Unternehmerinnen und Top Führungskräfte des regionalen Mittelstands stellen sich vor
Annette Windus
Die 5. BVMW.LokalZeit führte dieses Mal in hochherrschaftliches Ambiente, und zwar nach Gedern auf den Schlossberg.
Dort erwartete uns Schlossbergführerin Gabi Bieger zu einer ausgedehnten Führung. Doch der Wettergott hatte nicht die beste Laune und sich entschieden, mittelfristig alle Himmelsschleusen zu öffnen. Ergiebiger Regen machte alle Aktivitäten im Freien zunichte, was der Stimmung nicht schadete. Das Schloss Gedern ist ein Barockschloss aus dem 13. Jahrhundert. Als deren Erbauer werden die Herren von Gedern angesehen. 1255 wird erstmals urkundlich ein Wolfram von Gaudern (Gedern) erwähnt, von dem wohl auch der Name der Vorgängerburg Wolframsburg stammt.
Schlossbergführerin Gabi Bieger gab einen Einblick in die abwechslungsreiche Geschichte des Gederner Schlosses und wusste viel Interessantes zu den Gebäuden rund um das Schloss zu berichten, z. B. über die Fasshalle, das Bergwirthshaus, die alte Apotheke und die Erbleihhäuser. Mindestens genauso interessant wie die Geschichte des Schlosses waren die Anekdoten über seine ehemaligen Bewohner.
Die Schlossanlage hat drei unregelmäßig gruppierte Flügel in S-Form. Der südlich querstehende viergeschossige Hauptflügel mit Walmdach und vorgelagertem Treppenhaus mit Mansarddach und einem aufgesetzten Achtecktürmchen wird Renaissancebau genannt. Der Mittelbau setzt die viergeschossige Schlossanlage nach Norden fort. An seiner Nordost-Ecke steht ein spätgotischer Treppenturm, der das Dach mit schon barocker Turmhaube leicht überragt. Dem Mittelbau steht an seiner nordwestlichen Ecke ein zweigeschossiger nördlicher Flügel mit Mansarddach vor, ein Barockbau, der Prinzessbau oder auch Neuer Bau genannt wird. Das nordöstlich vorgelagerte Gebäude des ehemaligen Rentamtes und das über einem Innenhof südöstlich versetzt gegenüberliegende sogenannte Torbogenhaus, wahrscheinlich der ehemalige Zugang der Vorgängerburg als Torhaus und gleichzeitig Marstall, gehören zur Schlossanlage. Der Marstall trägt einen Schlussstein mit der Jahreszahl 1605 (beziehungsweise 1609). Außerdem gibt es noch eine südlich gelegene Remise. Westlich und südlich schließt sich der parkartig gestaltete ehemalige Burgbereich als Schlossgarten mit altem Baumbestand an.
In eben dieser Remise versammelte sich zunächst die Gruppe und wurde dort von Magistratsmitglied Herbert Weber (FW) herzlich begrüßt. Er berichtete u. a. über die geplante Landesgartenschau, die im Jahr 2027 von April bis September stattfinden soll und an der sich Gedern beteiligen wird. Erstmals haben sich elf Kommunen in der östlichen Wetterau und in Teilen des Vogelsbergs zur "Landesgartenschau Oberhessen" zusammengeschlossen: Büdingen, Echzell, Gedern, Glauburg, Hirzenhain, Kefenrod, Limeshain, Nidda, Ortenberg, Ranstadt und Schotten. Ein Mammutprojekt, wie Herbert Weber zugab, und er ergänzte, dass der hohe Koordinationsaufwand eine Herausforderung sei. Kerngedanke dabei war: Es soll kein Geld für neue Flächen ausgegeben werden, die nach der Gartenschau wieder verschwinden. Stattdessen sollen wichtige Gebiete im Einklang mit dem Umfeld um-, aus- oder neu gebaut werden. Die Pläne der nicht-hessischen Architekten sehen außerdem vor, Freizeitflächen zu integrieren. Um die ganze Region zu verzahnen, sollen Radwege ausgebaut und der ÖPNV ins Boot geholt werden. Vereine und Kulturinstitutionen, wie das Keltenmuseum am Glauberg, sollen eingebunden und Umweltpädagogik angeboten werden.
Im Schloss befinden sich heute ein Schlosshotel mit Restaurant und Café, der Sitz der Stadtverwaltung, eine Rechtsanwaltskanzlei und eine Seifenmanufaktur, die besichtigt werden kann. Seit 2004 ist das Kulturhistorische Museum im Torbogenhaus des Schlosses untergebracht. In der Alten Schmiede auf dem Schlossareal ist seit 2012 das Infozentrum Alte Schmiede eingerichtet. Schwerpunkte sind die ehemals regional bedeutende Eisenerzverarbeitung sowie der Abbau von Basalt und Informationen zu Geotopen im Niddertal. Exponate zu historischen Verkehrswegen, Wirtschaftsgeschichte und zum Abbau der Rohstoffe werden präsentiert. Das Schloss ist idyllisch gelegen inmitten eines 7,5 ha großen Parks mit altem Baumbestand, der Mitte des 18. Jahrhunderts von Friedrich Karl zu Stolberg Gedern als englischer Landschaftsgarten angelegt wurde.
Im Anschluss an die Führung genossen die BVMW-Mitglieder ein vorzügliches Essen im stilvollen Ambiente des familiengeführten Schlosshotels. So ließ es sich wieder einmal wunderbar netzwerken.
(Text und Foto Annette Windus, Redaktionsbüro Wortschatz)