn sowohl für die Kommission als auch für den gesamten BVMW, das Thema weiterhin präsent zu halten und eine Veränderung der Umstände zu bewirken.
Einen Beitrag dazu leisten die Tipps, welche die Expertinnen und Experten der Kommission Unternehmensnachfolge an Nachfolger:innen haben.
Alle Expert:innen berichteten von anfänglicher Skepsis bei Ihren Gesprächspartnerinnen und –partnern. Diese legte sich zwar bei allen mit der Zeit, doch: „Stellt Euch darauf ein, dass man Euch eventuell anders begegnet. Bereitet Euch darauf vor und geht Euren Weg fokussiert und überzeugt weiter“, so der Appell von Jeannette Peters, Gründerin von JPeters Consult und Co-Vorsitzende der BVMW-Kommission.
Als wohl wichtigster Rat wurden das Netzwerken und der Austausch mit anderen Frauen in ähnlicher Lage genannt. Das betreibt der BVMW bereits mit vielen regionalen Networking Events speziell für Frauen.
Ein weiterer wesentlicher Schritt ist die Vorbereitung des gesamten Umfelds (Familie, Unternehmen, Freunde) auf die bevorstehenden großen Veränderungen. Dieses Umfeld sollte auch durch externe Berater ergänzt werden, da die Unternehmensnachfolge ein komplexer Prozess ist.
Hoffnung auf Besserung der Lage in der Unternehmensnachfolge bereitet den Expertinnen und Experten der demographische Wandel. Durch den Fachkräftemangel in Deutschland werden immer mehr Frauen am Arbeitsmarkt in der Nachfolge benötigt. Das Angebot an Nachfolgern ist bereits knapp, bei Frauen besteht noch unausgeschöpftes Potenzial. Dieses Potenzial heißt es für mittelständische Unternehmen nicht nur zu erkennen, sondern auch aktiv in der Nachfolge zu nutzen.
Insgesamt wurde der Appell an mittelständische Unternehmen gerichtet, die Voraussetzungen zu schaffen, dass Frauen sich verstärkt in die Nachfolge wagen. Was genau das beinhaltet, erfahren Sie in unserer WebImpuls-Aufzeichnung zum Thema „Unternehmensnachfolge durch Frauen – Expert:innendiskussion zum Weltfrauentag“ vom 07.03.2023. Dort haben unsere Expertinnen und Experten über Ihre Erfahrungen bezüglich der weiblichen Nachfolge berichtet und hilfreiche Tipps gegeben. Hauptthema waren die Unterschiede, die Frauen und Männer in der Nachfolge erleben. Zudem gaben sie Einblicke in die gesellschaftlichen Hintergründe der weiblichen Nachfolge.