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20.09.2024

Vollständige Testimonials unserer Mitglieder zur Agenda 2025+

Autorin: Gertrud Hilser
Testimonial mit Aussage von Thiemo Fojkar

Agenda 2025+ - Arbeitskräfte- und Produktivitätspotenziale nutzen und ausweiten

Der demografische Wandel birgt ohne externe Einflüsse wie Migration und steigende Erwerbsquoten bis 2035 die Gefahr eines Rückgangs des Arbeitskräfteangebots um sieben Millionen Personen. Dieser Abnahme kann durch verschiedene Maßnahmen entgegengewirkt werden.
Diese Aussicht auf eine demografische Schrumpfung des Erwerbspersonenpotenzials lässt sich durch erfolgreiche Umsetzung verschiedener Maßnahmen kompensieren. Um das Bevölkerungswachstum langfristig zu beeinflussen, sind Faktoren wie umfassende Kinderbetreuungsangebote, partnerschaftliche Aufgabenteilung, flexible Arbeitsmodelle und familienpolitische Unterstützung entscheidend. Planbare Rahmenbedingungen und effektive Krisenpolitik können ebenfalls die Anzahl der Neugeburten in Deutschland positiv beeinflussen, indem sie Unsicherheiten für junge Familien reduzieren.

Der BVMW fordert somit die Arbeitskräfte- und Produktivitätspotenziale zu nutzen und auszuweiten. Er empfiehlt daher die Erwerbstätigkeit von Frauen zu erleichtern, Produktivitätspotenziale zu erschließen und an Lebensphasen anpassen, die gesteuerte Zuwanderungspolitik umzusetzen, flexible Arbeitszeitmodelle zu etablieren und eine proaktive Qualifizierungspolitik zu realisieren.

2 Fragen an unser Mitglied Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender des Internationaler Bund (IB) zur Agenda 2025+:


Wie sehen Sie die aktuelle Arbeitskräftesituation mit Blick auf die Zukunft von Unternehmen?
Fojkar: “Der demografische Wandel stellt die Unternehmen vor riesige Herausforderungen. Hier muss dringend durch innovative Maßnahmen gegengesteuert werden.”

Welche Maßnahmen sollten aus Ihrer Sicht ergriffen werden, um die Situation zu verbessern?
Fojkar: “Die Erwerbsquote von Frauen muss erhöht, die Qualifizierung von Arbeitsuchenden optimiert und bei der Zuwanderung von qualifizierten oder zu qualifizierenden Fachkräften muss dringend nachgebessert werden.”

Bild Testimonial

Agenda 2025+ - Den globalen Wettbewerb um Technologieführerschaft annehmen, Innovationen fördern und Leitmärkte etablieren

Die Herausforderung der Technologieführerschaft anzunehmen und Leitmärkte aufzubauen, ist von entscheidender Bedeutung für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung, die Fähigkeit, globale Standards zu setzen und darüber internationale Märkte zu erschließen.

Der BVMW fordert den globalen Wettbewerb um Technologieführerschaft anzunehmen, Innovationen fördern und Leitmärkte zu etablieren. Er empfiehlt daher die digitale Infrastruktur zur internationalen Spitzenposition auszubauen, Datenrecht und Cybersicherheit unternehmensfreundlich zu entwickeln, Start-ups und Innovationen zu fördern, digitale Ressourcen und Kompetenzen zu fördern, einen regulatorischen Rahmen für künstliche Intelligenz innovationsfreundlich umzusetzen, internationale Netzwerke und Kooperationen aufzubauen, Technologietransfer zu fördern und die Bürokratie für Forschungs- und Entwicklungsprojekte abzubauen.

2 Fragen an unser Mitglied Nathalie-Lorena Kletti, Geschäftsführerin der MPDV Mikrolab GmbH zur Agenda 2025+:

Wie sehen Sie die aktuelle technologische Situation mit Blick auf die Zukunft Ihres Unternehmens bzw. Ihrer Branche?

Kletti: “Aktuell sehen wir als Experte für Softwarelösungen für produzierende Unternehmen in der Fertigungsindustrie einen stetig wachsenden Bedarf an Digitalisierung und Automatisierung. Die technologischen Fortschritte bieten uns eine einmalige Gelegenheit, die Effizienz, Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit von Produktionsprozessen erheblich zu verbessern. Allerdings steht die Branche vor großen Herausforderungen, insbesondere wenn es darum geht, bestehende Strukturen in Richtung einer Smart Factory zu transformieren. Nur durch konsequente Investitionen in moderne Softwarelösungen und digitale Technologien können wir die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im globalen Kontext langfristig sichern.”

Welche Maßnahmen sollten aus Ihrer Sicht ergriffen werden, um diese Situation zu verbessern?

Kletti: “Es ist unerlässlich, dass die Bundesregierung Rahmenbedingungen schafft, die Innovationen fördern und den Technologietransfer in die Industrie beschleunigen. Dazu gehört insbesondere die Unterstützung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten sowie die Förderung von Kooperationen zwischen Unternehmen und Hochschulen. Gleichzeitig müssen wir den Zugang zu digitalen Technologien für Mittelständler erleichtern und Bildungsinitiativen stärken, um Fachkräfte auf die Herausforderungen der Industrie 4.0 vorzubereiten. Nur so kann Deutschland seine Position als Technologieführer behaupten und Leitmärkte für die Zukunft etablieren.”

Testimonial von Cordula Schulz

Agenda 2025+ - Gesellschaftliches Klima für Innovationen und Unternehmertum schaffen

Eine soziale Marktwirtschaft lebt von Anstrengung und Optimismus. Sie benötigt dafür ein entsprechendes gesellschaftliches Klima, eines, das produktiv und innovativ mit Veränderung umgeht. Veränderung wiederum braucht Unternehmerpersönlichkeiten. Das Image des Unternehmertums hat in den letzten Jahrzehnten stark gelitten. Das macht sich unter anderem daran bemerkbar, dass immer mehr wettbewerbsfähige Unternehmen im Mittelstand weder innerhalb noch außerhalb der Familie Nachfolger finden.

Der BVMW fordert ein gesellschaftliches Klima für Innovation und Unternehmertum zu schaffen. Er empfiehlt daher die Bildungsinhalte zu Markt und Entrepreneurship zu stärken, digitale Bildung zu fördern, das Programm “Ausbildung 4.0” zu etablieren, kooperative Forschung von Unternehmen und Wissenschaft stärker zu fördern und die Bedeutung sowie die Wahrnehmung vom Unternehmertum in der öffentlichkeit besser zu vermitteln. .

2 Fragen an unser Mitglied Cordula Schulz, Geschäftsführerin Schulz Flexgroup GmbH zur Agenda 2025+:

Wie sehen Sie das aktuelle gesellschaftliche Klima für Innovation und Unternehmertum mit Blick auf die Zukunft Ihres Unternehmens bzw. Ihrer Branche?

Schulz: “Mit meinem Unternehmen bin ich in einem hochreglementieren Marktsegment tätig. Wir unterliegen strengen branchenspezifischen Regularien, z. B. für pharmazeutische Primärverpackungen. Zunehmend werden wir mit Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien bürokratisch hoch belastet. Trotz der oft mittelstandsfeindlichen Politik bleiben wir dem Standort Deutschland treu, aber wir vertrauen nicht auf staatliche Förderungen oder Subventionen. Investitionen in moderne Maschinen, in Digitalisierung und Automatisierung stemmen wir aus eigener Kraft, weil wir ihre Notwendigkeit sehen und uns zukunftssicher positionieren.

Es gibt unter uns Mittelständlern so viele glänzende Beispiele erfolgreicher Unternehmen, aber nur wenige sind wirklich sichtbar. Kein anderes Land hat so viele Hidden Champions wie Deutschland. Mit meinem beruflichen und ehrenamtlichen Engagement möchte ich dazu beitragen, dass sich das ändert, insbesondere für weibliche Industrieunternehmerinnen.”

Welche Maßnahmen sollten aus Ihrer Sicht ergriffen werden, um diese Situation zu verbessern?

Schulz:

  • Bildungsgerechtigkeit herstellen, Karrierechancen müssen unabhängig von der sozialen Herkunft sein

  • der „Verdrängung des Mittelstands aus der Politik" entgegenwirken*

  • dem Fachkräftemangel wirksam gegensteuern, z.B. indem Berufsabschlüsse aus dem Ausland anerkannt werden

  • Bürokratieaufwand abbauen, z.B. bei der Einwanderung von Fachkräften aus dem Ausland

  • Energiekosten und Unternehmenssteuern senken

  • den Hochlohnstandort und das Hochsteuerland Deutschland wieder wettbewerbsfähig machen

  • den Wertekanon ändern: Leistung muss wieder zu einem Wert werden und sie muss sich lohnen

  • statt zu jammern, zu klagen und sich zu beschweren lieber die Ärmel hochkrempeln und dort anpacken, wo es gebraucht wird

Testimonial des Mitglieds Hans-Uwe Berger

Agenda 2025+ - Standortpolitik

Wirtschaftspolitik ist immer auch Standortpolitik.

Die Rahmenbedingungen eines Wirtschaftsstandorts haben direkten Einfluss auf die Investitionsbereitschaft und die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Somit sind für den Mittelstand diese Standortbedingungen ebenso zentral wie eine offene und global integrierte Wirtschaft. Ein funktionaler Welthandel und die erfolgreiche Positionierung der deutschen Volkswirtschaft sind ein Kernanliegen mittelständischer Unternehmen, die meist lokal produzieren und global denken. Stabile wirtschaftliche Bedingungen, klare Regulierung, schnelle Planungs- und Genehmigungsverfahren und eine funktionale Infrastruktur schaffen ein Umfeld, das Unternehmen am Standort hält, Investitionen aus dem Ausland anzieht und somit Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand steigert.

Der BVMW fordert somit die Standortpolitik für den Mittelstand im nationalen Wettbewerb zu gestalten und empfiehlt daher Körperschaftssteuern zu senken, “Superabschreibung” für Investitionen zu ermöglichen, Fremd- und Eigenkapital steuerlich gleichwertig zu behandeln, Privates (Risiko-) Kapital für die Zukunft zu mobilisieren und den institutionellen Rahmen effizient zu gestalten.

2 Fragen an unser Mitglied Hans-Uwe Berger, Geschäftsführer der AUTEC GmbH & Co. KG zur Agenda 2025+:

Wie sehen Sie die aktuelle nationale Standortpolitik mit Blick auf die Zukunft Ihres Unternehmens bzw. Ihrer Branche?

Berger: "Unser Unternehmen ist im weiten Sinne Teil der Automobilbranche, wenn auch ausschließlich mit Tätigkeiten im Aftermarkt und somit ein wenig unabhängiger von aktuellen, konjunkturellen Geschehnissen auf der Ebene der Fahrzeughersteller oder der Unternehmen im OE-Bereich. Die wirtschaftlichen Erfolge dieser Ebene sind jedoch langfristig ein wesentlicher Teil für den gesunden Bestand dieses in Deutschland wichtigen Wirtschaftszweiges, der derzeit durch mehrere Bestandteile der Standortpolitik gefährdet ist."

Als wesentliche negative Einflüsse zu nennen sind:

  • Verschlossenheit anstelle technologischer Offenheit in der Entwicklung alternativer Antriebe, sowie damit einhergehender Verlust von Lösungen, die den unterschiedlichen Bedürfnissen verschiedener Regionen und Bestandteilen der Gesellschaft so nicht gerecht werden kann.
  • Eindimensional gestaltete Subventionen z.B. für den Kauf von Elektrofahrzeugen, die schon zur Abschöpfung der Mittel an einem Glied der Wertschöpfungskette einladen und damit die tatsächliche Entwicklung von Lösungen der Transformation - so insbesondere die viel mehr benötigte Ausbau der erforderlichen Infrastruktur - behindern.
  • Eine allgemein breite Unsicherheit und fehlende Planbarkeit durch kurzfristigen Aktionismus in vielen, parallel laufenden Teilen des politisch-gesellschaftlichen Gestaltungsraums.
  • Behinderungen durch übertriebene Einschränkungen, Regulierungen oder Verbote aus dem Bereich der CO2-Einsparung und Umweltpolitik.

Welche Maßnahmen sollten aus Ihrer Sicht ergriffen werden, um die Standortpolitik zu verbessern?

Berger: "Grundsätzlich müssen gesetzlich festgelegte Maßnahmen in der Zukunft wieder an einen Kausalzusammenhang adresssiert und mit ausreichend viel Flexibilität ausgestattet sein, um an die standortindividuellen Rahmenbedingungen angepasst werden zu können.
Subventionen, wie z.B. die Unterstützung des Kaufs von E-Fahrzeugen, dürfen keine Angriffsfläche für Missbrauch bieten, wie z.B. bei konzentriert ausgeschütteten Summen, sondern müssen (wenn überhaupt notwendig) dem Verbraucher nur über Jahre hinweg verteilt zugute kommen. Förderungen wären wesentlich besser angebracht bei Maßnahmen, die der Allgemeinheit der Gesellschaft zugute kommen, wie z.B. Förderungen der Infrastruktur. "

Wettbewerbsfähigkeit an unserem Standort muss verbessert werden:

  • Flüchtlinge wie auch Migranten müssen zugelassen werden, allerdings mit gezielt benötigter Qualifikation und mit einem angemessenen Anspruch der Beteiligung an der Leistungserbringung in der Gesellschaft. Der Anspruch muss sich wieder an der Leistung orientieren dürfen.
  • Die Einseitigkeit der Gestaltung von Arbeitsgesetzen (z.B. Kündigungsschutz) sowie deren Interpretation in der Rechtsprechung muss durch eine höhere Ausgewogenheit ersetzt werden. Arbeitgeber benötigen (auch im Interesse der gesamten Arbeitnehmerschaft) Werkzeuge zur Unterbindung von Missbrauch (z.B. übermäßige oder selbst verursachte Ausfälle durch Krankheit, ...)
  • Freiheit und Verantwortung muss wieder beim Individuum liegen, nicht beim Staat.
  • Gesetze wie das LieferkettensorgfaltspflichtenGesetz sollten möglichst abgeschafft werden. Es gibt zum Einen kaum Unternehmen, die sich anhand höchster moralischer Ansprüche leisten würden, gegen menschenunwürdige Bedingungen zu verstossen. Im globalen Wettbewerb gebt es wohl kaum Staaten, die sich wie die Europäer aufgrund moralmissionarischer Bedürfnisse selbst im Weg stehen (geißeln).
  • Zwangsmassnahmen, wie z.B. zwingende Errichtung einer PV-Anlage beim Neubau in manchen Länder (RP), sind nicht zielführend sondern häufig eine Belastung des Unternehmens, die sich noch nicht einmal rentieren muss (vgl. negative Stromkosten bei Sonnenintensiven Tageszeiten).

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