Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Vera Kissner
Die Geschäftsführende Gesellschafterin der Internatsschule Lucius im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?
Ich bin meiner Mutter in die Unternehmensleitung gefolgt.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen?
Ja, auf jeden Fall, aber ich würde mich intensiver und umfassender vorbereiten.
Oder würden Sie etwas anders machen?
Tatsächlich würde ich grundsätzlich nichts anders machen.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Die wegweisendste Entscheidung war sicher die Entscheidung, mir gute Berater:innen an die Seite zu stellen und daraus habe ich auch am meisten gelernt.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Das ist für mich schwer zu beantworten, es gab im Laufe der letzten 40 Jahre zu viele Herausforderungen.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Zur Zeit bin ich sehr viel unterwegs, um unsere Internatsschule bekannter zu machen und ich beschäftige mich intensiv damit, wie man die bestehenden Vorurteile gegenüber Internaten auflösen, verringern kann.
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Auf jeden Fall durch die Schülerinnen und Schüler und ebenso viel von unseren Angestellten, und natürlich dadurch, dass unsere Schule nachgefragt wird und meine Arbeit im PR und Marketing sich gelohnt haben.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?
Sich möglichst gut und intensiv auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten, Fragen zu stellen, neugierig zu sein und zu bleiben.
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Wir bemühen uns sehr, den Wünschen der bei uns angestellten Frauen bezüglich ihrer Arbeitszeit und Elternzeit zu entsprechen. Des Weiteren fördern wir Fortbildungen, die Frauen empowern. Da wir eine rein weibliche Führungsleitung sind, und für uns viele selbstverständlich für eine Frau zu sein scheint, sollten wir uns in diesem Punkt vielleicht kritischer hinterfragen, fällt mir gerade auf. Nächstes Projekt!
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen…
…viel, viel mehr Engagement für Frauen in Form von Schaffung ausreichender Kita- und Ganztagsplätzen mit gut ausgebildeten und gut bezahlten Mitarbeiter:innen und auch das Sichtbarmachen von frauengeführten Unternehmen.
Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen/Führungskräften?
„Wer wir waren“ von Roger Willemsen. Sehr inspirierend und ein wunderbarer, eloquenter Blick aus der Zukunft in das Hier und Heute. Das Buch erdet.
Wer hat Sie am meisten inspiriert und warum?
Sicher die Diziplin und die stete Schaffenskraft meiner Mutter und die meiner Vorfahr:innen.
Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Mit meinem Mann und meinen Kindern Zeit zu verbringen, Spaziergänge mit unserem Hund; Freunde treffen und Reisen.
Was wäre der Soundtrack zu Ihrem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?
„Volle Kraft voraus“ von Söhne Mannheims
Ein guter Tag beginnt für mich mit…
…Sonne und Kaffee, gerne in der Natur.
Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?
Informieren, Inhalte strukturieren
Wer war Ihre wichtigste Begleitung auf dem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?
Eine systemische Coachin
Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?
Es ist die Basis für gute Beziehungen zu den Unternehmen in der Region, gibt Anregungen und wichtige Informationen. Geschäftsbeziehungen können entstehen, aber auch nur gute und informative Gespräche. Ich würde sagen, ohne Netzwerk geht es heute nicht!
Was macht Sie zu einer guten Chefin?
Dass ich einen Blick dafür habe, wie es jemandem geht, meine Empathie, und dass ich mich in viele Situationen hineinversetzen kann.
Was wird Ihr nächstes Projekt?
Das Thema Nachhaltigkeit weiter in unserem Unternehmen einbinden
Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…
…, dass ich mit vielen Menschen unterschiedlichen Alters zusammenarbeiten kann und dass wir als Internatsschule jungen Menschen auf ihrem Weg in das Erwachsenenleben neben einer guten Schulbildung viele wichtige Werte und Eigenschaften vermitteln und mitgeben.
Was haben Sie von Ihrem Team gelernt?
Struktur
Gibt es eine Frage, die Sie gern einem Politiker oder einer Politikerin stellen würden? Wem würden Sie diese Fragen stellen?
Prinzipiell würde ich gerne wissen, warum nicht mehr und lauter, mit viel mehr Empörung, Stellung bezogen wird, gegen die zunehmenden rechtsradikalen Tendenzen in unserer Gesellschaft und weshalb nicht mehr für die Demokratie und dem europäischen Gedanken getan wird. Diese Fragen sollte alle in höchstem Maße interessieren.
Wie stehen Sie zum Thema Gendern?
Wichtig und gut, aber nicht um jedes Wort diskutieren
Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?
Ich wollte gerne Kamerafrau werden.
Was hat Sie während Ihrer Selbstständigkeit/als Führungskraft am meisten überrascht?
Wie intensiv ich mich mit meinem Unternehmen identifiziere und wie sehr mir das Wohlergehen der Mitarbeiter:innen am Herzen liegt.
Vera Yvonne Kissner M.A.
Internatsschule Lucius
www.internat-lucius.de